Würg, kotz… dat war zum Abgewöhnen !
Wider allen Bedenken und Unkenrufen und wider der Natur, beschlossen vier Bochumer Jungen zum Auswärtsspiel ihres glorreichen VfL’s gen Hannover zu reisen. Obgleich man schon ahnte, was da auf einem zuströmen würde, begann man die Reise doch ausgeglichen und stark mutiert, äh ne muttiviert oder so ähnlich.
Lindenpitter, der edle Mensch aus, na, ja richtig, aus Linden, übernahm das Steuerruder, dem Sportwart sein Schwager das Getränkeverteilen und der Sportwart nahm hinten im Bayrischen- Motorenwerk- Auto Platz. Um auf die stolze Zahl vier zu kommen, mussten die Drei erst mal Werl anrudern, um den dort ansässigen Werler Bauernboten abzuholen. Die Reise dort hin, führte über Bierhausen-Aplerbeck, Holzwickede und Unna. Zwischenzeitig wurden im Gefährt digitale Aufnahmen der Reisenden gemacht. Vorrüberhuschende Fahrzeuginsassen schüttelten merkwürdiger Weise den Kopf und andere Extremitäten. Na ca. 35 – 45 Minuten erreichten die drei aus Bochum Werl.
Hurtig wurde der Wohncontainer des Werler Bauernbotens angepeilt und angesteuert. Sogleich stürzte er auch schon aus dem Wohnblock und flüchtete sich mit letzter Kraft ins Bayrische Autoexil. Nun waren sie komplett, die fruchtlosen Vier, die Hammer-Boys, die Bekloppten Bochumer, die. Und ab, ruckidizuck, eilends nach Hannover. Unterwegens wurde die schöne Landschaft begutachtet, fünf bis sechs Parkplätze angesteuert und diverse literarische Besprechungen abgehalten. Der hochgeehrte und geschätzte Kritiker Reischale-Rachnikki hätte seine Freude an diesen Ausführungen gehabt. Über diesen kulturellen Exzessen wurde leider die richtige Ausfahrt zum Stadion der niedersächsischen Folkloretruppen verpasst. Dadurch machte sich bei den Herrschaften im Wagon de Bavaria eine leichte Disharmonie und ein starkes Druckgefühl in der Blasengegend breit. Verstärkt wurde beides noch durch die ausgezeichnete Beschilderung der hannöverschen Straßenbaugemeinde. Trotzdem ereichten sie einen Parkplatz für ihren Bayern-Mustang, unweit des Kampfplatzes.
Nur wenige Fußminuten waren zu überwältigen und schon waren sie mitten drinne im Geschehen. Wie es der Düvel wollte, brachte Gendarmerie zufälligerweise gerade einen Trupp Bochumer Anhängerschar, welche mit dem vierzig Mark Wochenendticket reiste, Richtung Arena. Im Schutze der Staatsmacht wurden dann die letzten Meters hinter sich gebracht. Vor den Toren der Gladiatorenrennbahn musste der Werler Bauernführer, ne Bote, sich noch ein Eintrittskärtlein erwerben. So hatten die anderen Drei Zeit und Muße, sich das ganze zwielichtige Völklein anzusehen, welches um die Katakomben schlich. Oh je, oh weia, also der Sportwart könnte ja Dinge erzählen, tut er aber wegen dem Daten- und Artenschutz nicht.
Nur soviel: good luck Neusser, es wird schon wieder.
Im allgemeinen Hingucken, hatten die Drei dann den Werler Knaben aus den Augen und aus den Sinn verloren. Also marschierten sie ohne ihn ins Stadium. Die anwesenden Ordner würdigten diesmal den Sportwart kein Blick. Er hatte auch schon mal dortens seine Stiefeletten lüften müssen, aber nun, nix, also rein alter Sack und Schnüss gehalten. Im Inneren des Stadions konnten die Bojus nun diverse Bekannte und Prominente begrüßen. Unter anderem die Herren Z. und M., sowie eine Menge getreuen Volkes und auch Herrn BO-Zabel und den verlorenen Werler Bauernboten. Doch nun drängte die Zeit, das Spiel wollte beginnen. Rasch noch ein Kaltgetränk erworben und ab zum zuständigen Sitzplatz gesteuert.
Dort wurde Platz genommen und zwar so viel man wollte und schon mussten der Sportwart und dem Sportwart sein Schwager fotografieren, digital und anders halt. Allderweil die mitgereisten ca. tausend Bochumer ein schönes Fahnenmeer und ein noch schöneres Räucherwerk zelebrierten. Einfach schön fürs geneigte Auge, ährlich. Zwischendurch wurde noch ein bekannter Bochumer Staatsdiener begrüßt, doch dann mute man seine Augen auf den Platz der Ähre richten. Was sie dort zu sehen bekamen, war für den eingefleischten Bochumer, der schon manche Scheiße gesehen hatte, einfach die Krönung.
Dem Sportwart fällt keine Beschreibung ein, welches das kümmerliche Dasein der Bochumer Mannschaft beschreibt. Ohne den famosen Holländer im Bochumer Tor, wäre schon viel früher die Niederlage eingeleitet worden. So musste man bis zur zweiten Halbzeit warten, um den Todesstoss mitzuerleben. Das ganze Gespiele der Bochumer war eine grausame Strafe für alle Mitgereisten. So genügte dann auch ein Blick und alle vier Bochumer Jungen verließen fluchartig die Niedersachsen-Festspiele. Zügig ging es ab zum Bayern-Express und ebenfalls zügig zur Autobahn Richtung Heimat. Wie durch ein Wunder fanden die vier den Weg diesmal auf Anhieb. Vielleicht wollte der liebe Gott sie auch nicht noch mit Herumirren in der Fremde straffen.
Unterwegens sahen sie noch eine Horde junger Männer an einem MC-Drive-Inn, die wahrscheinlich auf ihren Gegner, zwecks Austausch von Zärtlichkeiten warteten. Doch dieses war nur eine Randnotiz auf dem Weg ins heimische Ruhrpöttle. Alle vier schwiegen größtenteils und hingen mit ihren Gedanken irgendwo im großen Nirwana des Universums, wo für solche Flaschen von Fußballspielern, wie sie hatten sehen müssen, kein Fleckchen übrig ist. Die Rückreise wurde freundlicherweise nur durch einige kleinere Anstauungen verzögert, so das man den Werler Bauernboten schon so gegen neunzehn Uhr an der heimischen Hoftür absetzen konnte.
Da sich bei den Anderen ein leichtes Hungergefühl breit machte, wurde noch ein MC-Schoppen überfallen. Der Werler Kulinarische Treff hatte zufälliger Weise Hamburger, Pommes und Coca im Angebot, welches die drei aus Kaubaukum auch sogleich bestellten und verzehrten. Derart gestärkt, verging der Rest der Reise mit leisem Rülpsen und Blähungen. So gegen ca. neunzehn Uhr fünfundvierzig reichten sie dann Sundern. Der Lindenpitter wurde verabschiedet und durfte sein treues Bayern-Ross gen, na, jawohl Linden führen. Der Sportwart und dem Sportwart sein Schwager schlichen in ihre Domizile und verfielen in Trübsinn und Kümmernis. Und wenn sie davon nicht geheilt werden, dann hauen sie der Bochumer Mannschaft was vor den Kappes. So, dat war genug vom Elend inna Sportwelt. Bis demnächst im selben Drama:
Der Sportwart
Und nicht vergessen: Einmal ein Bochumer Junge, immer ein Bochumer Junge.
(Außer er lässt sich operieren. Ach wat, dat lassen dann auch gelten.)