Auf nach Berlin…

…beschlossen schon vor ein paar Wochen einige reiselustige Mitglieder der Bochumer Jungen. Der Termin rückte näher und es fanden sich 13 (auweiah) Unerschrockene, die sich auf die weite Reise in unsere Hauptstadt begeben wollten. Allerdings sollte nicht das Angebot von BOZ angenommen werden, mit einem schmucken ICE direkt in die Hauptstadt zu schweben, sondern man wollte aus dieser weiten Reise auch eine lange Reise machen und daher das Wochenendticket und viele Regionalzüge benutzen. Das eingesparte Geld sollte dann in eine Übernachtung investiert werden.

Darum waren auch der Sportwart und der Spatzel nicht dazu zu bewegen, mit uns zu fahren, und es blieben Michael L. aus Bo-La, sein Chef Christian aus der Leuchtkäferstadt, Werner H., König Olaf, der Lindenpitter, Keeper, Salle, Mülheims Stefan mit seinen beiden Iren, von denen sich übrigens einer als Australier entpuppte, unsere Wirtsfrau Jutta samt Töchterchen Natascha und der Freiburger, dem die Funktion des Reiseleiters übertragen wurde.

Einige Tage vor dem Reisetermin rief der Freiburger noch bei Werner H. an und fragte, ob man denn am kommenden Samstag zusammen zum Bahnhof gehen sollte. Die Antwort war jedoch ein klares Nein, denn Werner H. wollte nicht mehr mitkommen. Er berichtete von schrecklichen Erfahrungen mit der Deutschen Bahn auf seiner täglichen Fahrt zur Arbeit in die Leuchtkäferstadt, über umgeleitete, ausgefallene und unpünktliche Züge. Deswegen würden wir auch auf keinen Fall rechzeitg zum Anstoß in Berlin ankommen.

Und somit waren’s nur noch 12…

Der Samstag Morgen war da und frohen Mutes, da es keine weiteren Absagen gegeben hatte, marschierte der Reiseleiter mit allen wichtigen Informationen und einigen – Dank seiner Teilzeitlebensabschnittsgefährtin – auch auf der Reise gut gekühlten Hefegetränken im Gepäck in Richtung Bahnhof los. Dort angekommen fuhr ihm ein Schreck in die Glieder: Statt der dort erwarteten 6 Reiseteilnehmer waren nur Jutta und Töchterchen Natascha zu erblicken. Bei näherem Hinsehen erkannte er jedoch auch noch den Keeper und Toli, den Sohnemann der Wirtsleute, der, wie ihm erklärt wurde, stellvertretend für den Lindenpitter, den wichtige berufliche Termine plagten, mitreisen würde. Kurze Zeit später gesellte sich auch noch Salle hinzu und es fehlte nur noch König Olaf. Die Abfahrt nahte und man begab sich auf den Bahnsteig. Dann eine Durchsage:

Die S-Bahn nach Dortmund kommt 16 Minuten später.

Unruhe kam auf und man fragte sich, ob Werner H. recht behalten würde. Da jedoch in Dortmund reichlich Umsteigezeit vorhanden war, kam aber keine Panik auf und man nutzte die zusätzliche Zeit, um nach König Olaf zu schauen, der jedoch nicht mehr auftauchte.

Und somit waren’s nur noch 11…

In der S-Bahn war dann, wie verabredet Mülheims Stefan mit seinen beiden Iren, von denen – wie bereits erwähnt – einer Australier ist. Später kamen dann Michael L. aus Bo-La und beim Umsteigen in der Leuchtkäferstadt sein Chef Christian hinzu.

Gemeinsam nahm man dann im Westfalen-Express nach Minden Platz, in dem auch einige Fans der Leuchtkäfer mitfuhren, die aber nicht sonderlich unangenehm auffielen. Dies taten aber zwei junge Mädels, die sich als Mitglieder einer Damenfussballmannschaft entpuppten, aus Ückendorf kamen und sich auch noch als Anhänger des dortigen 1. FC outeten. Aus lauter Mitleid über eine so verkorkste Jugend beschlossen wir, die beiden kostenlos bis Braunschweig mitzunehmen. Mittlerweile ploppten auch die ersten Fiege-Pullen und die Fahrt nahm – übrigens absolut pünktlich – ihren Lauf.

In Minden angekommen wurde die im Bahnhof ansässige Bäckerei zur Einnahme des zweiten Frühstücks genutzt, bevor es im Ems-Leine-Express weiter nach Braunschweig ging. Da dort die Regionalbahn nach Magdeburg schon bereit stand wurde schnell ein Abteil belegt, bevor in den Geschäften im Bahnhof die Vorräte an Hefegetränken ergänzt wurden.

Ein gewisser Herr aus Bo-La hatte einige Fleischklopse aus eigener Produktion mitgebracht, die nach dem Verzehr doch für eine etwas stickige Atmosphäre sorgten. Deswegen sollten die Fenster geöffnet werden, was jedoch nicht so ohne weiteres klappte, da diese abgeschlossen waren. Mit Hilfe von Werkzeug, das uns ein freundlicher, mitreisender Fahrradfahrer zur Verfügung stellte, gelang es Salle im letzten Moment, die Fenster zu öffnen und wir überlebten die Auswirkungen der Fleischklopse. Das uns der besagte Fahrradfahrer überhaupt das Leben rettete, ist insofern erstaunlich, als dass die Kettenraucher aus unserem Kreise ihn bereits im vorherigen Zug im Nichtraucherbereich zugenebelt hatten, was übrigens zu einer Beschwerde bei der dortigen Zugchefin geführt hatte und die diese sofort an den völlig unbeteiligten Reiseleiter weitergeleitet hatte, der sofort nichts machte.

Gegen Mittag wurde Magdeburg erreicht und der eine oder die andere nahm feste und flüssige Nahrung zu sich. Kurz vor Abfahrt des Zuges in die Hauptstadt tummelten sich arg viele Leute auf dem Bahnsteig, so dass der Reiseleiter seine gesammelten Reiserfahrungen einsetzen musste, damit man auch wieder das einzige Raucherabteil im Zug für sich hatte.

Bei der pünktlichen Ankunft am Alexanderplatz in Berlin wurden wir dank eines Telefonats von Mülheims Stefan von drei BFC-Fans erwartet, die uns nach dem Spiel die örtliche Kneipenszene näher bringen sollten. Schnell ging es ins Hotel und dann ab mit der U-Bahn ins Stadion, wo wir auch auf den letzten Drücker ankamen. Auch wenn noch nicht alles fertig ist, lässt sich schon erahnen, dass es ein würdiger Endspielort für die WM 2006 werden wird.

Ja und da war auch noch das Spiel, über das man besser nicht viele Worte verliert. Der Trümmerhaufen aus Bochum war gegen die einheimische Hertha ohne echte Chance. Mit viel Glück und dem Holländer im Tor überstand man zwar die erste Halbzeit. Aber es kam wie es kommen musste und nach 60 Minuten rappelte es dann im Bochumer Kasten. Auch gegen mittlerweile nur 10 Herthaner brachten die Bochumer nichts zustande. Stattdessen fiel man durch permanentes Wegrutschen (???), abprallende Bälle und fehlende Konzentration beim Torschuss auf. Die beste Chance – einen Freistoß von Christiansen – lenkte Kiraly an den Pfosten und so blieb es denn beim 1:0. Der anschließende Applaus (???) einiger mitgereister Bochumer Fans an die Mannschaft entzürnte Michael L. aus Bo-La dann auch zurecht. Haben die denn etwa nicht gesehen, dass die Bochumer auch nicht annähernd mehr in der Lage sind, einen Gegner unter Druck zu setzen? Was gibt es da noch zu applaudieren? Ironie ist auf dem Weg in die 2. Liga nicht mehr angebracht. Diese Vorfälle ärgerten auch Michael L. sein Chef Christian, der danach nicht mehr gesehen wurde.

Und somit waren’s nur noch 10…

Nachdem man sich wieder beruhigt hatte, ging’s per S- und U-Bahn nach Kreuzberg in ein Steakhaus mit günstigen Jubiläumspreisen, das der Reiseleiter bei seinen vielen Berlin-Besuchen bereits mehrfach getestet hatte. Auf dem Weg dorthin traf man dann auch die Wirtsfrau Jutta samt Kindern und den Keeper wieder, die viel schlauer als die Stadiongänger waren und sich in der Zwischenzeit einige der örtlichen Sehenswürdigkeiten angeschaut hatten. Gemeinsam wurde nun erst einmal ausgiebig geschlemmt und viel Budweiser getrunken.

Anschließend begab man sich mit Ausnahme der Wirtsfrau samt Nachwuchs zwecks Aufnahme weiterer alkoholischer Getränke in eine Fußballkneipe nach Lichtenberg (nicht nach Hellersdorf), die aber nur mit einer Damenrunde besetzt war, was uns aber nicht davon abhielt sofort die Theke einzunehmen. Nun wurden tiefgründige Gespräche über dies und das geführt und nach einigen Stunden ging es wieder zurück ins Hotel. Jedoch nicht ohne mehrfach die Verkehrsmittel zu wechseln, was insbesondere bei Michael L. aus Bo-La großen Anklang fand. Rob, der Ire und Ed, der irische Australier hatten sich mittlerweile per Taxi in einen Irischen Pub bringen lassen und tauchten erst am nächsten Morgen wieder auf. Im Hotel angekommen gab’s im angrenzenden Billard-Salon erst einmal den üblichen Absacker bevor man sich ins Reich der Träume begab und von besseren Erstligazeiten träumte.

Nach einem reichhaltigen Frühstück und nachdem der Keeper auch wirklich satt war, gab’s noch ein Hefegetränk, damit das Zittern aufhörte und dann ging es zum Alexanderplatz, um den Zug für die Rückfahrt zu besteigen.

In Magdeburg angekommen, wurden – man kannte sich ja schon aus – die im Bahnhof vorhandenen Lokalitäten besucht. Kurz vor der Abfahrt nach Braunschweig fehlte nur noch unser Stefan aus Mülheim. Die Uhr tickte und wir fragten uns:

Waren’s somit nur noch 9?

Aber nein, in den letzten Sekunden vor der Abfahrt trabten Stefan und der Zugchef fröhlich plaudernd und in aller Seelenruhe Richtung Zug. Über Braunschweig ging es weiter nach Minden, wo man in der dortigen bereits bekannten Bahnhofsbäckerei Kaffee und Kuchen zu sich nahm und auf den letzten Zug nach Bochum wartete. In diesem wurde natürlich das Raucherabteil belegt und anschließend unter anderem durch Zigarettenrauch ordentlich zugenebelt. Es gab aber keine Explosion und so kamen wir pünktlich in Bochum an, wo man sich bis zum nächsten Sonntag in alle Winde verstreute.

Fazit: Werner H. hatte Unrecht, wir kennen jetzt alle Berliner S- und U-Bahnhöfe und werden die Fahrt nächstes Jahr gegen Union Berlin wiederholen.

Euer Reiseleiter