Ausflug zum lustigen Bauern
Zum Auswärtsspiel gegen FC Bayern München nutzen diverse Bochumer Jungen das Angebot von B.O.Z. und reisten per Deutsche Bahn gen München. Um 5.16 Uhr bestiegen mehrere Hunderte mehr oder minder angeheiterte Bochum- und Bayerfans den Zug namens Ludwig van Beethoven. Durch tragische Ereignisse hatte der Autor dieser Zeilen noch 2 Zugfahrkarten zu vergeben. Diese Karten konnte er an einen Bayernfan vermitteln. Großzügigerweise ohne die übliche 50% Provision zu kassieren. Lobet den Herrn und das Huhn.
Nach den geschäftlichen Transaktionen konnte der gemütliche Teil beginnen. Das bedeutet im einzelnen: Fotos schießen, Schnaps trinken, Frikadellen essen, Bier trinken, BSE-Würstchen essen, pinkeln gehen, aus dem Fenster gucken und dumme Geschichten erzählen. Zwischendurch wurde auch gern ein Nickerchen gemacht.
Irgendwann graute des dem Morgen und der Tag begann. Alle Mitreisenden sahen auf einmal nett und freundlich aus und die Flasche Bismarck war leer. Folglich musste der Rest der Reise mit Fiege Pils verbracht werden. Auf der Höhe von Augsburg konnten die Reisenden eine Familienpolonaise begutachten. Es gab hierfür hervorragende A- und B-Noten. Um 12.17 Uhr erreichte der Zug die bayrische Landeshauptstadt. Man begab sich zu den Schließfächern und schloss dort seine Habseligkeiten ein. Zur Sicherheit fotografierte man Schließfach, Schlüssel und Schlüsselträger. Man ist ja nicht doof!? Sodann eilte man zu einem Taxometerstand.
Man teilte dem Fahrer seinen Reisewunsch mit, worauf er begeistert die 4 Bochumer Jungen in sein Taxi lud. Dieser freundliche Geselle brachte die Herren rasch zum Ziel ihrer Wünsche: Der lustige Bauer. Mit viel Lob und wenig Geld wurde der Chauffeur entlassen. Unter großem Trara und Absingen diverser Nationalhymnen wurde das Lokal besetzt. Dem anwesenden Wirtspersonal standen die Tränen vor Rührung in den Augen. Den Bochumer Gästen kamen sie ob der Preise für die ausgeschenkten Getränke. DM 3,70 für einen kleinen Korn sind doch mächtig viel Holz. Aber nichts desto trotz, rein muss er doch! Zwei anwesenden Bayern ist es zu verdanken, dass die Bochumer eine kulinarische Köstlichkeit serviert bekommen haben. Erdbeerlimes hieß das Getränk der Götter. Köstlicher Fruchtnektar mit einem winzigen Alkoholgehalt labsalte die Bochumer Kehlen. Etliche Tröpfen später (ein volles Tablett verschwand auch in Karl-Augusts Nacken) kam der Punkt des Abschiednehmens und die Wanderung zum Olympiastadion begann.
Frostige Temperaturen und orkanhafte Böen erschwerten den Gang zur Spielstätte. Aber der Bochumer ist hart wie Zwieback und zäh wie Leber. Nach diversen Eingangskontrollen begab man sich in den Block für Auswärtige. Dieser wurde von einer großen Anzahl von Staatsdienern im grünen Outfit vor eventuellen Aggressionen von innen und außen geschützt. Derart gesichert konnte man ungehemmt dem Fußballschauen frönen. Dem geneigtem Auge wurde ein liebliches Spiel von Bochumer Seite geboten. Zwomal konnte ein Rückstand aufgeholt werden. Fußballriese Bastürk gelangen zwei wunderschöne Tore: Ein Kopfballtor und ein Freistoßhammer. Doch leider wurde den Bochumern ein Happyend verwehrt. Ein Tor durch Effenberg kurz vor Toresschluss vernichtete alle Bochumer Hoffnungen auf einen Punktgewinn.
Etwas angefrustet machten sich die Bochumer Jungen Richtung Hbf auf. Getröstet von Bayernfans erreichten sie die Zugstation. Rasch wurde das Schließfach geleert und ein oder zwei Imbissstände leergefressen. Der Sportwart vernichtete in ca. 15 Minuten eine Rostbratwurst, ein Rollbratenbrötchen, ein Leberkäsbrötchen und eine Tafel Schokolade. Das ganze spülte er mit zwo Dosen Radler hinunter. Anschließend war ihm schlecht. Durch einen genialen Schachzug der B.O.Z.-Betreiber konnte bereits um 18.37 Uhr die Rückreise angetreten werden. Zuerst ging es mit einem flotten ICE nach Mainz. Mit diesem Zug erreichte man die Höchstgeschwindigkeit von 252 km/h. Einfach Spitze, das Zügle das. Personal und Ausstattung 1 A! Die Knapp 4 Stunden Reisezeit wurden mit launigem Gespräch und fröhlichem Gesang verbracht. In Mainz konnte um 22.23 Uhr ein Zug Richtung Kölle Alaaf bestiegen werden. Die ruhebedürftigen Bochumer Jungen suchten dich ein stilles Zugabteil, zwecks Schläfchen halten aus. Denkste, nichts mit Ruhe und Muße.
Im Nachbarabteil verbrachte ein türkischer Rapper die Reisezeit mit fröhlichem Gesang. Erst als zwei andere Bochumer Mitreisende ihm energisch ein Sangesverbot auferlegten kam die gesuchte Ruhe auf. Für ca. 40 Sekunden. Dann betrat der Junge das Abteil der Bochumer Jungen und begann unaufgefordert über folgende Themen zu schwadronieren: Politik, Sport, Alter, Trunkenheit, Rapp, Musik im allgemeinen, seinen Vater, Rassismus, seine Heimat, seiner Sangeskunst u.s.w. Atemlos und hingerissen hörten die Anwesenden ihm zu. Nach 20 Minuten gelang es dem Sportwart den jungen Türken zum Verlassen des Abteils zu überzeugen. Er schnorrte noch rasch zwo Zigaretten und ging seiner Wege. Die erschöpften Jungen schliefen augenblicklich ein. Leider mussten sie schon gegen Mitternacht den schönen Zug (Note 2 A) verlassen, um einen als Reisezug getarnten Viehwagon Richtung Bochum zu erreichen. Dieser Zug sah aus, als wenn er noch niemals Reinigungspersonal gesehen hätte. Allerlei Müll und dunkele Gestalten fuhren gemeinsam mit den Bochumern Richtung Heimat. Doch auch diese
90 Minuten gingen vorüber. Nach tränenreichen Verabschiedungen begaben sich 3 Jungen zu einem Absacker ins Warsteiner am Schauspielhaus. Dort trafen sie ein allseits bekanntes Vorstandsmitglied der Bochumer Jungen. Gemeinsam sackte man dann noch ab. Gegen so ca. ? Uhr fuhr der Sportwart dann mit einer Droschke Richtung zu Hause. Unterweges hörte man per Funk über einen Autounfall mit einem anderem Taxi. Wie der Sportwart am anderen Tage erfuhr, saß ein Reisekamerad in dem Wagen.
Gott sei Dank ist dem Taxifahrer und dem Bochumer Jungen nicht viel passiert. Das Auto allerdings hat nur noch Schrottwert. Für den Unfallverursacher: Bei Rot über die Kreuzung fahren ist für’n Arsch. Aber nun zurück zum Sportwart. Wohlbehalten zuhause angekommen, bergab er sich nach kurzem Fernsehstudium in die Heia.
Augen zu, Affe tot, Sportwart kommatöste traumlos.
Das wars vom 1. Fußball-Bundesliga-Wochende !
Der Sportwart
P.S.: Die Leistung der Bochumer Fußballmannschaft lässt hoffen…
P.P.S.: Dank an die beiden Rainers aus München für ihre trostvollen Worte nach der Niederlage…