Sport ist Mord an seinen Mitmenschen oder sich selbst !

Um diese These zu beweisen, beschlossen die Bochumer Jungen ein Feldexperiment in Form eines Fußballspieles zu starten.
Die Einladung zum 2. Mäusecup kam ihnen daher recht gelegen. Auf einer dafür extra eingelegten Sonderversammlung wurde das Experiment besprochen und diverse Experimentatoren dafür gesucht. Hunderte, wenn nicht sogar Tausende von Helfern boten sich freiwillig an.

Doch ein strenges Gremium, bestehend aus dem Sportwart und dem Sportwart sein zweites ich, erwählte nur zwölf von ihnen. Ganz wie die zwölf Geißlein, die der böse Wolf fressen wollte. Diese Zwölfe wurden nun vom Sportwart instruiert und mit den neusten taktischen Maßnahmen im modernen Fußballspiel unterrichtet. Staunenden Auges und tropfenden Mundes hingen die tapferen Helfer an den Lippen des weisen Sportwartes. Ein Hauch von Seppel Herberger lag während der Unterrichtung in der Luft. Worte wie Dreierkette, freihängender Linksaußen, 2 Bismarck und ein Averner, Abseitsfalle und mach noch mal ne Runde fürn ganzen Tisch durchrauschten den rauchverschwängerten Saal.

Gestählt durch diesen Vortrag des erlauchten Sportwartes gingen die Gladiatoren auseinander und schworen dabei den Treue-Eid auf den Sportwart… ach nee, sie wollten ihr bestes bei dem Experiment geben. Die Tage des Versuches kamen immer näher und der Sportwart brütete über vielfältige Aufstellungen und Taktiken hin und her. In seinem monströsen Hirn nahm ein gewaltiger Plan Konturen an. Denn er wusste, dieses Experiment konnte nur durch unorthodoxe Maßnahmen durchgeführt werden. Nur soviel zum Plan, ein gewisser Otto und ein hinreichend bekannter Moritz sollten hierbei eine große Rolle spielen.

Dann kam der Tag des Experimentes.
In aller Herrgottsfrühe, also so um 9 Uhr, traf sich ein Teil der Experimentatoren im Gasthaus zum bummelnden Zuge. Dort wurde noch letzte Anweißungen durch den Sportwart gegeben. Auch ein klein wenig Alkohol wurde aus medizinischen Gründen an die Versuchskaninchen verteilt. Danach brach die Gruppe zum größten Experiment seit Erfindung des Eierpunsches Richtung Bochum-Riemke auf.
Mittel der U 35 wurde die Reisestrecke schnell hinter sich gebracht. Nun folgte noch ein kleiner Fußmarsch und das Ziel, die Sportanlage „Am Hausacker“ ward erreicht. Dort fuhr der erste Schreck durch die tapferen Experimentatoren. Ein Bierstand war zwar da, die Fässer auch schon angeschlagen, aber es gab noch keine Biermarken, welche zum Erwerb eines kleinen Moritzbieres nötig gewesen wären. Der genial teuflische Plan des Doktor Sportwartes geriet ins Trudeln.

Ein Baustein, der Einsatz von Moritz-Fiege-Bieres, drohte wegzubrechen. Nur durch sofortige Notmaßnahmen, in Form von Bitteln und Betteln um Wertmarken, konnte das drohende Unheil abgewandt werden. Erleichtert und nun im Besitze von Biermarken wurde der Bierstand von den Experimentatoren in Beschlag genommen. Nach dem der erste Teil des Planes, Stärkung durch Fiege Bier, nun durchgeführt werden konnte, wurde unter einem Zeltdach Platz genommen und auf die kommenden Dinge gewartet. Und diesen kamen dann auch in Persona weitere Experimentatoren und Begrüßung durch die Gastgeber, die Grauen Mäuse.

Diese priesen jeden einzelnen der anwesenden Versuchsteilnehmer, preisten ihre Marketenderwaren an und wiesen auf eine Glücksspielaktion hin. So gegen 10 Uhr 30 gingen die Versuchsbereiten in die Kabine, um ihre Experimentbekleidung anzulegen. Herrlich waren sie anzusehen, als sie aus der Kabine kamen.
Gekleidet in wunderschönen blau-gelben Leibchen und mit festen Schuhwerk versehen betraten sie das Versuchsfeld. Nur einer von ihnen, der die schwere Aufgabe hatte, das Tor zur Unterwelt zu hüten, ward in des Satans Farben rot und schwarz gewandet. Wie ein mächtiger Höllenhund durchschritt er den Weg zum gnadenlosen Selbstversuch.

Inzwischen war auch dem Sportwart sein Schwager, der Lindenpitter und der legendäre Victor zwecks moralischer Unterstützung eingetroffen. Und wenige Augenblicke später begann der härteste aller Versuche: der Versuch selbst Fußball zu spielen.
Als Gegner stellte sich zuerst der Fan Club „Block N“ freundlicherweise zur Verfügung. Minutenlang, so ca. 10, konnten die erstaunten Zuschauer ein Kampf um jeden Meter Erdreich und jeden Knochen des Gegners erleben. Das Spiel wogte hin und her, die Kämpfenden rangen nach Atem, die Sicht verschleierte sich durch den Staub der durchwühlten Erde, man hörte die Ringenden schnaufen und prusten.
Dann ein Pfiff, das Match war zu Ende. Spielstand 0 zu 0, der erste Punkt ward eingefahren.

Das Experiment schien wohl zu gelingen. Mühsam schleppten sich die Experimentatoren zum Zelt und weiter zum Bierstand. Nach einem kleinen Labsalgetränk waren fast alle wieder frisch und munter. Nur Experimentator Matthes ward schon ein klein wenig angeschlagen.
Kaum ruhten die Helden des gewaltigen Kampfes, da mussten sie schon wieder raus aufs Feld der Ähre. „Block A“, der Titelheld des 1. Mäusecups, hieß nun der Gegner. Kurz gesagt, null Chance, 3 Tore und ein Tritt in die Waden des Sportwartes kassiert. Auch Matthes bekam noch einen vors Knie und einen vorm Dassel. Das wars dann für ihn. Aus die Maus, raus aus dem Haus.

Das erste und zweite Opfer dieses Versuches war zu beklagen. Schweren Herzens musste auch der kampferprobte Sportwart auf die nächsten Spiele verzichten. Doch zuvor gelang es ihm mit Hilfe der anwesenden Fans und von einigen Bieren die Mannschaft wieder aufzubauen. Der zweite Teil seines teuflischen Planes, den Einsatz von Rudi seinen Otto, sollte nun in Kraft treten.
Der Gegner, die „Dicken Ötten“ aus Lüdenscheid, sollten unter dieser Maßnahme leiden. Haha, typischer Fall von denkste. Trotz höchster Feldüberlegenheit und mehreren tausendprozentiger Torchancen wurde dieser Versuch mit 0 zu 1 verloren. Auch bei diesem Match holten sich einige Versuchsteilnehmer diverse Blessuren. So begannen auch Rudi samt Otto und Frank zu hinken an.

Ein paar Erklärungen zu Rudi seinem Otto. Otto ist ein Nabelbruch, der die Form eines… nä das sagt der Sportwart nicht, hat. Rudi wollte ihn bei passender Gelegenheit ausfahren und einsetzen, aber irgendwie kam er nicht hoch oder so.

Der Sportwart und dem Sportwart sein Schwager samt Lindenpitter und Vorstand in Form von Lobo und Victor hatten nun alle Mühe die Truppe wieder aufzurichten. Mit viel Geduld und Bier gelang er ihnen die Experimentatoren wieder in Form zu bringen und für die nächsten Versuche zu motivieren. Die Truppe schwor, beim Spiel gegen die „Blue White Eagles“ alles zu geben. Moralisch und körperlich gestärkt wurde der Versuch in Angriff genommen. Ein Kampf auf Messers Schneide begann. Er tobte wie der wilde Ozean zu Zeiten der Herbststürme. Nur noch schemenhaft war das Versuchsfeld zu erkennen.

Plötzlich war der Ball bei den Eagles im Tor. Wieso, warum ? Egal, die Bochumer Jungen führten 1 zu 0. Mit aller Kraft und Zähigkeit wurde dann dieser knappe Vorsprung über die Zeit gebracht.

Jubel, grenzenloser Jubel brach im Lager der Experimentatoren aus. Dieser Sieg wurde dann mit viel Fiege und Lobhudeleien gefeiert. Vielleicht zu viel Bier, denn der Sportwart kann sich nicht mehr an die nächsten Gegner erinnern. Nur die Ergebnisse 2 zu 0 und 1 zu 3 blieben ihm im Gedächtnis hängen.
Das der Torschütze beim 1 zu 3 Kai hieß und der 2 zu 0 Sieg durch Nichtantreten des Gegners entstand, daran konnte sich der Sportwart auch noch entsinnen. Aber sonst herrschte nur ein schwarzes Loch im Teufelshirn. Inzwischen hatten die Verletztenzahlen bei den Bochumer Jungen stark zugenommen, so das, der wieder etwas fittere Sportwart, beim letzten Spiel gegen den Fan Club „Die Treuen“ eingreifen musste.
Irgendwie humpelte er und seine angeschlagenen Kameraden zu einer 1 zu 0 Führung durch Marc. Durch diesen Stich ins Mark brachen die Treuen ein Sturmgewitter vom Zaune.
Angriff auf Angriff prasselte auf Jungen Tor. So neben bei prasselte es auch rein. So stand es aus Sicht der Bochumer Jungen 1 zu 3, als ein Experimentator, dessen Namen der Sportwart infolge von schweren Kopffieber vergessen hatte, zum 2 zu 3 einschoss. Leider reichte es nicht mehr zum Ausgleich, doch war dieses Spiel eine klasse Leistung der Versuchsteilnehmer, da diese 2 Spiele ohne Pause hintereinander machen mussten. Bravo, Bravissimo, darauf ein Fiegissimo.

Mühsam, aber glücklich schleppten sich die Versuchsteilnehmer zur Siegerehrung und dann zum Duschen. Der Einsatz aller Experimentatoren und dessen Anhang wurde mit dem 6. Platz und einem großen Pokal belohnt.

Die Sieger dieses Experimentes waren alle Teilnehmer, nach Tabellensicht waren es die Kameraden vom Block A. Der Feldversuch muss nach Zählung aller Punkte, Tor und Verletzten als gelungen betrachtet werden. Die teilnehmenden Bochumer Jungen schworen auf ein Wiederkommen im nächsten Jahr.
Zuerst stand aber ein mühseliger Heimweg per U- und Straßenbahn an. Hinkend und humpelnd, aber doch im Geiste aufrecht gehend, erreichten die Bochumer Jungen ihre Heimat, das Haus Ehrenfeld.
Dort wurde noch eine Kleinigkeit zu sich genommen, bevor der Sportwart und der Sportwart sein Schwager nach Sundern aufbrachen. Zuhause angekommen, ließ sich der Sportwart verarzten und dann von seiner Sportwartin ins Bettchen bringen lassen. Mit schmerzenden Knochen, aber glücklich und selig schlief er mit dem Pokal in den Armen sofort ein. Um am anderen Morgen mit noch größeren Schmerzen wieder aufzuwachen.

Trotzdem, es wurde bewiesen, Sport ist Mord. Und der Versuch wird wiederholt.
Bis dann und lebet wohl.

Der schmerzverzerrte Sportwart

Einmal ein Bochumer Junge, immer ein Bochumer Junge.