Eine traurige Geschichte zum Nikolaus

Manchmal fragt man sich, ob wirklich alles im Leben nur Zufall ist.

War es Zufall, dass ich an diesem Nikolaustag morgens im Büro saß und mir die Berichte und Ereignisse des letzten Tages und der Nacht für Bochum auf der Polizeihomepage durchlas? Von Einbrüchen war die Rede, von den Auswirkungen des Orkantiefs Xaver, welcher in der Nacht über unsere Stadt hinweggefegt war.

Dann las ich, dass ein 10-jähriger Junge vermisst wurde. Er hatte mit seiner Mutter eine Weihnachtsfeier in der Bochumer Innenstadt besucht. Der Junge sei nach der Veranstaltung weggelaufen und spurlos verschwunden. Viele Beamte wären im Einsatz gewesen. Sogar Hubschrauber und Suchhunde waren vor Ort.

Ich sah dann Bilder des Kindes und den Namen: dort stand Lukas K..

Mein Herz machte einen Satz und ich dachte sofort an die letzte stürmische Nacht und an die Eltern – Gundi und Peter. Sofort griff ich zum Telefon und fragte einen Kollegen: „Na, ist der Lukas wieder aufgetaucht?“

Mit tonloser Stimme sagte er mir, dass man den Jungen gerade auf den Geleisen, in der Nähe des Bochumer Hauptbahnhofes, tot aufgefunden habe. Es war so, als wenn jemand mir die Beine weggezogen hätte. Ich konnte es nicht fassen. Fragen tauchten sofort und auch später auf: wie konnte das geschehen, wie ist es geschehen, warum ist es geschehen? Was genau in dieser Nacht passiert ist, keiner kann es genau sagen, wie es zu diesem Unglücksfall kam.

Lukas2

Lukas war ein Junge, welcher seit seiner Geburt mit einer geistigen Behinderung zu kämpfen hatte. Er war zudem auch ein Autist. Er lebte in seiner eigenen Welt, sah die Welt aus seiner Sicht. Lukas ließ kaum jemanden an sich heran, wurde die ganzen Jahre von seinen Eltern gehegt und gepflegt. Wahrlich keine Aufgabe um die man sie beneidete. Aber sie liebten ja ihr einziges Kind und brachten viele Opfer dafür.

Lukas war ein sehr lebendiges Kind. Wenn andere noch schliefen, wollte er beschäftigt werden. Er ritt gerne und ging viel spazieren. Ob er den Begriff Angst kannte, weiß man nicht. Man weiß auch nicht, ob er auftauchende Gefahren richtig einschätzen konnte. Vielleicht wollte er auf den Schienen nur einfach spazieren gehen und hört durch den lauten Sturm nicht die Geräusche des vorbeifahrenden Zuges. Ein Güterzug erfasste ihn und verursachte die tödlichen Verletzungen.

Uns Bochumer Jungen bleibt nur die Trauer um einen kleinen Jungen und unser Mitgefühl für die Eltern. Wir werden alles was möglich ist tun, um Gundi und Peter in ihrer Not und ihrem Leid zu helfen. Die unendliche Leere können wir ihnen nicht nehmen, aber ein Licht in der Dunkelheit anzünden, das können wir.

Bochum, im Dezember 2013

Lobo, Bochumer Jungen

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