Der Gründer der „Bochumer Jungen“ ist von uns gegangen.

Wir konnten nicht Abschied nehmen von dem Mann, der die gesamte Bochumer Fan Szene in Bewegung setzte.

Doch wie sahen die Anfänge aus ?

Auf der bis dahin größten Fanfahrt zum Pokalendspiel am 09.06.1968 nach Ludwigshafen ließ Wolfgang eine Fanbefragung durchführen und stellte fest, dass viele der Fans nur aus spontaner Begeisterung mitgefahren sind. Viele waren nur selten vorher im Stadion anzutreffen.

Diese Begeisterung wollte Wolfgang in seiner Doppelfunktion als Pressesprecher und Fanbetreuer für spätere Zeiten ausnutzen.

Er entwickelte die Idee, dass die Fans nicht mehr nur zufällig und aus einer Laune heraus sondern organisiert an den Verein gebunden werden.Ein vom Verein anerkannter Fan Club sollte als Bindeglied zwischen Club und den Anhängern als Bindeglied dienen.

Dies war eine klare Aufwertung der gesamten Fan Szene und das hatte es in Deutschland in der Form bislang noch nicht gegeben.

Fast genau 4 Jahren nach den großartigen Pokalerfolgen im Jahre 1968 wurde am 15.05.1972 im kleinen Presseraum der Haupttribüne des alten Stadions– auch Starenkasten genannt – der erste Fan Club gegründet. Seine Mitgliedsnummer war natürlich die 0001.

Der Name „Bochumer Jungen“ war vielen am Anfang nicht so geläufig. In den Medien wurde meist nur von dem Fan Club des VfL Bochum gesprochen.

Man ging einfach mal davon aus, dass eben jede Stadt nur einen Fan Club haben könnte.

Das Gebilde Fan Club im Vereinsleben integriert sprach danach auch andere Clubs an und Wolfgang erteilte u.a. dem BvB Entwicklungshilfe in Sachen Clubgründung.

Wir wurden von vielen Fans aus anderen Vereinen darum beneidet. Besonders als sich rum sprach, dass wir seit November 1972 regelmäßig Besuch von Spielern in unseren Stammkneipen bekamen. Hier wurde diskutiert, kritisiert aber auch viel gelacht. Spieler wie Hannes Walitza, Ata, Stefan Kuntz um nur einige zu nennen,waren bei uns zu Gast. Auch ein Rolf Schafstall war für manche Schote aus seinem Trainerleben gut.

Wolfgang hatte wie immer alles perfekt organisiert und andere Vereine kopierten das VfL Modell.

Auch musikalisch betätigte er sich im Jahre 1974. Er schrieb den Text für die Schallplatte „Strahlt ein Stern“. Das VfL Lied begann mit der Zeile: Blau und weiß, ja das sind unsere Farben, blau und weiße Freunde sehn wir gern.

In den folgenden Jahren mussten wir immer alle mitsingen, ob wir wollten oder nicht,wenn seine Platte aufgelegt wurde.

Er war in seinem Element und er bewegte immer mehr Anhänger zur Gründung eines eigenen Fan Clubs, da die Mitgliederzahl bei uns einfach zu groß und zu unübersichtlich geworden war.

Noch vor den 80’er Jahren verließ er die BO-JU’s. Aber nicht aus Ärger sondern weil er sich ja auch um die neuen Fan Clubs kümmern musste und niemanden benachteiligen wollte.

Außerdem standen wir zu diesem Zeitpunkt schon fest auf eigenen Füßen.

Zum 10-jährigen wurde er mündlich zum Ehrenmitglied ernannt.

Zum 20-jährigen war er mit Ottokar Wüst bei uns und sie bekamen alle das schon legendäre T-Shirt: Alt…aber gut ausgehändigt.

Die Jahre gingen ins Land und wir waren immer noch erstklassig.

Alles änderte sich im Jahre 1993. Sein guter Förderer und Lieblingspräsident Ottokar Wüst trat zurück, der VfL stieg zum ersten Male ab und eine neue Führung unter Werner Altegoer übernahm das Zepter.

Am 15.06.1993 verkündete Wolfgang den Rücktritt von seinen Ämtern beim VfL.

Er vermisste von den Weisungsbevollmächtigten jede Unterstützung und auch die Informationspolitik würde einfach nur noch an ihm vorbeilaufen. Nach 26 Jahre fleißiger Arbeit für den VfL hörte er auf.

Ich muss an dieser Stelle sagen, dass in den folgenden Jahren die Zeit mit ihm nicht einfach war

Er wurde wieder Mitglied bei uns, grantelte über seinen VfL, schimpfte auf die Führung, kritisierte Spieler und Trainer. Manchmal war es für meinen Geschmack einfach zu viel des guten.

Erst nach und nach wurde er wieder ruhiger und die Unterhaltungen verliefen wieder in normalen Bahnen.Und er liebte die Unterhaltung und das Reden.Er fand es am schönsten, wenn er nach den Versammlungen oder Feiern mit uns über seinen VfL fachsimpeln konnte.

Bis zum Jahre 2018 war er noch regelmäßiger Teilnehmer unserer Sitzungen.Er wurde in dem Jahr vom VfL für seine 50 -jährige Mitgliedschaft geehrt. Er stand noch einmal voll im Rampenlicht und genoss es, dass man ihn nicht vergessen hatte.

Er überspielte dabei die schwere Erkrankung seiner Beine. Operationen waren jetzt seine steten Begleiter und das laufen viel ihm immer schwerer.

Seinen Wunsch nach einer Ehrenmitgliedschaft in unserem Fan-Club wollten wir am 15.05.2019 nachkommen.Jupp Tenhagen sollte die Ehrung vornehmen. Doch Wolfgangs Zustand hatte sich weiter verschlechtert. Er konnte seine Wohnung nicht mehr verlassen. Als er mir im Dezember 2020 zum Geburtstag gratulierte hatte er noch die Hoffnung, dass es vielleicht doch irgendwann wieder besser werden würde.

Er wollte so gerne dabei sein, wenn sein VfL im Mai 2021 wieder in die 1. Liga aufsteigen würde.

Er war sich absolut sicher, dass es die Mannschaft schaffen würde.

Er sollte Recht behalten

Wolfgang ist in den Morgenstunden des 04.05.2021 ohne Schmerzen für immer eingeschlafen.

Er verpasste den Aufstieg seines VfL um ganze 19 Tage.

Ein großer VfL’er ist von uns gegangen.Wir werden ihn immer als den Mann in Erinnerung behalten, mit dem alles begann.

Mach es gut Wolfgang und feiere den Aufstieg mit denen von uns, die schon da oben sind.

Lobo, im Mai 2021