Einmal aalen in Ahlen, Westfalen !
Trotz der tragischen Ereignisse im Land der Burgers und Coca Cola sollten alle Ligaspiele stattfinden. So konnten auch der Sportwart und seine Getreuen es nicht unterlassen, zum Auswärtsspiel nach Ahlen zu reisen. Punkt vierzehn Uhr dreißig ließ der Sportwart den Griffel fallen, gab seinem PC noch einen Gute Nacht Kuss und verließ fluchtartig seine Arbeitsstätte.
Schweiß gebadet und atemlos erreichte er hundertfünfundvierzig Sekunden später die Herberge zum armen Griechen. Dort lauerten bereits die allseits bekannten Spatzel und Peter die Lippe auf ihn. Während Spatzel noch dem Knobelspiel frönte, erging sich der Sportwart und Lippenpeter in tiefgründige Gespräche über dies und jenes. Zwischendurch durften die stetes freundlichen und charmanten Wirtsweiber den Herren eins auf den Tisch servieren. So verfloss die Zeit, der Bismarck und der Hundertdreier und die Zeit des Aufbruchs kam.
Rasch wurden die Zelte abgebrochen und zum HBF gerast. Dort traf man in der lauschigen Destille zum lahmen Bummelzug noch ein paar Bochumer Jungen. Unter anderem auch Herrn L. aus BO-L. und Herrn D. aus, äh, öh, …. Hessen. Herr L. hatte freundlicherweise eine Gruppenorgie gen Ahlen organisiert. Für nur dreizehn Mark und ein paar Zerquetschte pro Mann und Nase, konnte die Bochumer Jungen-Schar zum Ende von Westfalen fahren. Zwischen zwei Getränken wurden die Geldgeschäfte abgeschlossen und Spatzel zum Bier holen losgeschickt. Er kam dann auch wieder mit viel Fiege, welches eine Temperatur von ca. fünfundvierzig Grad hatte. Gerade richtig für alte Männer Mägen. Pfui bäh, würg, brech. Egal, rein muss es doch. Derart gestärkt verließ man die Bahnhofshalle und enterte den Bahnsteig.
Dort standen schon ganz viele Bochumer herum und warteten auf den Zug, der freundlicherweise nur 5 Minuten Verspätung hatte. Wie man hinterher erfuhr, bekamen andere Züge noch viel mehr Verspätung, da der Bochumer Bahnhof wegen einer Bombengeschichte gesperrt wurde. So schlug die allgemeine Verunsicherung auch in Bochum zu und viele Fans kamen später oder gar nicht nach Ahlen. Der Sportwart und seine Kameraden hatten aber Glück und konnten fast pünktlich Richtung Ostfalen abreisen. Die erste Sportwartaktion im Zug war, nein, nicht pinkeln, sondern lau warmes Fiege über Zuginsassen und Parkett zu vergießen. In seinen dunen Kopp übersah er ein zwei mal drei Meter großes Gepäckstück und baselte darüber. Peinlich gerührt verließ er den Ort des Schreckens und ging erst mal, jawohl richtig, pinkeln. Dann holte er sich ein neues Bier und genoss den Rest der Reise im Sitzen bei seinen Fußballfreunden.
In Ahlen angekommen, wollte die Reisegruppe das Rest Bier in eine Schließfach deponieren, aber alle sechs Fächer waren belegt. Ist halt ein großes Bahnhöfschen, das Ahlener, das. Schlau wie sie nun mal sind, die Jungens, versteckten sie das Bier in der Ahlener Botanik. Herr L. allerdings so, das es gefunden werden musste, während Spatzel es vorbildlich verbarg, so das man hinterher Mühe hatte es wieder zufinden. Nach der Versteckspielaktion begab sich die Wandergruppe auf den Weg zum Wersestadion, welches auch nach wenigen Minuten erreicht wurde. Da noch Zeit war, erkundigte man sich nach einer Destille, erfuhr aber, das im Umkreis von mehreren Kilometern kein solches Etablissement erbaut, geschweige denn jemals geplant war. Frustriert ging die ganze Bande ins Stadion.
Dort wurde man erst mal mit einer hochnotpeinlichen Untersuchung gequält. Besonders Herr D. hatte darunter zu leiden. Sein kleines Wortwitzchen hatte zur Folge, das er fast ohne Beinkleid dastand, weil der Wachschutz auf genaue Durchsuchung bestand. Also was lernen wir daraus: Keine Witzken mit Ordnungspersonal, sonst werden die Onkels und Tantens böse auf dich. Aber alles geht mal zu Ende, so auch die Körperrazzien. Nun konnte man sich an den Köstlichkeiten der Wersearena laben. So gab es z.B. lecker Bratwurst für wenig Geld, schmackhafte Pommes für viel Geld, Bier für noch mehr Geld und Limonade für nicht so viel Geld. Nachdem alles ausprobiert worden war, nahm die Bochumer Jungen Bande ihre überdachten Stehplätze ein und das Spiel konnte beginnen.
Erst wurde eine Schweigeminute eingelegt und dann der Anstoß vollzogen. Die Bochumer spielten verhalten bis beschissen und lagen kurze Zeit später schon eins zu null zurück. Unmut tat sich auf und die Bochumer Mannschaft spielte daraufhin noch bescheidener. Zur Belohnung gab es dafür aber den Ausgleich. Anstatt das Tor dem VfL nun Auftrieb gab, gab es noch mehr Kacke zu bewundern. So das zwei zu eins für Ahlen. Manche Bochumer Jungen schauten nun auf die Uhr, um zu sehen ob sie den nächsten Zug Richtung Heimat noch erreichen konnten, denn sie erwarten jede Sekunde das drei zu eins. Stattdessen fiel der Ausgleich und Regen vom Himmel.
Hier lohnten sich die überdachten Stehtplatzkartenränge, die der kluge und umsichtige Sportwart in weiser und genialer Voraussicht besorgt hatte. Lobet den Sportwart, haltet ihn in Ehren und machet ihm großes Geldgeschenke. Nun keine Beweihräucherung mehr, obwohl …… ne es ist gut. Während sich der Sportwart in seinen verworren Gedankengängen verirrte, schoss sich der VfL in Führung. Jubel brach aus, wildfremde Menschen herzten und busserlten sich, himmlische Chöre waren zu hören, Schalmeien dröhnten im Hintergrund, kurzum der VfL-Anhang feierte. Apropos feiern: ein Teil des Anhanges feierte mit den Ordner und anwesenden Polizisten etwas heftiger, sodass die mit grünen Barett ausgestatteten Herren und Damen Gendarmen abzogen und mit knitterfreien Mützen wieder kamen.
Und wie durch ein Wunder hatten sie auch schwarze Latexknüttel dabei, welche sie links und rechts auf die Köpfe der Anwesenden drosch. Komische Sitten haben diese Ostfalen, dammische die. Doch zurück zum Match. Inzwischen fanden die Bochumer Spieler das Toreschiessen fein und legten noch Tor Nummer vier und fünf auf. Grenzenloser Jubel brandete bei den Bochumer auf, als der Schiedsmann das Spiel beendete. Glücklich und zufrieden machte sich der Haufen zum Bahnhof auf. Unterweges holte man sich das versteckte Bier von Spatzel wieder, während die Dosen von Herrn L. leider verschwunden war. Also wirklich, es gibt doch schlechte Menschen auf dieser Welt, klauen armen Bochumer das Bier. Wo soll das noch hinführen? Bah pfui, möge dem Dieb die Maul- und Klauenseuche am Balg fahren.
Notgedrungen mussten die bestohlenen Bochumer dann in die überfüllte Bahnhofskneipe einkehren. Dort ein kleines Wunder, für nur DM zweizwanzig bekam man ein Bier und durfte auch noch das Glas behalten. So wanderte manch ein Bochumer mit Glas und Krug in den Zug Richtung Heimathafen. Die fünfundvierzig Minuten Retourfahrt verflogen rasch bei Bier und kosmopolitischen Wortdebatten. In Bochum angekommen fuhren Spatzel, Peter die Lippe und der Sportwart mittels eines Taxometers zur Herberge der wilden Jutta und wurden dort vom Sportwart seinem Schwager und vom Sportwart seinem Schwager seine Frau und vom Sportwart seinem Schwager seine jüngste Tochter empfangen. Ein kurzes Gespräch folgte und dann fuhr die Schwager Bande Richtung Sundern. Das hätte der Sportwart auch machen sollen, aber nein er kehrte noch in die Schenke ein. Die letzten Erinnerungen waren irgendetwas mit Bismarck, Lippenpeter, Lindenpitter und die dritte Mannschaft vom DSC Bochum. Alles andere war Dunkelheit.
Angeblich soll der Sportwart noch zuhause tiefschürfende Gespräche mit Frau Sportwartin geführt haben, aber das ist alles im mentalen Dunkeln abgetaucht. So endete ein Sporttag im Leben des Sportwartes wie immer: Dunkelheit nichts als Dunkelheit.
Bis demnächst im hellen Tageslicht
Der Sportwart
Und immer schön daran denken: Einmal ein Bochumer Junge, immer ein Bochumer Junge.