Das letzte Heimspiel in der 1. Liga reizte den Sportwart mächtig und er ward entschlossen und gewillt das Feld der Ähre zu besichtigen.
Vor diesem gewagtem Schritt ging ins Ehrenfelder Trinkerasylum, um einige Stunden der Muße und Besinnung zu suchen. Etliche, also mindestens 10 Personen, eiferten ihm nach und mussten so vor sich rum. Ein wenig Aufregung brachte die Verteilung der neusten Stadiongazette. Der dort abgedruckte Nachruf auf unseren Uli fand allgemein Wohlwollen. Danke Lobo für die wohlfeinen Zeilen des Abschiedes.
Und noch etwas fand den allgemeinen Beifall: der VfL Bochum hat Ulis Eltern zum Spiel gegen Freiburg mit anschließendem VIP-Zelt Besuch eingeladen. Eine noble Geste, wofür diversen Herrschaften Dank gebührt.
Um 14 Uhr hatte der Sportwart genug Muße getankt und fuhr sodann mit einigen Getreuen zum Stadion an der Castroperstraße. Durch die allgemeine Hektik, die die vielen tausend freiwilligen VFL-Fans veranstalteten, kam der Sportwart in den Block A, obwohl er doch eigentlich ganz woanders seine Strafstunden beim VfL absitzt. Noch völlig verwirrt begrüßte er diverse Menschen und kaufte sich, noch ganz im Taumel, ein Fiege-Pils-Bier. Dann trank er es auch noch leer. Ne pfui aber auch ! Dann kam er noch einer Pflicht nach. Er musste die heilige Bochumer Jungen Fahne irgendwo im Stadion drapieren. An den Zaun durfte sie nicht, aber auf den Rasen des Ruhrstadions durfte sie abgelegt werden. Irgendwo an einem Eckpunkt warf er sie nieder und verschwand in der Menge, um so dann wieder vor Lobo aufzutauchen.
Rasch wurde noch ein Schwätzchen gehalten und dann der Rand. Der Stadionsprecher verlas einige Zeilen zu Ulrichs Tod, welche sich kaum vom Nachruf in der Stadionsbroschüre unterschieden. Anschließend wurde YOU‘L NEVER WALK ALONE abgespielt. Dabei hatten dann viele verdächtig feuchte Augen. Es ist aber auch wirklich durch und durchdringend diese Lied, dieses. So begannen die ersten Minuten des Spieles recht herzergreifend.
Man wurde aber schnell wieder in die Wirklichkeit zurückgerufen. Das Gekicke der VfL-Mannschaft ist wirklich eine mächtige Waffe gegen Träumereien. Begleitet wurde das stramme Spiel der Legionäre von diversen Protesten der Anhängerschar. Der allmächtige Vorsitzende und seine kleinen Knechte bekamen ebenso ihr Fett weg, wie die aufopferungsvoll kämpfende Mannschaft. Es waren einige gelungene Aktionen darunter, auf die der Sportwart wegen seiner starken Sehbehinderung nicht näher eingeht. Irgendwann war mal Halbzeit und der Sportwart ging nach seinem dringend benötigtem Urinalgang Mutter und Vater Börnke besuchen. Die 2. Halbzeit verbrachte er mit Ihnen. Die Zeit verging rasch und dann war auch Ende mit dem Gewürge auf dem Rasen.
Der VfL hatte mal wieder verloren, aber es regte kaum einen noch auf. Die Tore wurden geöffnet, die Fanschar eroberte den Rasen und der Sportwart die heilige Vereinsfahne. Vorher sind doch tatsächlich welche auf den Lappen herumgetrampelt. Schämt euch, Banausen elende. Freundlich wie der Sportwart mal so ist, begleitete er dann Familie Börnke zum VIP-Zelt. Durch einen glücklichen Zufall in Form von Moppel, dem Fanbeauftragten, musste er dann auch noch ins Zelt. Dort durfte er bei Saunatemperaturen herrliches Fiege Pils geniessen. Für ganz umsonst. Höhöhö….
Nachdem sich alle gelabsalt hatten, wurde Familie Börnke auf Wunsch zu einem bereitstehenden Kraftwagen gebracht und verabschiedet. Der Sportwart wurde dann durch die freundliche Familie Wolf in einem offenen Kutschwagen in die Heimat gebracht. Dort erzählte er dann seiner Lebenshilfe noch viel Unsinn. Es ist ihm schon eine liebgewordene Tradition geworden, Samstags abends Scheiße zu erzählen. Ja, das war’s dann 1. Liga. Wann wir wieder kommen, weiß der Sportwart und der Kuckuck auch nicht. Nächstes Jahr, übernächstes…, wer weiß es schon. Nun denn, bis demnächst in der 2. Liga und immer schön die Schuhe putzen.
Der Sportwart
Zum Geleit: Es gibt Wichtigeres als Fußball, aber dem Sportwart fällt leider nichts ein.
Einmal ein Bochumer Junge, immer ein Bochumer Junge.