GrüßSchön am Niederrhein

Es war mal wieder Samstag und ein Auswärtsspiel stand für den Herrn Sportwart an. Heuer sollte es an den Niederrhein gehen und zwar zu den Mönchen aus Gladbach. Hunderte von Bochumer Jungen wollten sich dieses Spiel nicht entgehen lassen und blieben deshalb zu Hause. Na ja, Gladbach liegt ja auch viele Meilen vom warmen Ofenbänksken entfernt und man is ja auch nicht mehr der Jüngste und die Katze hat Fleckfieber und es gibt ja auch kein Fiege in Mönchenhausen. Der Sportwart versteht das ja auch und tut auch garreinnicht darüber schimpfen. Aber……

……ja aber es gibt da auch noch aufrechte Burschen wie ihro Hoheit Prinz Karl August von und zu Ährenfeld und Mattes mit dem Einhornplagiat auf dem Arm. Ächte Kärle, wie man sie bei einem Auswärtsspiel braucht. Ja, wirklich, echt kein Flachs. Dat sind noch ächte Mönner. Und da war dann auch noch Fräulein GrüßSchön, das älteste Töchterlein vom Sportwart sein Schwager. Sie durfte ihr erstes Auswärtsspiel in der Obhut des Sportwartes absolvieren.

Um sich für diese Aufgabe zu wappnen, fuhr der Sportwart nach Erledigung seiner schon oft beschriebenen Geschäftchen und dem Hausputz ins Ährenfeld. Dort genehmigte er sich einige aufbauende Bismarckgetränke und führte mit Spatzel ein humanistisch-philosophisches Gespräch. Danach machte er eine Wanderung zum Wartseiner am Markt, um dort den Getreuen einen Besuch abzustatten.

In der Herberge am Markte fand er dann auch einige Treue und einen lauwarmen Bismarck, der ihm nicht nur das Herzelein erwärmte. Der Sportwart plauschte ein wenig mit Lars das Law, quakte etwas mit dem Ückendorfer Martin, unterhielt sich mit dem zornigen Manne, sprach mit Lüdi über vergangene Zeiten und schwadronierte mit Mause-Timo. Und der Sportwart fand dann auch noch Zeit, um Bombers blassen Gesichtsteint zu bewundern. Zwischendurch gab es immer mal einen Bismarck, der auch mit zunehmender Zeit nicht kälter wurde.

Um kurz vor dreizehn Uhr marschierte der Sportwart zum HBF, all derweil er sich dort mit Fräulein GrüßSchön und ihro Hoheit Prinz Karl August von und zu Ährenfeld verabredet hatte. Und siehe da schau weg und kuck, sie waren tatsächlich beide pünktlich anwesend. Ein glücklicher Sportwart schloss sie in seine Arme und schwor einen heiligen Eid, das er auf beide aufpassen und sie mit seinem Läbän schützen würde.

Da noch etwas Zeit zur Abreise war, genoss der Sportwart noch einen schnellen Bismarck im bummelnden Zuge und erleichterte sich noch einmal auf der streng riechenden Charly-Toilette. Dann begann für ihn und seinen Schutzbefohlenen eine kurze, aber anstrengende Zugreise. Da die DB es nur geschafft hatte, für die Rückreise einen Sonderzug zu organisieren, musste die Hinreise mit Normalzügen durchgeführt werden. Also kletterte der Sportwart und viele andere Bochumer in einen eh schon überfüllten Regionalexpress, der die illustere Gesellschaft nach Duisburg brachte. Dort stiegen sie in einen anderen Express, welcher, man glaubt es kaum, auch schon überfüllt war. Die Fülle der Züge kam wohl von der starken Reisefreudigkeit diverser Fußballfans. So bekam der Sportwart unter anderem Rostocker, Dresdner, Ückendorfer und natürlich auch Gladbacher zusehen.

Aber wie jede Reise hatte auch diese Zugreise ein Ende. Glücklich darüber und weil der Sportwart auch mal nötig was wegpieseln musste, ging er mit Fräulein GrüßSchön in die Bahnhofsdestille. Dort gab es erst mal einen Wacholder (Bismarck kennt man am Niederrhein anscheinend nicht) und dann einen Gang zum Urinal. Den Wacholder gab es übrigens nur für den Sportwart, weil erstens ihm ihro Hoheit abhanden gekommen ward und zweitens Fräulein GrüßSchön noch nicht die nötige Reife für derartige Destillate hat.

Nach dem Besuch der Bahnhofsunterhaltungsstätte fuhren der Sportwart und Fräulein GrüßSchön mit einem Omnibus zum Stadion auf dem Berge. Unterwegens wurden sie von Gladbacher Seiten mit einem Lied von einem Polenjungen namens Darius und einer Mannschaftsaufstellung in Turkgermanisch unterhalten. Erstere Darbietung fand der Sportwart nicht so amüsant, die zweite Aufführung hatte jedoch internationale Klasse.
Auf dem Berge angekommen wanderten der Sportwart und Fräulein GrüßSchön ins Stadion. Dort wurde Fräulein GrüßSchön dann länger als der Sportwart durchsucht. Während der Sportwart schon lange seiner Wege hätte gehen können, wurde Fräulein GrüßSchön noch immer von einer peniblen Ordnerin durchforstet. Ja, der heutige Wachdienst erkennt seine Pappenheimer sofort. Nachdem auch die letzte Socke durchsucht worden war, konnte der Sportwart und Fräulein GrüßSchön ihren Weg ins Stadioninnere fortsetzen. Zusammen mit den Getreuen und den Herren von der Abteilung Fanbetreuung und Soziales Verhalten auf dem Fußballplatze aus dem Hause des VfL Bochums nahmen der Sportwart und Fräulein GrüßSchön ein Fleckchen Stehplatz in Beschlag und begannen augenblicklich mit der Begutachtung des gerade begonnenen Spieles.

Sie konnten dann einen starken Herrn Vander begutachten, eine drückende Gladbacher Elf sehen und eine torlose erste Halbzeit miterleben. In der Pause gab es dann ein bisken Werbung mit Musik auf die Ohren und Erleichterung auf dem Stadionpissoir für den Sportwart. Danach folgte Halbzeit Nummero zwo.

In dieser Hälfte wurde Gladbach noch stärker und konnte infolge eines Doppelschlages mit zwo zu nichts in Führung gehen. Es sah mit zunehmender Spielzeit nicht mehr gut für Bochum aus, so das die Getreuen beschlossen, gen Bahnhof zu wandern. Der Sportwart ward nicht abgeneigt, das Selbe zu tun, aber schließlich war dies Spiel ja das erste Auswärtsspiel für Fräulein GrüßSchön und da kann man ja nicht vorher abhauen. Um noch für ein Erfolgerlebnis für Fräulein GrüßSchön zu sorgen, richtete der Sportwart ein Stoßgebet an alle ihm bekannten Gottheiten und siehe da, er hatte Erfolg damit.

Fünf Minuten vor Ende der Partie gelang dem Hubschraubär der Anschlusstreffer. Hoffnung keimte bei dem Bochumer Anhang auf. Und als der Schiedsmann das letzte Minütlein anzeigte, gelang den Bochumer durch den grauen Lund noch der Ausgleich. Danach ward dann auch Schluß. Der Sportwart und Fräulein GrüßSchön fielen sich jubelnd in die Arme, feierten ein wenig und liefen dann hurtig zum Bahnhof den Berg hinab. Den Weg dahin konnte sie nicht verfehlen, da die örtliche Gendarmerie die Route durch viele, viele Streckenposten markiert hatte.

Im Bahnhof besuchten der Sportwart und Fräulein GrüßSchön dann die Stätte der Gastlichkeit. Dort fanden sie dann die vorher abgewanderten Getreuen wieder. Diese welche ärgerten sich ob der frühen Flucht, trösteten sich aber mit einheimischen Malzerzeugnissen. Der Sportwart genehmigte sich ob des glücklichen Unentschieden ein paar Wacholder und Fräulein GrüßSchön eine Coca. Danach bahnte er sich und Fräulein GrüßSchön, mit etwas verstärkten Nachdruck, einen Weg durch die Gladbacher Anhängerschaft, die den Bahnsteig belagerte, von welchen der Sonderzug gen Bochum reisen sollte. Dem Sportwart wurde ob dieser Tat eine Rüge von einem Grenzschützer erteilt. Er hat sich respektvoll zur Kenntnis genommen…….

Die Rückfahrt verging schnell und wurde durch die schauspielerische Höchstleistung eines Constantiner Geiselnehmers kurzweilig gestaltet. In Bochum wieder angekommen, fiel dem Sportwart auf, das ihm ihro Hoheit Karl August von und zu Ährenfeld noch immer irgendwie fehlte. Na ja, immerhin hatte er ja noch Fräulein GrüßSchön in seiner Obhut, und das sind schließlich fünfzig Prozent seiner Schutzbefohlenen. Der Sportwart wünschte ihro Hoheit noch gedanklich alles Gute und machte sich dann mit Fräulein GrüßSchön auf den Weg, um bei der Familie derer von Saalfeld eine Geburtstagsfeier durchzuführen. Per Bus und per pedes erreichten sie diese Ziel.

Im schnuckeligen warmen Heim derer von Saalfeld konnte der Sportwart dann Fräulein GrüßSchön dem Sportwart sein Schwager seine Frau übergeben. Zur Belohnung bekam der Sportwart dann kühles Fiege und Fräulein GrüßSchön ein lecker warmes Abendmahl. Hinterher gab es dann auch noch den einen oder anderen Ouzo für den Sportwart. Und dann war dieser Tag auch irgendwann mal zu Ende…..

So, dem Sportwart hatte dieser Tag viel Freude gebracht und er hofft, das es auch dem Fräulein GrüßSchön recht gut gefallen hat. Bis demnächst in diesem oder einem anderen Gasthaus auf dieser jener unseren Welt.

Der Sportwart

Äh, und nicht vergessen: Einmal ein Bochumer Junge, immer ein Bochumer Junge.

Ach so, noch eins zum Schluss: Welcome to Sundern Luzie Knochenbeisser !