Dunkle Zeiten

Es ward Samstag sechs Uhr in der Frühe. Ein Weckruf riss den Sportwart aus seinen nichtvorhandenen Träumen. Panikartig verließ er das Bett, denn sein Omnibus, welcher ihn zum Bahnhof bringen sollte, fuhr schon in siebzehn Minuten. Geschwind wie die junge Schwalbe im Morgentau, verrichtete der Sportwart all seine Geschäftchen, große und kleine, und erreichte dann auch knapp, aber doch noch pünktlich den Bus.

Im Öffentlichen Nahverkehrsbehälter kam er dann langsam zu sich. Warum diese Hast, warum diese Eile? Wieso ist dem Sportwart so übel? Langsam dämmert es im pochenden Schädel des Sportwartes. Ja, richtig, er wollte heuer nach Nürnberg, zum Auswärtsspiel seines heiß verehrten VfL Bochums und wegen Falschstellen des Weckers ward er zu schnellen Handeln gezwungen. Das Dröhnen im Kopfe kam vom österreichischen Teufelswasser, welches der Sportwart vom Sportwart sein Schwager am vergangenen Abend verabreicht bekommen hatte. Nun da itzo alles geklärt ward, konnte der Sportwart seine Reise beruhigt beginnen.

Am HBF Bochum traf er auf Marwan, der in Begleitung eines SAT1-Reporters im Bahnhof herumstand. Marwan erklärte, das dieser Mensch die Reise mitmachen würde und dabei auch einige Sachen filmen würde. Hurra, dachte der Sportwart und suchte in seiner Hosentaschen nach der Skimaske…….

Seine Stimmung erhob sich aber kurzer Zeit später in ungeachtete Höhen, als Herr Rudi um die Ecke kam. Nun ward der Sportwart nicht allein, nein ein zweiter Bochumer Junge wagte die Reise ins Frankenland. Hurra! Hah, während der Rest der Bochumer Jungenschaft in dunklen Kneipen und schummerigen Spelunken das Spiel zwischen Nürnberg und dem VfL Bochum auf viel zu kleinen Bildschirmen verfolgen muss, fuhren diese beiden Helden hinaus ins feindliche Land, um persönlich dabei zu sein. Wahre Kämpen im Stile eines Kolumbus, eines Thor Heyerdahls oder Homer Simpsons.

Pünktlich um sieben Uhr fünf fuhr dann auch der ICE mit ca. siebzig Bochumern gen Nürnberg ab. Die Zugreise verlief ruhig und harmonisch und dem Sportwart ging es nach der zweiten Flasche Fiege Radler auch wieder gut. Nach der vierten sogar bestens, so dass ihn der SAT1-Mann auch nicht mehr störte. Nach knapp vier und eine halbe Stunde oder auch sechs Flaschen Radler später erreichte der Zug Nürnberg.

Hier wurde am von freundlichen Herren in grün (Grenzschutz) und schwarz (bayri…au ne fränkische Gendarmen) auf das herzlichste empfangen. Man geleitete die Bochumer durch den Bahnhof zu den Schließfächern und alsdann überließ man sie an der Bahnhofstür ihrem Schicksal. Welches für Herrn Rudi bedeutete, das er in Sachen Kultur machen wollte (ehemalige Gaststätte von Hans Walitza suchen) und für den Sportwart hieß es eine x-beliebige Gaststätte suchen, finden und einkehren.

So ging dann jeder seiner Wege und fand sein Glück in der Fremde. Im schönen Gasthaus „Nürnberger Trichter“ fand der Sportwart das seinige und genehmigte sich im Beisein einiger Bochumer Kameraden ein paar Radler, welche er mit Ouzo verfeinerte. Man unterhielt sich nun prächtig und ward guter Dinge.

Nachdem sich aber das Gasthaus mit immer mehr Club-Fans füllte und einige Bochumer Herrschaften darob nicht begeistert waren und hierauf die Zeche prellen wollten, kippte die Stimmung ein wenig. Charmant verabschiedete man sich aus dem Etablissement und ging Richtung HBF, um dort die S-Bahn zum Frankenstadion zu nehmen.

Am Bahnhof durfte der Sportwart dann den Disput der Versuchszechprellern mit einigen Nürnbergern miterleben, der ohne größere Schäden blieb, obwohl eine Flasche Bier flugs die Seiten wechselte und auf einer Rolltreppe zerschellte. Also bitte Herrschaften: Wenn es unbedingt sein muss, nehmt die Fäuste, Zähne und Füße, aber keine Wurfgeschosse.

Am Bahnsteig der S-Bahn ging dann der Spaß weiter. Nur mit viel gutem Zureden, beschwichtigen Worten und einigen Gendarmen in der Hinterhand, konnte eine größere Nürnberg/Bochum-Auseinandersetzung, bei der der Sportwart ohne Zweifel auch hätte teilnehmen dürfen, verhindert werden. Na, da hatte der Sportwart aber nochmals Dusel gehabt. Man bedenke, er in seinem hohen Alter, und dann noch so was…. Nä also wirklich!

Die kurze Fahrt und der anschließende Spaziergang zum Frankenstadion verlief ruhig, aber nass, da es ein wenig vor sich hin regnete. Am Stadion erfolgte dann nur eine kleine Leibeskontrolle und anschließend Begrüßung diverser Bochumer Fanschaften, sowie anwesender Sozialbetreuer und Bochumer Zivilgendarmen. Hier erfuhr der Sportwart, das ein dritter Bochumer Junge, bzw. Mädchen, ins Frankenland gereist war: Danny hatte als Betreuerin im U16 Bus die Reise ins Land der Franken gewagt. Große Freude beim Sportwart, denn drei von über siebzig Bochumer Jungen sind schon eine gewaltige Anzahl………….

Ach, kommen wir zum weiteren Geschehen. Um in den Bochumer Block zu kommen, musste nun ein jeder Bochumer nicht nur die Eintrittskarte, nein auch sein Personalausweis vorzeigen. Dieser wurde dann eingezogen, mit irgendwelchen ellenlangen Stadionsverbot-Listen verglichen und bei Nichtvorhandensein auf jenen Listen ohne Kommentar zurückgegeben. Auf freundliches Nachfragen warum diese Tun, kam irgendwas von: In Hinsicht WM 2006, das geht euch nichts an, und man möge ruhig sein, oder man stünde plötzlich auf einer dieser Listen und schönen Tach noch. Ja danke doch für alles.

Ach ja, Kontrollen dieser Art gab es für den fränkischen Fußballanhänger nicht!!!

Nun zum Spiel. Im Tor stand unser dänischer Nationaltorhüter und Tommy Bechmann hat endlich eine modische Kurzhaarfrisur. Edu sorgte sogleich am Anfang für eine Torchance, doch danach kam dann nur noch Nürnberg. Die Führung folgte dann auch in bälde für die Franken. Bochum aber bäumte sich nun auf und kämpfte die Franken nieder. Haha, jetzt hat der Sportwart ein Scherzlein gemacht. Es war leider nicht so. Stattdessen kam erst mal die Pause und dann der gleiche Scheiß von vorn. Zur Belohnung, ob seiner Treue zum VfL Bochum, musste der gemeine Bochumer nur bis zur fünfundachtzigsten Minute warten, bevor es zwei zu null für Nürnberg stand.

Der Sportwart verließ nach kurzer allgemeiner Verabschiedung fluchtartig das Stadion und bekam so den späten Anschlusstreffer für den VfL nicht mit. Während seines Weges zur S-Bahn grummelte er so vor sich hin und konnte erst durch Mütterleins SMS wieder erheitert werden. So verfolgte er nun frohen Auges den anschließenden Regen- und Hagelsturm im Schutze der S-Bahn. Am HBF angekommen erwarb er sich Nahrung, verzehrte diese und harrte der Dinge. Nach und nach kamen alle anderen Reisekameraden. Viele waren ungeschützt in den Regen-Hagel-Sturm gekommen und sahen dementsprechend aus. Nä so was von nass, wie ein feuchten Mops oder so.

Nachdem man sich durch Horden von Franken erst zum Schließfach und dann zum Bahnsteig gewürgt hatte, konnte der Rückweg beginnen. Der Sportwart gab sich noch ein Fläschchen Fiege aus, verfiel alsdann aber in ein Schläfchen. Hoffentlich wurde er hierbei nicht gefilmt, das wäre ihm äußerst unangenehm. Nach Ruhe und Muße gab es noch ein paar Geschichten aus alten Zeiten und nach viereinhalb Stunden die Ankunft in Bochum.

Herr Rudi und der Sportwart fuhren dann zur Landwehr, wo sie auf Edelbraut, THORsten, Stefan, ihro hoheitliche Prinzlichkeit Karl August stießen. Nach zwei alkoholfreien Getränken (!!!!) zog der Sportwart von dannen und begab sich gen Sundern. Hier nahm er noch Nahrung und Fernsehbilder auf und legte sich anschließend zu Frau Sportwartin in die Heija. Seine letzter Gedanke bevor er wegdämmerte: Es kömmen dunkle Zeiten auf uns zu………..

Ja, und es sieht wirklich nicht gut für den VfL Bochum aus. Rechnerisch ging noch was, aber wer glaubt da noch am Verbleib in der ersten Liga. Es ist zum verzweifeln. Alles Scheiße deine Elli. Nun denn, shit happens, harren wir der Dinge und warten wir ab.

So, das war es, bis demnächst in der ersten oder zweiten Liga.

Der Sportwart

Und bitte nicht vergessen, ob es regnet oder hagelt, die Sonne scheint und der Mond lacht:

Einmal ein Bochumer Junge, immer ein Bochumer Junge.