Uli

Am Freitag, den 27.04.2001, ist in den Vormittagsstunden unser Freund Uli gestorben.

Für alle unerwartet und vielleicht deshalb für uns auch um so schmerzhafter.

Uli war bekannt und beliebt in der Bochumer Fan-Szene wie kaum ein anderer. Er war lange Jahre das Sprachrohr aller Bochumer Fans und setzte sich leidenschaftlich für unsere Belange ein.

Diese Leidenschaft und Treue zum VfL ist ihm wohl in die Wiege gelegt worden. Schon mit drei Jahren saß er auf dem Schoß seines Vaters Albert (seit 50 Jahren Dauerkarteninhaber) und sah sich mehr oder weniger begeistert seine ersten VfL Spiele an.

Als am 15.05.1972 die „Bochumer Jungen“ gegründet wurden, gehörte Uli schon dem Umfeld an. Kurz darauf wurde er dann auch Mitglied und bildete seit dem 23.09.1974 zusammen mit Vici Hülsdau und mir, den seit dem bestehenden Vorstand der „Bochumer Jungen“.

Uli war der Mann mit der Mütze. Erklärung: Die „Bochumer Jungen“ trugen in früheren Zeiten als Erkennungszeichen, neben der obligatorischen Kutte mit Vereinsemblem, eine schwarze Mütze mit Namensschild. das war der so genannte Elbsegler. Als viele von uns die Mütze schon nicht mehr hatten, trug Uli seine immer noch. Man munkelte, dass er sie auch Nachts im Bett nicht abnahm. In den ganzen langen Jahren seiner Fan-Club-Mitgliedschaft verpasste er kaum ein Heim- oder Auswärtsspiel unseres VfL.

Uli war manchmal nicht leicht zu nehmen. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, versuchte er die auch nach Möglichkeit durchzusetzen. Vor zum Teil heftigen Diskussionen innerhalb des Fan-Clubs, aber auch mit den Vereinsoberen in Gestalt von Ottokar Wüst oder Werner Altegoer schreckte Uli nicht zurück. Viele können sich sicher noch an seinen Auftritt im Schauspielhaus erinnern, als nach Erreichen des UEFA Cups die neuen, sehr bunten Trikots vorgestellt wurden. Uli´s Ausspruch: „Wir wollen unsere blauen Trikots wiederhaben“ wurde Kult.

Seine Arbeit im Fan-Rat wurde von allen Seiten anerkannt und geschätzt. Er war immer da, wenn es galt zu vermitteln oder zu beschwichtigen.

In den letzten Monaten wurden Uli´s Auftritte immer rarer. In Unkenntnis seiner Krankheit kam uns sein Verhalten schon merkwürdig vor. Aber so war er nun einmal. Um niemanden zu belasten, sagte er weder seinen Eltern noch seinen engsten Freunden und Bekannten etwas.

Nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt Anfang diesen Jahres schien er auf dem Wege der Besserung. Ende April erlag er dann seinem schweren Herzleiden.

Enden möchte ich diesen Nachruf mit dem Satz, den Uli selber geprägt hat und der für ihn typisch war: „Wir sind zwar nicht die besten, aber die lustigsten. Dabei haben wir immer Spaß in den Backen und die Hand am Glas“.

In Erinnerung an einen guten Freund

Lobo „Bochumer Jungen“

Rudi

Am Sonntag, den 30.09.2007, ist in den Nachmittagsstunden unser Rudi gestorben.

Obwohl von seiner Krankheit gezeichnet, kam der plötzliche Tod doch für viele unerwartet und traf uns besonders schmerzhaft. Nahezu niemand hatte noch die Zeit, Abschied zu nehmen.

Rudi war in der alten Bochumer VfL Szene bekannt wie ein bunter Hund. Seine direkte Art auf Menschen zuzugehen, auch manchmal mit recht derben Sprüchen und Argumenten, kam bei den meisten Leuten gut an. Er stellte sich oft mit den Worten vor: „Ich bin der Rudi aus Bochum“ und fragte gleich nach: „Keine Weiber hier?“

Einiges wirkte manchmal bei ihm etwas chaotisch – er kam oft von „Hölzchen auf Stöckchen“. Er hatte viele Ideen, die meist nur einen Zweck erfüllen sollten: Gutes für den VfL und vor allem für den Fan-Club zu tun. Wer außer Rudi (natürlich mit seiner Edel) wäre wohl auf die Idee gekommen, den Namen „Bochumer Jungen“ patentieren zu lassen? Wer würde sich als Landratte und kaum Beziehung zum Meer ein Segelboot auf Formentera kaufen, um es dann auch noch regelmäßig zu benutzen und auf den Namen “Bochumer Jungen“ zu taufen. Es versteht sich von selbst, dass Rudi nur sehr wenige spanische Wortbrocken beherrschte und den Rest mit Händen, Füßen und San Miguel erklärte.

Sein letztes Ziel konnte er aber nicht mehr verwirklichen bzw. erleben. Er plante ein Fußballspiel der alten gegen die neue junge „Bochumer Jungen“-Fußballgarde. Diesen letzten Wunsch werden wir ihm gerne in den nächsten Monaten im Rahmen unseres Hallentrainings erfüllen. Danach werden wir uns noch auf einige Fiege Kaltschalen zusammensetzen und über vergangene und zukünftige Ereignisse des Fußballteams sprechen können.

Seit 1973 war Rudi bei den Bochumer Jungen und gehörte somit zu den ältesten Mitgliedern. Bei vielen Auswärtsfahrten und nahezu sämtlichen Heimspielen war er dabei.

Rudi war auch ein guter Fußballspieler und großartiger Mannschaftskapitän. Weil sein „Otto“ ihn immer mehr quälte, musste er schon vorzeitig die Fußballbühne verlassen.

Unvergessen sind auch die ungezählten Turniere, an denen wir teilgenommen und zusammen viel Spaß gehabt haben. Wenn ich nur an den Auftritt bei der Fan-Club Meisterschaft in Hannover denke, wird mir noch heute ganz anders. Zusammen mit seinem Kumpel „Chicago“ aus Dithmarschen/Ostfriesland ließ Rudi zu vorgerückter Stunde seine Beine aus dem 5. Stockwerk des von uns gebuchten Hotels baumeln. Den nicht gerade kleinen Menschenauflauf und die Ankunft der herbeigerufenen Feuerwehr registrierte er nur mit der Frage, ob die jetzt alle nur wegen ihm da seien.

Rudi war ein Mann für alle Fälle. Wenn jemand Hilfe brauchte, war Rudi stets da und man konnte sich blind auf ihn verlassen. Ob Renovierungen, Umzüge, Reparaturen, Behördengänge – Rudi war immer ein zuverlässiger Ansprechpartner. Es ist kaum nachzuhalten, wieviele aus unseren Reihen im Laufe der Jahre seine Hilfe in Anspruch genommen haben.

Eines von Rudi’s Steckenpferden war die Ausrichtung von Verlosungen und Tombolas. Ziel dieser Unternehmungen war es immer, soviel Geld wie möglich für bedürftige oder kranke Kinder herauszuholen. Die letzte Aktion startete er in Dankern, als er aus eigener Tasche Preise besorgte und den gesamten Reinerlös unserem Sparschwein zukommen ließ.

Urlaub verbrachte er meist auf seiner Lieblingsinsel Formentera. Die kleine Mittelmeerinsel war auch seine 2. Heimat. Hier kannte er Hans und Franz, lernte seine Edel 1983 kennen und lieben. Viele Tage und Wochen haben wir dort gemeinsam unsere Ferien verbracht.

Auf Formentera schließt sich auch wieder der Kreis. Am 08.10.2007 haben wir in einer Trauerfeier Abschied von Rudi genommen. Seine Asche wird im Frühjahr 2008 im Meer vor Formentera verstreut.

Mit Rudi verliert der FC einen echten Bochumer Jungen .

Machs gut alter Freund – vergessen werden wie Dich nie.

Im Herbst 2007

Lobo, Bochumer Jungen

Karl-August

Am letzten Wochenende kam die Nachricht auf: Karl-August ist tot!

Betroffenheit und Trauer machte sich breit gepaart mit der Hoffnung, dass die Meldung nur ein böses Gerücht sei.

Heute, am 27.08.2012, kam dann die schlimme Gewissheit: Karl-August ist schon am 06.07.2012 in Bochum verstorben.

Keiner hatte etwas mitbekommen, keiner konnte näheres sagen. Ganz still und heimlich, so wie er in den letzten Monaten gelebt hatte, ist er von uns gegangen.

Immer wieder angebotene Hilfe hat er abgelehnt. Auf Schreiben oder Anrufe hat er nicht mehr reagiert.Letztmalig war er bei unserer Jubiläumsfeier am 19.05.2012 in unserer Mitte.Dass es ihm nicht gut ging, konnte jeder sehen. Dass es aber so schlimm um ihn bestellt war, konnte keiner ahnen.

Parallelen zu unserem vor 5 Jahren verstorbenen Rudi und vor 11 Jahren verstorbenen Uli tun sich auf. Auch hier hatte niemand mehr Zeit, Abschied zu nehmen. Alles ging so schnell.

Karl-August war langjähriges Mitglied bei den BO-JU’s. Seit 1974 war er durchgehend dabei. Er war eine treue Seele und verlässlicher Kumpel.

Karl-August wusste meist mit seiner Behinderung umzugehen. Er schoss zwar manchmal über das Ziel und die Lautstärke hinaus, war aber ansonsten ein umgänglicher Zeitgenosse. Hatte es zu einem guten Fußballspieler nie gelangt, so machte ihm beim Minigolf kaum einer etwas vor. Was der VfL für ihn im Fußball, war Paderborn für ihn im Minigolf.

Wir erinnern uns gerne an viele gemeinsame Fahrten und Feiern, wo Karl-August nicht selten als Sponsor auftrat. Er war für manche Verlängerung gut!

Insbesondere nach dem Tod seiner Mutter war der Fan-Club die Hauptanlaufstelle für ihn. Hier kannte er jeden, hier konnte er sich auf jeden verlassen.Dies war leider bei anderen privaten Bekanntschaften von ihm nicht der Fall. Innerhalb kürzester Zeit wurde aus einem wohlhabenden ein bitterarmer Mensch.Karl-August wurde immer verzweifelter. Er zog sich immer mehr zurück, auch weil er sich ob seiner Armut schämte. Krankheiten kamen hinzu, die den Allgemeinzustand nicht gerade verbesserten.

Wir freuten uns daher alle, als er bei unserer Feier am 19.05.2012 auftauchte und wir viel Spaß zusammen hatten. Es sollte seine letzte Feier gewesen sein.

Am 06.07.2012 ist Karl-August verstorben. Über die Umstände oder die Art seines Todes ist mir nichts bekannt. Die letzte Ruhe hat er in seiner Stadt Bochum gefunden.

Er liegt jetzt dort, wo er es sich gewünscht hat: auf einem anonymen Feld am Freigrafendamm.

Ein echter Bochumer Junge ist von uns gegangen.Machs gut Karl-August. Wir denken an dich, alter Freund.

Im Sommer 2012

Lobo, Bochumer Jungen

Lukas

Eine traurige Geschichte zum Nikolaus

Manchmal fragt man sich, ob wirklich alles im Leben nur Zufall ist.

War es Zufall, dass ich an diesem Nikolaustag morgens im Büro saß und mir die Berichte und Ereignisse des letzten Tages und der Nacht für Bochum auf der Polizeihomepage durchlas? Von Einbrüchen war die Rede, von den Auswirkungen des Orkantiefs Xaver, welcher in der Nacht über unsere Stadt hinweggefegt war.

Dann las ich, dass ein 10-jähriger Junge vermisst wurde. Er hatte mit seiner Mutter eine Weihnachtsfeier in der Bochumer Innenstadt besucht. Der Junge sei nach der Veranstaltung weggelaufen und spurlos verschwunden. Viele Beamte wären im Einsatz gewesen. Sogar Hubschrauber und Suchhunde waren vor Ort.

Ich sah dann Bilder des Kindes und den Namen: dort stand Lukas K..

Mein Herz machte einen Satz und ich dachte sofort an die letzte stürmische Nacht und an die Eltern – Gundi und Peter. Sofort griff ich zum Telefon und fragte einen Kollegen: „Na, ist der Lukas wieder aufgetaucht?“

Mit tonloser Stimme sagte er mir, dass man den Jungen gerade auf den Geleisen, in der Nähe des Bochumer Hauptbahnhofes, tot aufgefunden habe. Es war so, als wenn jemand mir die Beine weggezogen hätte. Ich konnte es nicht fassen. Fragen tauchten sofort und auch später auf: wie konnte das geschehen, wie ist es geschehen, warum ist es geschehen? Was genau in dieser Nacht passiert ist, keiner kann es genau sagen, wie es zu diesem Unglücksfall kam.

Lukas war ein Junge, welcher seit seiner Geburt mit einer geistigen Behinderung zu kämpfen hatte. Er war zudem auch ein Autist. Er lebte in seiner eigenen Welt, sah die Welt aus seiner Sicht. Lukas ließ kaum jemanden an sich heran, wurde die ganzen Jahre von seinen Eltern gehegt und gepflegt. Wahrlich keine Aufgabe um die man sie beneidete. Aber sie liebten ja ihr einziges Kind und brachten viele Opfer dafür.

Lukas war ein sehr lebendiges Kind. Wenn andere noch schliefen, wollte er beschäftigt werden. Er ritt gerne und ging viel spazieren. Ob er den Begriff Angst kannte, weiß man nicht. Man weiß auch nicht, ob er auftauchende Gefahren richtig einschätzen konnte. Vielleicht wollte er auf den Schienen nur einfach spazieren gehen und hört durch den lauten Sturm nicht die Geräusche des vorbeifahrenden Zuges. Ein Güterzug erfasste ihn und verursachte die tödlichen Verletzungen.

Uns Bochumer Jungen bleibt nur die Trauer um einen kleinen Jungen und unser Mitgefühl für die Eltern. Wir werden alles was möglich ist tun, um Gundi und Peter in ihrer Not und ihrem Leid zu helfen. Die unendliche Leere können wir ihnen nicht nehmen, aber ein Licht in der Dunkelheit anzünden, das können wir.

Bochum, im Dezember 2013

Lobo, Bochumer Jungen