Am 24.03.2024 verstarb mit Viktor Hülsdau, genannt Vici, ein Urgestein derBochumer Jungen‘.

Nein, er starb nicht plötzlich und unerwartet. Nein, er starb auch nicht schnell und schmerzlos. Seine Krankheit zog sich über einen langen Zeitraum hin.Mal ging es besser, mal wieder schlechter. Zum Schluss war es eine Erlösung.

Vici lernte ich auf der Schule kennen. Gemeinsam besuchten wir das Goethe Gymnasium in Bochum.

In unterschiedlichen Klassen aber mit gemeinsamen Hobbys: VfL und pöhlen.

In jeder freien Minute wurde der Schulhof unser Sportplatz. Die Tore bestanden aus jeweils drei Tonnen lang und 2 Tonnen an den Seiten.

Die Tonnen, so nannte man damals die Schultornister, waren dafür perfekt. Als Spielgerät dienten Tennisbälle.

Vici war zwar nicht der schnellste, aber ein Könner der Ballbeherrschung.

Häufig schon vor dem Unterricht, in den Pausen und nach der Schule wurde gepöhlt.

Am Wochenende wurden dann die Spiele des VfL besucht. Zunächst nur die Heimspiele. Später kamen dann auch die nahen Auswärtsspiele hinzu.Man sah nahezu jedes Spiel gemeinsam.Man stand in der Ostkurve zusammen und war immer da.

Das war auch der Zeitpunkt, als der damalige Pressesprecher des VfL,Wolfgang Hellmich, auf uns aufmerksam wurde.

Er stellte uns am 15.05.1972, in den Katakomben der Haupttribühne, seine Idee vor. Fans sollten nicht mehr nur zufällig und aus einer Laune heraus zum Spiel gehen, sondern organisiert an den Verein gebunden werden. Ein vom Verein anerkannter Fan-Club sollte als Bindeglied zwischen Club und den Anhängern dienen.

Wir waren zunächst etwas skeptisch. Wer sollte das machen? Keiner hatte Erfahrung in Organisation, Buchhaltung und Schriftverkehr. Gleichzeitig faszinierte uns der Gedanke, Vorreiter einer neuen Fanbewegung zu sein.

Wir machten mit und teilten die Aufgaben mit anderen unter uns auf.

Es wurde dann aber alles zu viel. Teilweise bestand der Club aus mehreren hundert Mitgliedern. Wir zogen einen Schlussstrich und stellten uns 1974 neu auf. Uli Börnke kam hinzu und zusammen bildeten wir ein über viele, viele Jahre erfolgreiches Dreigestirn.

Wir hatten die Aufgabenbereiche klar abgesteckt:

Uli: das Aushängeschild, Kontakt zum Verein, Organisation von Auswärtsfahrten, Schriftverkehr.

Vici: der Buchhalter, Versammlungsleiter

Suse und ich: Organisation von Feiern und Freizeitveranstaltungen, Fußballmannschaft.

Wir bildeten eine gute Gemeinschaft. Dabei ging es nicht immer nur friedlich zu.Wenn Uli und ich manches Mal nicht einer Meinung waren, war es oft Vici der vermittelte. Man einigte sich dann, erzielte Kompromisse und weiter gings.

So ging das über etliche Jahre. Viele Feiern, viele Spiele, viele Gemeinsamkeiten,viele schöne Erinnerungen.

Doch das änderte sich zum Ende des letzten Jahrtausends.

Uli wurde krank. Er veränderte sich. Man sah es ihm an. Auf Nachfragen ging er darüber hinweg. Sagte nichts. Wollte keinen beunruhigen.

Dann musste Anfang 2001 Vici ins Krankenhaus. Das Herz.Wir machten uns große Sorgen und viele von uns besuchten ihn in der Klinik in Essen.Doch dann kam alles anders. Am 27.04.2001 verstarb Uli pötzlich.

Ich hatte einen der schwersten Gänge meines Lebens vor mir. Ich musste einem schwerkranken Menschen beibringen, dass unser Uli ihn nicht mehr besuchen kommen würde.Vicis Blick werde ich bis heute nicht vergessen.

Aber, was positiv war, er berappelte sich gesundheitsmäßig wieder.Gleichwohl merkten wir, dass er doch nicht mehr ganz der Alte war.

Ihm wurde angeraten, sich zu schonen und sich mehr zurückzuziehen.Das war für uns alle nicht einfach zu begreifen.

Gerade Vicis flotte Sprüche und die vielen Gemeinsamkeiten fehlten.Er trat aus dem Fan Club aus und wurde nur noch sporadisch gesehen.

Bei unserem 40-jährigen Jubiläum war er dabei und auch beim 50-jährigen. Gerade hier, am 24.09.2022, traf er noch einmal viele aktuelle und viele

ehemalige BO-JU’s. Ihm hat dieses Wiedersehen sehr gefallen und sehr gut getan.

Leider verschlechterte sich sein gesundheitlicher Zustand immer mehr und so verstarb er am 24.03.2024. Er wurde 70 Jahre alt.

Mit ihm ging ein toller „Bochumer Junge“. Er war einer der Architekten unserer Gemeinschaft. Einer, der mitgeholfen hat, den Fan Club zu dem zu machen, was er heute immer noch ist: ein großartiger Verein.

Alter, langjähriger Weggefährte, mach es gut und zeig den anderen da oben, dass du immer noch hervorragend mit dem Tennisball umgehen kannst.

Lobo, im Frühsommer 2024