Elfmeter, ja oder doch ?
Mainz oder deins ? Bier oder Pizza ? Oder doch alles nicht ? Oder beides ? Das sind Fragen, die den Sportwart nach dem sonntäglichen Besuch eines Fußballspieles beschäftigten. Wie es zu diesen höchst filosofischen Fragen kam, davon will euch der Sportwart nun berichten.
Bedingt durch übelste Verletzungen vom Hallenzauber 2002, darunter eine Leberblessur katastrophalen Ausmaßes, konnte der Sportwart viele, viele Wochen keine Berichte verfassen. Ob diesen Übel beizukommen, organisierte er zusammen mit Langendreers Micha eine Omnibusfahrt zum Auswärtsspiel des VfL Bochums nach Mainz, um darüber zu schreiben. Für fünfzehn Öre konnte ein Sitz im Reisebus gepachtet werden. Es meldeten sich dann auch tatsächlich 50 Personen, die dann auch mitreisen wollten. Darunter so illustere Personen, wie der Herr Fanbeauftragte, die personifizierte AWO, Prinz Karl von und zu August vom Ehrenfeld, mehrere Getreuen und einige Magier in blau und weiß. Auch haben einige Bochumer Jungen die weite Reise nicht gescheut. Hervorzuheben wäre hier Norbärt, unser fleißiges Putzließchen, welcher den Bus pausenlos säuberte und darauf achtete, das ein jedweder den Aschenbecher benutzte, ob er rauchte oder auch nicht.
Die Abfahrt mit dem Omnibus der bekannten Reisegesellschaft Wilde fand um zehn Uhr dreißig vom Bochumer HBF statt. Der Sportwart hatte die hohe Ähre neben Ihro Durchlaucht Prinz Karl von und zu August vom Ehrenfeld zu sitzen. Mit Tränen vor Rührung und feuchter Brille nahm er sein Schicksal gelassen hin. Im Laufe von drei Litern Aqua con Bismarcki machte ihm der feine Sprühnebel seitens seiner Durchlaucht auch nichts mehr aus.
Micha aus dem schönen Bo-LA übernahm auf der Hinfahrt den Part des Reiseleiters und obersten Getränkewartes. Obwohl fast jeder Getränke mitgebracht hatte, schwanden die Getränkevorräte des Busfahrers doch merklich. Und je mehr so verschwand in den Schlünden der Reisenden, um so mehr baute sich bei einigen ein Überdruck auf den unteren Körperregionen auf. So wurde dann ein weiser Entschluss gefasst und eine Raststätte angesteuert. Die erste Möglichkeit wurde noch wegen merkwürdiger Fahrbahnmarkierungen verpasst, die zweite doch dann sehr souverän angegangen. Eine kleine Autobahnherberge wurde mit fünfzig Leuten überrascht, die fast alle eine Kleinigkeit zu erledigen hatten. Viele hundert Liter später konnte die Reise fortgesetzt werden. Bei sonnigen Wetter und höchst akademischen Gesprächen verging die Fahrt im Sausewind und schon hatte die kleine Gesellschaft eine Autobahnabfahrt Richtung Mainz erreicht.
Hurtig wurde in diese eingeschwenkt und, ja und wat nu ? Leider hatte sich keiner der Organisatoren über den weiteren Streckenverlauf informiert und auch der sonst recht clevere Chauffeur hatte keinen Rat. Da nahte Abhilfe in Form eines älteren Mainzer Fußballgesellen, der an einer Bushaltestelle herum lungerte. Zügig wurde dieser in den Omnibus herein befördert und ebenso zügig ging die Reise unter fachkundiger Anweisung Richtung Stadion weiter. Wenige Minuten später erreichte man die Mainz-Arena und wurde dort von viel Gendarmen und dem Hessen-Det samt Nachwuchs empfangen.
Det, welcher aus dem idyllischen Währheem, oder so ähnlich, angereist war, begrüßte den Sportwart mit der traurigen Nachricht, das sämtliche Vergnügungschuppen innerhalb eines dreißig Meilen Radius geschlossen hätten. Bis auf ein Etablissement, welches auch dann sofort gestürmt wurde. Auf ca. zehn Quadratmetern tummelten sich dann an die hundert Bochumer, welche um Speis und Trank bettelten. Die freundliche Bedienung ließ sich nicht lange bitten und versorgte alle, mit dem ihr gut zu Gesichte stehenden landestypischen Charme. Aber es gab nicht nur Charme, nö, auch wurde Pizza, Bier, Lasagne, Radler, Alster und Grappa gereicht. Prinz Karl von und zu August vom Ehrenfeld hatte seine Spendierhosen an und genehmigte dem Bochumer Nachwuchs Gratis-Pizza. Nachdem die Meute gestärkt ward, begab sie sich ins nahe gelegene Stadion. Nach einer kleiner Körperkontrolle konnte der Sportwart und seine Gesellen den Stehplatzbereich M in Beschlag nehmen. Dort standen sie dann so rum und harrten der Dinge.
Ja, und dann harrte es in Form einer Rauchnebelaktion seitens der mitgereisten Bochumer Ultras. Es qualmte recht anmutig so vor sich hin und viele Leute sahen nichts mehr. Einer sah was und das war der Schiedsmann. Er sah Qualm und Rauch, junge Männer auf den Zäunen sitzen und nicht ein, das er nun das Spiel anpfeifen sollte. Er bat doch eindringlich um Räumung des Zaunes. Nach einigen Minuten guten Zuredens seitens von Ordnungskräften und eigenen Leuten, wurde der Zaun mehr oder weniger freiwillig geräumt und das Match konnte beginnen.
In der ersten Hälfte der Spielzeit matschte es nur so vor sich hin, wobei die Bochumer Stürmer schon einige Möglichkeiten zum Torerfolg hatten. Man konnte auch sehen, das der junge Herr Vander nicht nur Ersatz für RvD ist. Das tat dem ebenfalls angereisten Frankie van der Hahn zwar weh, aber als guter holländischer Spoortman, quittierte er die Leistung von Vander mit wohlwollenden Augenaufschlag. Joh und dann war Halbzeit.
In der Halbzeit konnte der Sportwart schon einige Geplänkel der Bochumer Fangemeinde mit dem Ordnungskräften beobachten. Beide Seiten tauschten Freundlich- und Händlichkeiten aus. Es lag eine gewisse gereizte Stimmung in der Luft, welche im Laufe des Tages noch explodieren sollte. Beim Sportwart explodierte auch fast etwas und er betrat eine Dixie-Kabine de Luxe, um sich zu erleichtern. Nachdem dies erledigt war, konnte der Schiedsmann zur zweiten Hälfte anpfeifen.
Die Bochumer wurden in Hälfte zwei immer stärker und in der vierundsechzigsten Minute konnte der spanische Däne in Reihen der Ruhrstädter endlich ein Tor erzielen. Ohrenbetäubender Jubel, frenetische Gesänge, himmlische Engelchöre erschallten auf Seiten des Bochumer Anhanges. Doch plötzlich Ruhe im Karton und dann wieder Mordremmidemmi. Wat war los ? Unser aller Vander hatte sich todesmutig, aber sportlich einwandfrei, auf Ball und Gegner geworfen. Dieser kam dabei zu Fall und der Schiedsmann glaubte nun, Elfmeter pfeifen zu müssen. Nö, nö, nie und nimmer sprach der Herr Sportwart und wandte sich mit Grausen ab, um nicht den Ausgleich ansehen zu müssen. Dieser erfolgte dann auch. Die Stimmung in den Bochumer Kreisen war nun stark angriffslustig und wurde noch wütender als der Bochumer Meichelbeck nach einem üblen Foul vom Platz getragen werden musste. Die Angriffe der Bochumer Spieler auf das Mainzer Tor nahmen auch zu, was aber nicht zunahm war die Anzahl der erzielten Tore. So blieb es beim eins zu eins. Ein scheiß Ergebnis für Bochum, so rückt der Aufstieg immer mehr in weite Ferne.
Bedrückt und wütend ging der Bochumer Anhang vom Mainzer Acker. Die Gruppe Sportwart zu ihren Bus, die Ultras zu den ihrigen. An den Bussen kam es dann wie es kommen musste, die Raufereien mit Gendarmen und Mainzern begannen. Der Sportwart beobachtete und studierte die Menschenmenge. Und bekam dann von einem jungen behelmten Staatsdiener die Weisheit mitgeteilt, das man doch gefälligste seine Assos nach Hause bringen solle, man hätte schließlich selber welche. Ob dieser grandiosen Mitteilung vor Ehrfurcht bibbernd, brauchte der Sportwart nur noch Sekunden, um seine Lieben zu sammeln, in den Bus zu stopfen und abzureisen.
Alle hatten die Unruhen mehr oder weniger heil überstanden. Weniger ein freundlicher, dem Sportwart seit langen bekannter Skin. Dieser hatte doch auffällige Gesichtsmarkierungen während der Rempeleien davongetragen. Es ward aber nichts Schwerwiegendes, sodass der freundliche Bursche in hundert Jahren oder auf der nächsten Fahrt darüber lachen wird.
Auf der Rückfahrt übernahm der Sportwart nun die Rolle des Reiseführers. Seine Aufgabe bestand hauptsächlich im Verkauf von Bier und betrachten der Dunkelheit durch das große Busfenster. Ebenso wie die Hinfahrt, verlief die Rückreise zügig und schnelle. So gegen neun Uhr wurde der HBF erreicht, der Bus gesäubert, der Fahrer mit einem kleinen Geldgeschenk verabschiedet und Abschied von den Mitreisenden genommen. Es wird kein Abschied von langer Dauer sein, denn man trifft sich schon nächsten Sonntag um zehn Uhr am Kirmesplatz um…… ja das wird noch nicht erzählt, denn dies ist eine ganz andere Geschichte.
Der Sportwart, welcher noch Zeit hatte, ging noch auf ein, zwei, drei Getränke ins Warsteiner am Schauspielhaus und fuhr dann in Begleitung des jungen Herrn Ochs mit Bahn und Bus nach Hause. Dort laberte er noch ein paar Sätze mit Frau Sportwartin und fiel dann ins Bettchen, wo er umgehend in einen wohligen Schlaf verfiel.
Das war es für diesmal aus dem Leben eines deutschen Sportwartes.
Bis bald und ahoi ihr zukünftigen See-Beeren.
Der Sportwart
Und immer schön merken: Einmal ein Bochumer Junge, immer ein Bochumer Junge.
(Das gilt auch für euch, ihr Rainers aus München. Schönen Gruß von Prinz Karl von und zu August vom Ehrenfeld)