Zwölf Monate waren vergangen und die alljährliche Leibungsübungsschau der Bochumer Fan-Clubs, auch Hallenzauber genannt, stand an. Das Turnier durften diesmal Die Treuen 1983 und die Blau-Weißen Panther ausrichten. Nach harten Auflagen durch die Herren des Vorstandes der Bochumer Jungen, welche den Konsum von Rauschmitteln regulierten, durften die Fußballer des Fan-Clubs wieder an diesem Traditionsturnier teilnehmen.

Der Sportwart hatte, ob der oben genannten Auflagen, die schwere Aufgabe für dieses Spektaculum genügend Freiwillige aus den Reihen der Bochumer Jungen zu finden. Doch der Bochumer Junge ist zäh und duldsam und so konnte der Sportwart genügend Athleten in seinem schwarzen Notizbuch notieren. Im Laufe der Zeit, die bis zum Turnier noch blieb, kamen zwar einige Absagen, aber es waren noch immer genug Mannen für den Kampf auf dem Boden der Halle übrig.

Am Turniertage wurde dann der Sportwart zusammen mit dem Sportwart sein Schwager und der Bekleidungsausrüstung für die Fußballer vom Sportwart sein Schwager sein besten Freund, den Lindenbitter, mit dem Automobil abgeholt und zum Ort des Geschehens, der Bochumer Rundsporthalle, chauffiert. Da die Herrschaften noch viel Zeit hatten, machten sie erst eine Stadtrundfahrt und besichtigten dann die Neubauten an der Rundsporthalle. Anschließend begaben sie sich in die Räumlichkeiten der Sporthalle, wobei sich der Servicemann samt Neffen anschloss. Der Servicemann brachte seinen Nefferich Ben als persönlichen Ersatz für die hohe Kunst des Fußballspielens mit. Sehr lobenswert dieser selbstlose Akt. In der Tat, sehr lobenswert.

Im gastronomischen Bereich der runden Halle warteten bereits Spatzel, welcher aussah wie das Elend auf zwei Stelzen, Olaf der Redsame, Herr L. aus BO-La. und sein Filius TORsten auf das Kommende. Zu dieser illusteren Runde gesellten sich dann noch Frank, Hiltrops Antwort auf Herakles, Jürgen, ein Heimkehrer aus dem rheinischen Exil und Kai aus der Kiste. Damit hatte der Sportwart dann auch schon alle seine Mannen beisammen. In seinem Notizbüchlein standen zwar noch ein paar Namen mehr, doch die entsprechenden Herrschaften hatten sich fast alle bei ihm persönlich abgemeldet.

Nach einem Konzentrationsbier für den Sportwart und zwar nur für den Sportwart, begaben sich die Athleten zu den Umkleidekatakomben. Dort verteilte der Sportwart die Trikotagen und sprach noch manch ein mahnendes Wort zu seinen Mitspielern und gab die Aufstellung bekannt. Nach dem Umkleiden eilte man wieder in den oberen Bereich der Halle, deponierte dort seine Bagage und verschwand hurtig Richtung Spielfeld, da der Sportwart noch der Turnierleitung den Spielerbogen darreichen musste. Anschließend latschte der Sportwart dann mit den anderen Mitspielern zum offiziellen Mannschaftsphoto. Danach konnte dann das erste Spiel, welches gegen die Ibbenbürener Falken gehen sollte, für die Jungen beginnen.

Die Bochumer Jungen begannen mit folgender Aufstellung: Olaf der Redsame im Gehäuse, davor die ex-rheinische Frohnatur Jürgen und Hantel-Frank. Die Mittelfeld- und Sturmfraktion bildeten TORsten und Kai aus der Kiste. Auf der Auswechselbank lauerten Herr L. aus BO-La., Spatzel, Ben der Neffe und der Sportwart himself. Das Spiel begann unter der Leitung eines Schiedsmannes, welcher den Bochumer Jungen schon wohl bekannt ward! Es wogte hin, es wogte her, der Ball ward hier, der Ball ward dort und plötzlich im Gehäuse des Jungen-Teams. Es stand eins zu null für die Falken. Der Sportwart wusste sich nun nicht mehr anders zu helfen und wechselte sich selbst ein. Und ein stürmischer Lauf auf das Ibbenbürener Tor setzte an und das Drama begann.

Bei einem der Angriffe konnte der gegnerische Torhüter den Ball erst hinter der Linie in den Griff bekommen doch der Schiedsmann verweigerte diesen Treffer. Alle Proteste nützten nichts, der Schiedsmann blieb hart. Das setzte bei allen Bochumer Jungen zusätzliche Kräfte frei und sie bestürmten das Tor des Gegners auf das Heftigste. Dann geschah etwas, von dem sich der Sportwart nur noch nebulös erinnern kann: TORsten spielt den Sportwart an, dieser sieht nur noch Ball und des Gegners Tor und als nächstes wie sich der Ball in des Gegners Netz versenkt. Der Sportwart wischt die Hirnnebelschwaden zur Seite und merkt endlich, dass er nach langen Jahren der Dürre wieder ein Tor erzielt hat.

Grenzenlose Freude macht sich in ihm breit und er wechselt sich, ob der Gefahr eines Herzkaspers, vorsichtshalber aus. Vom Spielfeldrand wollte er die letzten achtzig Sekunden des Spieles verfolgen. Nach dem Anstoß griffen die Falken vehement an. Die Sekunden rannen zäh am Zeitnahmegerät herunter. Dann waren nur noch vierzig Sekunden zu spielen und das Elend nahm seinen Lauf. Durch kitzekleine Fehlerchen im Abwehrverhalten der Bochumer Jungen kamen die Falken Sekunden vor Ende der Partie zum zwei zu eins Siegestreffer. Schluss, aus, tot die Maus.

Deprimiert schlichen die Jungen vom Platze, gaben aber dem Schiedsmann, ob seiner merkwürdigen Entscheidungen, noch ein paar liebe Worte mit auf den Weg. Dieser tat plötzlich auf sehr wichtig und wollte Verwarnungen aussprechen, doch die Bochumer Jungen ließen ihn in seinem grünen Hemde in der Halle stehen. Oben auf den Emporen gönnten sie sich erst etwas Muße und besprachen in aller Ruhe das vergangene Spiel.

Zwischen dem ersten und dem zweiten Spiel folgten dann drei Stunden Pause, in der die Jungen sich strikt an die Auflagen des Clubvorstandes hielten. Nur wenige Getränke aus dem Hause Moritz Fiege flossen in die Mägen der Hallen-Kämpfer. Der Vorstand und viele andere Clubmitglieder, welche zur seelischen Unterstützung angereist waren, konnten sich ob dieser heldenhaften Leistung persönlich vergewissern.

Nun geht mal jede Pause zu Ende und das zweite Spiel, wobei der Gegner Zwickau hieß, konnte beginnen. Der Sportwart musste nun die Mannschaft etwas umstellen, da sich Kai in der Kiste beim ersten Spiel verletzt hatte und nicht weiter spielen konnte. Das machte sich leider bemerkbar und die Bochumer Jungen lagen nach drei Minuten dann auch mit null zu drei hinten. Danach gestalteten sie das Spiel offener, kamen leider aber nur noch zu einem Pfostentreffer durch TORsten. Es blieb dann auch beim drei zu null für Zwickau und die Bochumer Jungen begaben sich wieder zurück zu ihren Ruheplätzen. Nebenbei bemerkt: Der Schiedsmann dieses Spiels pfiff ruhig und sachlich und gab keinerlei Grund zur Klage.

Es folgten zwei weitere Stunden Pause, in der sich die Spieler ebenfalls im Konsum von Rauschmittel streng zurückhielten. Nach der Erholungsphase begann das letzte Spiel der Bochumer Jungen und zwar gegen Carpe diem ludi. Die Jungen hatten zwar keine Chance auf das Erreichen des Viertelfinales, gaben aber alles und konnten so das Spiel recht offen gestalten. Leider geriet man wieder in einen Rückstand, doch dieser konnte durch Hantel-Frank wieder wett gemacht werden. Der Gegner griff nun heftig an und Olaf der Redsame konnte sich durch einige Paraden auszeichnen. Bei einer Rettungsaktion rangelte er mit einem Gegner herum, doch der Schiedsmann drückte ein Äuglein zu und beließ es bei einer Ermahnung. Carpe diem Ludi gelang aber dann doch der zwei zu eins Führungstreffer. Die Bochumer Jungen machten nochmals Druck, gaben aber hierdurch dem Gegner Chancen zum Kontern. Olaf der Redsame glänzte nun wiederum durch hervorragende Paraden. Leider kamen die Jungen nicht mehr zum verdienten Ausgleich. Geschlagen, doch unbesiegt im Sportlergeiste verließen die Bochumer Jungen den Platz der Fußball-Ehre. Sie bedankten sich noch beim Schiedsrichter, welcher umsichtiger weise Olaf den Redsamen mit einer Ermahnung, ob seiner kleinen Zornesattacke, davonkommen ließ.

Nach einer kleinen Ruhephase auf den Emporen der Rundsporthalle begaben sich die Helden zum Gemeinschaftsduschen. Beim gemeinsamen Planschen kam schon wieder Fröhlichkeit auf, welche sich beim Umkleiden, ob der dargebotenen Anekdoten, steigerte. Alle zahlten dann auch brav ihr Trikotagengeld beim Sportwart ein, so das einem gemeinsamen Nachbetrachtungstrunk nichts mehr im Wege stand.

Der Vorstand, in Form vom Leitwolf, hatte etwas Biergeld beim Dübel deponiert, welcher davon dann Wertmarken zum Verzehr von Moritz Fiege Produkten erstand. Diese Coupons tauschte man nun gegen Flüssigkeiten in Form von Bier und Radler um. Beim gemeinsamen Schlürfens der wohltuenden Brauereierzeugnissen wurde dann ein Fazit gezogen: Man hatte zwar drei mal verloren, konnte aber eine märchenhafte Toresflut in Form von zwei Treffern erzielen. Der Sportwart bedankt sich hierfür nochmals beim Hantel-Frank und sich höchstpersönlich.

In den nächsten Stunden verzehrte man noch manch ein Bierelein und tat manch ein Scherzelein. Dann verließ der größte Teil der Mannschaft und des Anhanges die Sporthalle, um in einer wohlbekannten griechischen Taverne noch ein wenig weiter zu feiern. Gemeinsam mit dem Sportwart betrachteten nun Ihro prinzliche Hoheit Karl August von und zu Ährenfeld, die Salinski Brüdern und der Servicemann die finalen Turnierspiele. So konnten sie dann auch einen überlegenen Turniersieger, welcher Block A hieß, begutachten.

Dann kam die Pokalübergabe und der Sportwart konnte, nach langen aufgeregten Warten, aus den Händen des allgewaltigen Fanbeauftragen Herrn Moppel den Pokal für den fünfundzwanzigsten Platz entgegennehmen. Unter grenzenlosem Jubel seiner nicht vorhandenen Anhängerschar trottete der Sportwart lächelnd vom Orte der Übergabe und ließ sich durch Ihro prinzlicher Hoheit Karl August von und zu Ährenfeld huldigen.

Nach wahren Huldigungsorgien durch Ihro Hoheit wurde der Sportwart vom Sportwart seinem Schwager mit dem Automobil abgeholt und gen Heimat gebracht. Dort sollte dann der Geburtstag vom Sportwart seine Sportwartin ihre Mama gefeiert werden. Doch heftiger Kopfschmerz und ein schmerzlicher Telefonanruf veranlassten den Sportwart zu einem frühen Abgang von den Feierlichkeiten. Nach einer kurzen Abendmahlzeit legte er sich ins Bettchen und schlief augenblicklich ein.

Joh, das war es vom Hallenturnier Zweitausendunddrei. Der Sportwart bedankt sich bei allen Beteiligten und hofft, das er bei der kommenden Clubsitzung vom Vorstand das O.K. für das Turnier der grauen Mäuse und das Jubi-Turnier der Treuen bekommt. Man hat sich ja schließlich nach Kräften bemüht.

Bis dahinne in diesem oder in einem anderen Theaterstück.

Der Sportwart

Und bitte, bitte nicht vergessen: Einmal ein Bochumer Junge, immer ein Bochumer Junge.