Erster Mai

Frage: Was soll der Mensch so an und für sich am ersten Mai tun?

Er soll zu einer Mai-Kundgebung gehen und dort randalieren!Er möge in einem Lokal seiner Wahl, den Mai einen guten Monat werden lassen!Er reise gefälligst dem VfL Bochum, seinem Heimatverein, nach, welcher justament im Osten des deutschen Landes, das vorletzte Auswärtsspiel in der zweiten Liga zu bewältigen hat!Mai doch egal!
Genau: Für Mensch Sportwart kommt nur Antwort C in Frage!

Also besorgte sich der Sportwart Reisedokumente über seinen hinreichend bekannten B.O.Z.-Dealer und fand sich am ersten Mai um 9 Uhr 30 am Bochumer Hauptbahnhof ein, um von dort aus gen Osten, genauer Aue, zu starten. Diesmal aber nicht mit dem Zuge, sondern mit dem Omnibus.

Am HBF traf er so dann auch bekannte Lichter, welcher er als Servicemann samt Begleitung, sowie den Erziehungsberechtigten von Max aus Herne, allerdings ohne Max, identifizierte. Auf die Frage, wo denn der Maxe bleibt, kam die Antwort, das der andere Erziehungsberechtigtenanteil (der dominantere also) ein Ausreiseverbot für Max ausgesprochen hatte! Schade, toch de moeder het voorrecht!

Gemeinsam zog man denn Richtung MC, wo noch viele andere Reisewillige auf den Omnibus warteten. Mitten drinne, wuselte Marwan herum und verkaufte noch letzte Fahrtberechtigungsanteile. Bei der Begrüßung des B.O.Z.-Managers erfuhr man dann, das zwei Busse eingesetzt werden. Und siehe da, itzt fuhren beide am Hauptbahnhof vor.

Zuerst rollte der Quinting-Bus an, welcher für die Ultras auserkoren ward, und dann ein Schäfers-Gefährt für den Rest. Jeweils ca. 35 Leuchtchen drapierten sich sodann in die Omnibusse. Der Sportwart ergatterte ein Plätzchen ganz vönne im Schäfers-Bus, als Reisenachbar bekam er dann den lieben Marwan.

Um 10 Uhr begann der Trip zum vorletzten Auswärtsspiel des VfL Bochums in der zweiten Liga. Nach der Vorstellung der beiden Fahrer, quakte der Sportwart erst ein bisschen mit Marwan, widmete sich danach aber seiner Reiselektüre: Conan der Barbar. Während der Bus so durch die Lande schaukelte, drang der Sportwart tief in das Reich der Phantasie ein.

Plötzlich schreckte der Sportwart hoch. Was ward geschehen? Drohte Unheil durch finstere Kreaturen aus dem Höllenschlund, mussten wehrlose Maiden aus den Klauen mordgieriger Widerlinge gerettet werden? Nein, der Sportwart hatte Durst bekommen. Also erstand er beim Co-Fahrer ein Fläschchen 0,33 Fiege Pils, extra herb, nur für den harten Sportsmann.

Während der Sportwart sich an dem goldigen Fiege labte, schaute er aus dem Fenster so in die Gegend herum. Da erspähte sein Hühnerauge ein Gebäude, auf dessen Dache ein dreistelliger Buchstaben-Zahlen-Code aufgepinselt ward. Im Garten dieses Objektes befand sich auch noch ein Fahnenmast samt blau-weißer Flagge, auf der eine runde Glyphe seltsamen Ursprunges dargestellt war. Der Sportwart nahm an, das dies eine Quarantänestation für verwirrte Geister sei, und widmete sich weiter seinem Fiege.

Etliche Fiege, Seiten Conan der Barbar und stärkenden Landjägern später, ereichte der Sportwart mit seinen Mitreisenden dann das Autobahnkreuz Chemnitz. Hier verschwand Marwan dann, um einen Teil seiner zahlreichen Verwandtschaft, welche in ganz Deutschland postiert ist, zu besuchen. Der Rest fuhr gen Aue weiter.

Kurz nach Abfahrt von der Autobahn bekam der Bus Begleitschutz. Ein grün-weißes Automobil setzte sich vor den Bus und erließ ein „Bitte folgen“ Schild aufleuchten. Gehorsam folgte man dem Wägelchen. Am Rande eines Industriegebietes wurde der Bus gestoppt und die beiden Fahrer heraus gebeten. Nach intensiven Palaver stieg dann ein Gendarm in den Bus und verkündete, das in der Innenstadt von Aue alle gastronomischen Einrichtungen, ob des Feiertages geschlossen seien und deshalb der Bus dort nicht hin fahren dürfe. Tä Tä Tä!

Aber…… man seie ja nicht so. Man schaffe die Herrschaften nun zu einem MC, welches sich vor dem Aue-Stadion befinde und dort könne man sich eine halbe Stunde lang erfrischen und stärken. Danach müssten alle wieder in den Bus, welcher dann die zweihundert Meter unter freundlicher Begleitung sicher zum Aue-Stadion gebracht werden würde. Widerspruch sinnlos, wir fahren los! Bravo! Daraufhin senkten die beiden Fahrer die Preise für die Erfrischungsgetränke. Doppeltes Bravo!!

Der Bus fuhr los, und man hatte plötzlich hinten auch noch ein Begleitauto. Ne, zwei, ach drei, vier, fünf. Derart gesichert fuhr man erst durch ein Industriegebiet und dann durch ein Wohngebiet sozialistischer Baukultur. Die Bewohner winkten fröhlich den Busreisenden zu und wünschten ihnen dabei wohl einen guten ersten Mai.

Nach ein paar Kilometerchen wurde das MC erreicht. Nun hieß es Aussteigen. Es war knapp 17 Uhr, man hatte jede Menge Zeit, wat tun? Nun der Sportwart, geübt durch jahrzehntelanges Reisen quer durch die Republik, verkrümelte sich geschickt und wanderte ein wenig durch die Gemeinde Aue. Dabei handynierte er ein wenig mit seinem lieben Mütterlein und seiner ebenfalls lieben Frau Sportwartin. Bei seiner Wanderung fand er aber im Umkreis von…..ach sehr vielen Metern, aber keine Destille oder Herberge. Also retounierte er und begab sich zum Bus.

Dort erstand er ein Fiege zwecks Erfrischung für Leib und Seele. Nach Genuss des selbigen, hieß es auch schon einsteigen. Unter fürsorglicher Obhut wurde man dann die letzten zweihundert Meter direkt zum Gästeblock des Auer Stadions vorgefahren. Hier hatte sich schon eine größere Streitmacht von Gendarmen versammelt. Nach kurzem Rechnen kam man auf 1,25 Gendarm pro Bochumer Fan!

Also, wenn man auf das Vierteilen von Gendarmen verzichten wollte, war es gut, wenn sich vier Bochumer mit fünf Gendarmen mengen täte. Ganz einfach, nicht?

Ob dieser Rechenkünste genehmigte sich der Sportwart noch ein Fiege und laberte während des Trinkgenusses ein wenig mit anderen Bochumern einher. So gegen 18 Uhr 30 verspürte der Sportwart ein Bedürfnis. Da außerhalb des Stadion keine Bedürfnisanstalt aufzutreiben ward, beschloss der Sportwart ins Stadion zu gehen.

Nach einer freundlichen, aber gestrengen Durchsuchung (der Sportwart wurde dabei sein Schweizer Messerchen verlustig), konnte der Sportwart endlich sein Bedürfnis stillen. Danach begab er sich in den Gästeblock, um dort die restliche Zeit mit dem Erziehungsberechtigten von Max und dem Münsterländer Fahrradchampion mit Fachgesprächen über Land und Leute zu verbringen.

Die Zeit verging, das Stadion füllte sich mit vielen Auern und nicht ganz so vielen Bochumern. Unter diesen waren auch Treuen-Macke und der oberste Fanbetreuer Moppel. Insgesamt kam man wohl auf 120 Anwesenden, die blau-weiß auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Der Sportwart entdeckte auch einige rot-weiße Zwickauer, die von den Auern argwöhnisch beobachtet wurden.

Endlich hatte man die Zeit überbrückt und das Spiel stand kurz vor dem Anpfiff. Nur noch das Wismutlied (Clubhymne) und das Spiel begann. Aue hatte in der ersten Halbzeit die größeren Spielanteile, konnte aber kein Tor erzielen. Bei Bochum lief im Sturm und Mittelfeld nicht so viel. In der Verteidigung musste schon nach kurzer Zeit Butscher durch David Czyszczon aus der Zweiten vom VfL ersetzt werden. Doch die Abwehr samt Skov-Jensen hielt und so stand es zur Halbzeit null zu null.

Hurtig das Päuschen erledigt, die Lichterparade der Auer bestaunt, Marwan begrüßt, welcher seinen Verwandtschaftsbesuch erfolgreich beendet hatte und die zweite Halbzeit konnte beginnen. Jetzt wurden die Bochumer Angriffsbemühungen doch etwas intensiver und die eine oder andere Chance konnte sich erkämpft werden. Doch das Tor des Tages köpfte ein Verteidiger: Czyszczon. Der Amateur machte bei seinem dritten Einsatz sein erstes Tor für den VfL Bochum. Danke.

Daraufhin sangen die Auer, das man sich in zwei Jahren wider sähe. Wieso, wollen die in die erste Liga aufsteigen, oder spielt man im Pokal gegeneinander? Komisch!

Was nicht komisch war: beide Ultra-Gruppen, Aue sowie Bochum, hielten aus Solidarität zur Münchner Schickeria Banner hoch. Weitere Informationen siehe unter www.schickeria-muenchen.de.

Es hätte noch das zweite Tor für Bochum fallen müssen, aber van Hout verkasperte die feine Vorarbeit von Hille, der als Spieler der Zweiten seinen Einstand bei der Ersten gab. So drängelten die Auer nochmals auf den Ausgleich, aber der VfL hielt den Vorsprung fest.

Nach dem Abpfiff begab sich der Sportwart zum Zaun, um dort den VfL Spielern seine Referenz zu erweisen und ihnen zu huldigen. Danach ging es ab zum Häusel und dann wollte der Sportwart raus zum Bus, doch die Ordner hielten die Tore für den VfL-Anhang geschlossen. Während der Gästeblock von der Ordnungs-Schaft hurtig geräumt wurde, gab es am Tor kein Weiterkommen. Doch schließlich hatte man ein Einsehen und die Tore wurden geöffnet.

Alsdann konnte man sich wieder im Bus platzieren und kurze Zeit später, als alle, bis auf Marwan, welcher mit einem Auto heimreiste, begann unter fürsorglicher Obhut die Rückreise. Die freundlichen Gendarmen brachten die Bochumer Busse noch bis zur Autobahn, von dort an musste man die Heimreise ohne Schutz durchstehen.

Der Sportwart genehmigte sich noch ein Limonadengetränk und schlummerte itzt ein wenig vor sich hin. Zwischendurch gab es noch ein paar Seiten Conan und Landjäger zwecks Körperstärkung. Danach folgten wieder Schlummereinheiten.

Um 4 Uhr 47 ereichte man Bochum HBf. Nach kurzer Verabschiedung und 25 minütiger Wartezeit nahm der Sportwart um 5 Uhr 12 den Linienbus gen Sundern. Um 5 Uhr 45 schloss er die Tür zur heimischen Wohnung auf. Um 6 Uhr weckte er Frau Sportwartin, welche zur Arbeit gehen durfte. Um 6 Uhr 15 legte der Sportwart sich ins Bettchen. Um 9 Uhr 30 stand er wieder auf. Ab 10 Uhr fing der Sportwart mit seinem Reisebericht an. Just ist es 13 Uhr 30, der Sportwart hört auf.

Das war es für diesmal aus dem unendlichen Kosmos des gemeinen Fußballreisenden in Sachen VfL Bochum.

Bis demnächst aus der ersten Liga.

Bleibet gesund und lebet wohl.

Der Sportwart

Und bitte nicht vergessen, ob erster Mai oder der Tag vom Johannes des Täufers:

Einmal ein Bochumer Junge, immer ein Bochumer Junge!