Das Ende eines zwanzigjährigen Grauens
Immer wenn es hieß, der VfL Bochum spielt in Duisburg, überfiel die Bochumer Fangemeinschaft ein unheimliches Grauen. Jahr für Jahr nur Regen, Frust und Niederlagen. So war es diesmal auch kein Wunder, das der Sportwart nur mit wenigen Getreuen zum Auswärtsspiel an der Wedau fuhr.
Herr L. aus Langendreer hatte sich bereit erklärt ,dem Wetter und dem greulichen Gespiele der Kurzhosenträger zu trotzen und dem Sportwart Beistand in schwerer Stunde zu gewähren. Der Sportwart freute sich mal wieder auf eine Auswärtsreise und deshalb ging ihm die Arbeit im Thiemannschen Lager locker von der Hand. Nur zwei, drei Wutanfälle und mehrere Hasstiraden später verließ er wohlgemut den Kaufmannsladen und marschierte gen Warsteiner am Schauspielhaus.
Dort nahm er eine kleine Stärkung in Form von einem Hühnergedeck (= Cola, Frikadelle, Bismarck) zu sich und wanderte dann weiter gen Herberbe zur grauslichen Jutta. Dort wetteiferten Herr Spatzel und Herr August bei einem Knobelspiel um die Gunst der anwesenden Weiblichkeit. Den Sportwart widerte dies an und er organisierte rasch ein flottes Dart-Spiel, welches er auch prompt verlor. Dies tat er dann noch zweimal und bestellte dann vergnügt die letzte Runde. Zusammen mit Großgrundbesitzer August von Sticklen verließ er die Auberge und reiste per Straba zum Bochumer Hbf.
Dort erwartete ihn bereits Herr L. aus BO-Langendreer. Zur Unterstützung hatte dieser seinen Sohn, dessen Freund und den BOJU-Fußballgott mitgebracht. Nachdem der Sportwart alle Anwesenden begrüßt hatte, unternahm er einen kleinen Abstecher ins weltberühmte Lokal namens Charlies Bummelzug. Einen winzigen Bismarck später, verließ er den gastlichen Ort und strömte mit den anderen Reisewilligen zum Bahnsteig. Dort eine großer Schock: nur wenige Bochumer wollten anscheinend den Kampf gegen die Elemente aufnehmen. Doch egal, Aal bleibt Aal und Bochumer Junge Bochumer Junge. Also ab in die S-Bahn und hurtig nach Duisburg geflogen.
Unterwegs beobachtete der Sportwart Herrn L. aus BO-Langendreer beim Fiege trinken und die an ihm vorbeihuschende Dunkelheit. Wenige Minuten Reisezeit später wurde der weltbekannte Bahnsteig DU-Schlenk erreicht. Dort hieß es hurtig ausgestiegen und einmal um die Wedau gewandert. Aus Sicherheitsgründen war für den gemeinen Bochumer Fan der kürzere Weg gesperrt. Nach einem, je nach Gewicht des Wanderers, kurzen oder langen Marsch ereichte man das Wedau-Anwesen. Dort wurde man durch einem Engpass geschleust und dabei noch nach Waffen, Rauchwaren und exotischen Tieren untersucht. Da der Sportwart aus der Vergangenheit gelernt und seinen Ozelot-Mantel nicht übergestreift hatte, konnte er die Kontrollen rasch passieren.
Im Stadionrund traf er dann den Neuhessen Det. Man grüßte und herzte sich und erging sich dann in kurzweiligen Gesprächen. Während man so schwafelte verging die Zeit und die Stunde des Anstoßes nahte. Die Herren Sportwart, Det und August von Sticklen nahmen ihre Plätze ein und das Match begann. Bis dahin hatte der Himmel noch nicht geweint, so das die Partie trocken beginnen konnte. 120 Sekunden später brachen dann alle Dämme. Zwar nicht in Regenform , sondern in Gestalt eines Kopfballtores von Peter Graulund. Die Bochumer Fans frohlockten und stimmten Jubelchöre an. Diese fielen zwar nicht ganz so orgastisch aus, da nur rund 1000 Freiwillige ins Duisterland gefahren waren, aber immerhin doch gut hörbar. Das Spiel flog nun so vor sich hin, im Bochumer Block waberte der Rauch und dem Sportwart froren die Füße ein. Die Duisburger Extremsportler machten dann dem Bochumer Anhang mittels orangefarbenen Bett-Tüchern klar, das des gemeinen Bochumers Eltern Geschwister seien. Der Sportwart dachte ein Weilchen nach und kam zu den Entschluss, das bei ihm dies nicht der Fall seien konnte, denn er kannte ja seine Onkel und Tanten und dieses waren aber nicht seine Eltern. Soviel zur wedauschen Vererbungslähre.
Nach dieser unterhaltsamen Einlage war Pause und Zeit für Nichts tun. Nach dem man fünfzehn Minuten nur so dumm darstand begann das Spiel wieder. Duisburg stürmte, Bochum verteidigte und konterte. Mit etwas mehr Gefühl in der VfL-Fußspitze hätte die Bochumer Mannschaft höher in Führung gehen können. Aber man ist ja nicht gierig und so erfreute man sich an den wenigen was man hatte. Zwischenzeitlich wurden mehrere Bochumer Rauchunterhaltungskünstler mit Hilfe eines stadtbekannten Bochumer Zivilgendarmen aus den Block befördert. Ne, also wat gemein, ne. Doch genug davon, das Ende aller Dinge, also der Abpfiff nahte. Dem Schiedsmann gefiel es zwar noch so gut, das er ein paar Minuten nachspielen ließ, doch dann war es geschafft. Nach zwanzig Jahren der erste Sieg an der Wedau ward eingefahren. Jubel auf der Bochumer Seite, nicht soviel auf der Duisburger Hälfte. Nachdem die Mannschaft beklatscht worden war und Herr Det Richtung Hessen verabschiedet worden war, rasten der Sportwart und Herr August von Sticklen Richtung S-Bahn.
Wenige Minuten oder Sekunden später erreichten sie die Plattform und warteten auf den Zug. Dort hielt der Sportwart noch ein Schwätzen mit dem Presse-BOZ-Mann. Von ihm erfuhr er aber leider noch nichts Neues in Sachen BOZ-Reisen. Scheiß Bahn, hätte der Sportwart sagen können, tat es aber nicht, weil just ein S-Bähnlein in Schlenk einfuhr. Der Sportwart suchtet sich ein warmes Plätzchen, verlor dabei seinen August, gewann aber als Mitreisende einige Getreue. Heitere Anekdoten verkürzten die Reisezeit auf ein Minimum und schon konnte der Sportwart in BO-Ehrenfeld aussteigen und Richtung Griechenbude hetzen. Dort traf er außen und innen sehr trocken an. Gegen die äußere Trockenheit hatte er nichts, gegen die innere Dürre schlürfte er seinen geliebten Aqua con Bismarckus.
Dabei beobachtete er kurzzeitig ein Pfeilspiel der dritten Mannschaft vom DSC gegen die Dart Engel. Da es im Vorfeld zu gewissen Spannungen zwischen den Teams gekommen war, beobachteten viele Zuschauer dies Match. Es endete ohne größere Reibereien sechs zu sechs und die Wirtsleute konnte aufatmen. Der Sportwart atmete auch durch und wollte eigentlich nach Hause reisen, da vernahm er etwas von einer Jägermeister-Prozession im Warsteiner am Schauspielhaus. Als kulturell interessierter Mensch, begab er sich zur Stätte der Thalia und erlebte dort ein Überfall einer Jägermeisterhorde samt Elch oder Damhirchverschnittes. Der Sportwart wurde mit einer apfelsinenfarbenen Girlande geschmückt, bekam ein Jägermeisterblinklicht angeheftet, musste diverse Geschenkartikel inklusive eines Kondoms mit Jägermeistergeschmack annehmen und durfte dann noch Jägermeister aus Laborröhrchen trinken. Mit letzter Kraft konnte er ein Foto samt röhrenden Hirschen vereiteln. Er taumelte aus dem Lokal, hielt ein Taxi an und rettete sich Richtung Heimat.
Zutiefst verängstigt und leicht verstört torkelte er ins heimatliche Domizil, wo er von der fürsorglichen Frau Sportwartin ins Bettchen geleitet wurde. Schockartig schlief er ein und erwachte anderen Tages mit einem blinkenden Jägermeisterlicht am Hemde. Fragen über Fragen überfielen ihn, doch Antworten fand er nur in den Augen der Frau Sportwartin. Nach klärenden Worten, Hausputz und einem kleinem Imbiss eilte der Sportwart zum Stammtisch, der diesmal aus taktischen Gründen auf den Samstag gelegt worden war.
Von dort aus zum Warsteiner am Schauspielhaus, wo sein alljährliches Spargeld ausgezahlt wurde und von da zurück zum Stammtisch in den Kreis seiner lieben Clubkameraden und –innen. Dort wurde lustig getratscht und gesüffelt, bis sich der Sportwart, dem Sportwart sein Schwager, dem Sportwart sein Schwager seine Frau und der Lindenpitter auf den Heimweg machten. Zuhause wurde der Sportwart wiederum von seiner Sportwartin empfangen und ins Bettchen verfrachtet. Nochmaliges schockartiges Einschlafen und späteres Aufwachen, aber ohne Blinkzeichen. Wieder Fragen, doch diesmal gab der Sportwart sich selbst die Antwort: Klasse Wochenende war das, das vergangene, das!
Bis neulich in diesem Herbst und bleibt alle schön trocken.
Der Sportwart
Und zu guter letzt, der Spruch des Tages: Einmal ein Bochumer Junge, immer ein Bochumer Junge.