Wie immer

Auch zum Auswärtsspiel bei Wärda Brämen bot die, der oder das B.O.Z. die Möglichkeit mit der deutschen Eisenbahn für nur wenig Moos zu reisen. Dank eines Sponsoren kostete die Fahrt heuer nur sechszehn Euro. Dieses konnte sich der Sportwart natürlich nicht entgehen lassen und er besorgte für sich und Spatzel schnellstens Karten für dieses Unternehmen. Er tat gut daran, denn die verfügbaren zweihundert Plätze waren in Windeseile vergeben.

Am Tag der Reise war dann auch die Bahnhofshalle voll von euphorischen jungen oder auch nicht mehr ganz so jungen Damen und Herren. Unter ihnen der Servicemann, Marcus mit seinen Magiern, Herr Meier mit Anhang, etliche Ultras mit vielen Doppelhaltern, einige Herrschaften der dynamischen Spielkultur samt Sozialarbeiter, der allmächtige Fanbeauftragte Moppel und, und, und…..

Auch ward der gesamte B.O.Z.-Vorstand, bestehend aus Marwan, Zabel und Mattes anwesend. Marwan erteilte als erstes dem Sportwart und Spatzel die Oberaufsicht für die mitgebrachten Salzgebäck-Stücke. Der Sportwart lehnte dankend ab, versprach aber die kulinarischen Köstlichkeiten in den Zug zu transportieren. Marwan war damit zufrieden und verschwand in der Menge, um seinen organisatorischen Aufgaben nachzugehen.

Der Sportwart und Spatzel asteten dann die Lebensmittel erst auf den Bahnsteig und dann in den Zug. Dort blieben sie im Türbereich stehen, denn die Fahrt ging nur bis Lüdenscheid-Süd. Hier durften sie dann in einen ICE Richtung Brämen umsteigen. Bei Umsteigen wurden sie von Gendarmen und einer Gruppe Bielefelder, welche auf den Weg gen Ückendorf waren, beobachtet. Es kam aber nur zu verbalen Freundlichkeiten.

Dem ICE, welcher sie nun weitertransportierte, waren extra zwei Wagen für die lieben Fans aus Bochum angekoppelt. Dieses merkte man auch an der Ausstattung. Aber der Sportwart und Spatzel hatten ja nicht vor in diesen Wagen zu bleiben. Nein, denn nach dem sie die Salzgebäck-Köstlichkeiten verstaut und anschließend Marwan und Mattes Vollzug gemeldet hatten, wanderten der Sportwart und Spatzel zum Bistrowagen.

Unterwegs konnten sie sich dann vom Komfort der anderen Wagen überzeugen. Im Bistro angekommen, bestellten sie sich dann zwei Fürstenberger Pils, abba frisch gezapft bittä, und verbrachten die kurze Fahrt bis Bremen mit philosophischen Gesprächen und einem weiteren Hopfen- und Malzgetränk. Zwischendurch bekamen sie Besuch von Marwan, der versuchte den Sportwart und Spatzel bei der netten türkischen Zugbegleiterin als Schwarzfahrer zu denunzieren. Die Zugbegleiterin, überzeugt durch des Sportwartens nette, freundliche, charmante Wesensart, verwies die Anklage von Marwan ins Reich der orientalischen Märchenwelt.

In Brämen angekommen, halfen beide der Sportwart und Spatzel beim Ausladen des festen und flüssigen Reiseproviants. Anschließend brachten sie das Zeug in diverse Schließfächer. Von dort aus schlossen sich der Sportwart und Spatzel den B.O.Z.-Leuten an, welche die Bremer Altstadt besichtigen wollten. Auf dem Bahnhofsvorplatz konnten sie ein riesiges Polizeiaufgebot bestaunen. Dieses Herren und Damen in grün und grau (Sondereinheit Demo und Fußball) durchsuchten jeden Bochumer Fan und führten auch einige Festnahmen durch. Die Herren Touristen, zu denen auch der Sportwart und Spatzel gehörten, wurden nicht belästigt.

Nach wenigen Minuten kurzweiligen Fußgangs erreichte die Touristenschar den Bremer Marktplatz. Dort bestaunten sie zuerst die Bremer Stadtmusikanten und dann das Brämer Wahrzeichen, den Roland. Zabel behängte beide Monumente aus Ehrfurcht mit einem VfL-Schal. Die Touris schossen eifrig Bilder von dieser Denkmalverschönerung und machten sich dann auf, eine typische Brämer Herberge zu besuchen. Leider wurde man sich nicht einig, welche Gastlichkeit mit der Ehre eines Besuchs beglückt werden sollte. Der Sportwart zog erstens daraus Konsequenzen und zweitens mit Spatzel Richtung Böttchergasse, zwecks weiteren Kulturgenusses.

Dort fanden sie dann neben historischen Gebäuden auch eine Hausbrauerei, in jene sie einzogen, da der Sportwart an einer kleinen Unpässlichkeit litt. Nachdem der Sportwart sich erleichtert hatte, besah er sich die Gaststube genauer und was er sah erfreute sein kleines Trinkerherz. Eine dunkle, schummerige Gaststube, welche mit festen Holzmobiliar ausgestattet war. Ja, hier konnte man verweilen und ein wenig die Seele baumeln lassen. Natürlich konnte man sich auch diverse Köstlichkeiten aus dem Reiche des Trinkvergnügens erstehen. Der Sportwart und Spatzel entschieden sich für ein köstlich klar prickelndes Aqua Minerale und einem klaren milden Korn aus dem Hause Schüttinger.

Nach dem Genuss dieser Trinkfreundlichkeiten las der Sportwart Spatzel aus einem Brämer Kulturmagazin vor. Außerdem versuchte er auf einem Lageplan ihren derzeitigen Standort zu ermitteln. Nun ja, wie gesagt, es war recht schummerig und der Sportwart kann ja auch nicht mehr so gut sehen (das Alter, oh je das Alter), er bedurfte schließlich die Hilfe von Spatzel, um den Standort zu finden. Zur Besserung des Augenlichtes orderte der Sportwart dann noch ein, zwei Heilgetränke aus der Hausbrennerei. Der Sportwart kam zwar nicht zu einem besseren Sehverhalten, aber die allgemeine Wohlbefindlichkeit nahm sehr zu.

Nach einiger Zeit beschlossen der Sportwart und Spatzel die Gastlichkeit zu verlassen und sich Richtung Wäsastadion zu begeben. Nachdem den beiden eine Straßenbahn vor den Nasen wegfuhr, liefen sie noch ein Stücklein zu Fuß und der Sportwart zeigte hierbei dem Spatzel die Gerichtsbarkeiten Brämens, welche er noch von früher her kannte. Dann konnten sie eine Bahn erwischen und fuhren mit dieser Richtung Stadion. Unterwegs wurden sie von der Horde junger Brämer Fans mit Lieder wie Schwule Bochumer, Ruhrpottkanaken, Bochumer Hurensöhne u.ä. unterhalten. Dies erwärmte die Herzen der beiden und sie waren sehr traurig, das sie nicht weiterzuhören konnten, da sie aussteigen mussten.

Von ihrem jetzigen Standpunkt durften der Sportwart und der Spatzel nun mit einer anderen Bahn, wegen einer Baustelle, zwei Stationen retour fahren. Sie hatten aber Glück und erwischten sofort einen Anschluss. Nachdem sie die Haltestelle Wäsaststion erreicht hatten, suchten sie sich Herberge, zwecks Urinalgang und Einnahme von erfrischenden Getränken.

Sie fanden auch eine Herberge mit dem schönen Name „Sportklause“. Hier marschierten der Sportwart und Spatzel ein und bestellten beim Personal ihr Heilswässerchen. Der freundliche Wirt, namens Fierte (!), servierte das Gewünschte und kassierte sofort ab, da er das bei Fußballspielen immer so machte. Non Problemo für den Sportwart und Spatzel, denn sie hatten schon Schlimmeres erlebt.

Nachdem beide sich etwas frisch gemacht hatten, sahen sie sich in der Gaststube ein wenig um. Lauter Brämer Originale schienen sich in diesem Lokal zu versammeln. Dazu kam noch eine Gruppe Herren aus der Bochumer Sportler-Szene, welche sich an einem Tisch im hintersten Eck der Herberge versammelt hatte. Den Sportwart und Spatzel irritierte dies nicht weiter und sie orderten eine neue Runde Brennereierzeugnisse. Fiete, dem Herbergsvater, ward das Kornkredenzen für die beiden inzwischen zu viel. Er stellte die Kornflasche vor dem Sportwart und Spatzel hin und sprach was von „schenkt euch doch selber ein, kost nur ein Euro dat Glas“. Dies geschah dann auch.

Während der Sportwart und Spatzel nun sich fröhlich was einschenkten, kamen immer mehr Brämer Anhänger in das Lokal. Aber nicht nur Brämer, nö auch immer mehr Herren aus der bekannten Bochumer Sportszene enterten das Lokal. Als auch noch der zuständige Sozialarbeiter ins Lokal kam, dämmerte dem Sportwart etwas. Seine Dämmerung wurde schließlich heller Sonnenschein, als er über diese Ansammlung fröhlicher Sportmänner aufgeklärt wurde. Die Herrschaften hatten mit ihren Brämer Kollegen ein Art Seminar, bei dem sie diverse Dinge zur Diskussion stellten.

Nachdem der Sportwart und Spatzel sich ein letzte Mal an der Kornflasche gütlich getan hatten, machten sie sich auf den Weg zum Stadion. Nach fünf Minuten Fußweg ereichten sie die Arena. Dort wurden sie kurz auf Herz und Nieren untersucht und dann ins Stadion gelassen. Anschließend begrüßten sie diverse Bekannte, unter denen sich auch der Herr Flieger mit Reisebegleitung befand. Herr Flieger hatte für das heutige Spiel ein ungutes Gefühl, da er bereits ein Knöllchen für Falschparken erhalten hatte. Der Sportwart und Spatzel waren aber noch frohen Mutes und sie trösteten Herrn Flieger ein wenig.

Dann gingen der Sportwart und Spatzel in ihren Block, dieser war aber schon recht nett gefüllt, so dass sie es im Nachbarblock versuchten. Hier war aber die Sicht nicht besonders und sie wanderten ab zum Oberrang, wo sich auch eine Gruppe Treuen mit ihrem Vereinsfähnchen versammelt hatten. Da zufällig kein Ordner am ordnen war, konnten der Sportwart und Spatzel auch in den Oberrang gelangen. Hier grüßten sie die Treuen, welche mit einem halbvollen Omnibus an die Wäsa gereist waren und nahmen dann ein Plätzchen mit feiner Sicht auf das Spielfeld ein.

Kurzer Zeit später liefen dann auch schon die Mannschaften ein. Zur Begrüßung stieg aus dem Bochumer Fanblock dicker Rauch und rotes Signallicht auf. Diese Aktion ließ die Brämer Security nervös werden und ein hektisches treiben der Ordnungskräfte begann. Der Sportwart und Spatzel ließen sich aber davon nicht nervös machen und begutachteten in aller Ruhe das gerade angepfiffene Spiel.

Es entwickelte sich in der ersten Halbzeit von Bochumer Seite her ein munteres Treiben. Vor allen Paule hatte mehrere Chancen einen Treffer zu erzielen. Aber leider hatten der kleine Pascal und der Brämer Pfosten etwas dagegen. Was dagegen hatten auch die Brämer Ordner, und zwar gegen die Treuen-Fahne. Diese hing ordnungswidrig über Werbebanden und musste so mit einer großangelegten Security-Maßnahme entfernt werden. Die spinnen doch die Makrelen, die dösigen. Olle Stockfische, verbrannte Fischstäbchen, die. Ach ja, zur Pause blieb es beim null zu null.

Nach der Pause kam es, wie es immer in Brämen kommt. Die Plattfische erzielen das erste Tor. Und natürlich war es wieder der kleine dicke, halslose Jupp aus Südamerika. Gefrustet biss der Sportwart ins Stadiongemäuer und gerade als er einen Brocken heraus hatte, fiel auch schon das zwei zu null für Brämen. Ärger kochte im Sportwart hoch und er verzog sich in sein Innerstes. Dort blieb er auch bis zum Spielschluss.

Als dieser kam, verzogen sich der Sportwart und Spatzel und viele, viele andere Bochumer Anhänger murrend von dannen. Diese Niederlage war heuer so unnötig, wie lange schwarze Nasenhaare. Der Sportwart, Spatzel und Mattes, welchen sie unterwegens aufgegabelt hatten, gingen zur Straßenbahnhaltestelle und stiegen dort in eine Bahn, in der Hoffnung, das diese zum Bahnhof fahren würde. Ihrer Hoffnung wurde stattgeben, die Bahn steuerte den Hauptbahnhof an.

Dort führte der Sportwart die anderen in ein historische Bauwerk, welches rein zufällig auch einen irischen Ausschankbetrieb beherbergte. Hier trafen sie dann auf Herrn Meier und andere Anhänger ihres VfL Bochums. Der Sportwart und Spatzel orderten dann typisch irische Getränke und zwar Münsteraner Bauernkorn. Nach mehreren Runden verließen sie dann das Lokal und gingen hinüber zum Hauptbahnhof.

Dieser war fest in Händen der hanseatischen Gendarmerie. Und das war auch gut so. Denn irgendwie konnten sich die beiden Fanlager nicht leiden. Die Gendarmen mussten sich schon sehr strecken, um eine tatkräftige Auseinandersetzung zwischen beiden Lagern zu verhindern. Der Sportwart und Spatzel hatten an dieser Art von Unterhaltung allerdings kein Interesse, stattdessen versorgten sie sich mit fester Nahrung und verspeisten diese bei der Betrachtung der diversen Zwischenfälle.

Nach Beendigung der Nahrungsaufnahme halfen der Sportwart und Spatzel wieder beim Transport der Verpflegungseinheiten der B.O.Z. Das hieß also Kisten rauf zum Bahnsteig und dann rein in den Zug. Dort alles bei Mattes abgestellt und dann ab in den Bistrowagen. Hier beim freundlichen Schankpersonal lecker Hardenberg mit Minerale bestellt und ein lauschiges Sitzplätzchen für die kurze Rückreise besetzt.

Nach zwei, drei Hardenberg kam dann auch noch der Servicemann hinzu. Erst bestellte er sich ein Kaffee und dann bemängelte er, dass er Spatzel nicht handymäßig erreichen konnte. Spatzel bestätigte dieses, denn er hatte aus Versehen sein Handy ausgestellt und dann fiel ihm nicht mehr sein Pin-Code ein. Ja, ja, der …. na, ihr wisst ja schon, der….

Nach zwei weiteren Hardenbergern war auch das Zwischenziel Lüdenscheid-Süd erreicht. Kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof konnten der Sportwart und Spatzel ein Handygespräch des Zugbegleiters mitverfolgen. Hierbei wollte die Gendarmerie Auskunft über den Bochumer Reisetrupp haben. Der Zugbegleiter attestierte den Bochumer angenehmes Verhalten und man möge sich in Lüdenscheid-Süd keine Sorgen machen.

Machten sie aber doch. Der ganze Bahnsteig war voll Gendarmerieeinheiten. Diese hatten extra einen ultrahochmodernen Reisezug aufgehalten, damit sie die ganze Bochumer-Horde sofort aus ihrem Städtchen weghaben konnte. Nix war mit fünfzehn Minuten Aufenthalt und kleinen Vergnügungen in der Nachbargemeinde. Schade aber auch.

Durch den freundlichen Service der Ordnungsmacht gelangten der Sportwart und Spatzel nun frühzeitig in die Heimat. Dort bekamen sie dann auch sofort Straba-Anschluß zum Hause der Ähren. Hier nahm der Sportwart dann noch ein kleines Betthupferl in Form von mehreren Bismarckos zu sich
und fuhr anschließend mit Bahn und Bus heim.

Zuhause begrüßte er Frau Sportwartin und die anwesenden Haustiger. Dann ließ er sich von Frau Sportwartin von deren Tageserlebnissen berichten und dabei sahen beide etwas fern. Nachdem sie auch noch etwas Augenpflege auf der Couch verrichtet hatten, stiefelten sie ins Bettchen und ratzten dort weiter.

So, das war es auch Brämen. Es war alles fast so wie immer. Der Sportwart hofft, das er aus Wolfsburg mal was Anderes berichten kann. Man weiß ja nicht, vielleicht……

Bis dahinne, in diesem oder einem anderen Bierfass.

Der Sportwart

P.S.: Auch für Fische gilt: Einmal ein Bochumer Junge, immer ein Bochumer Junge.