Obwohl der VfL Bochum eine Woche zuvor eine derbe Schlappe erlitten hatte, konnte der Sportwart nicht anders, er musste wieder reisen. Ein Spiel bei Hans A. in Rostock an der Ostsee lockte ihn zu sehr. Und wie schon gegen die Sorben, begleiteten ihn auch diesmal der Servicemann und Spatzel. Ächte Helden halt, insbesondere Spatzel, der gegen Lüdenscheid-Süd neue Gesichtskonturen erhalten hatte. Nach zähren Ringen musste er sich einer vier zu eins Übermacht geschlagen geben. Normalerweise kein Problem für Spatzel, aber er kränkelte an diesem Tage etwas und kam so zu einigen netten Farbschattierungen an Kinn und Auge. Der Sportwart fand das ganze garreinnicht schön, denn wenn einer den Spatzel verhauen darf, sind das seine Clubschwestern und –brüder und nicht irgendwelche fremden Völker.

Genug davon, kömmen zur Reise nach Hans A. an die schöne Ostsee. Der B.O.Z. hatte mal wieder eine zügige Fahrt organisiert und für nur schlappe dreiundvierzig Öhre konnte man an der Reise teilnehmen. So ca. dreißig Personen fanden sich dann auch morgens am HBF ein. Darunter Kameraden wie Mäuse-Timo, Macke, Max, Magic Marcus und Marwan, der Reiseleiter. Dazu kam auch noch Claudia, die schon die Fahrt ins Sorbenland bereichert hatte.

Marwan musste diesmal ganz alleine die Tour managen und so half ihm der Sportwart und Spatzel ein wenig beim Transport der Erfrischungen für die Fahrt. Apropos Erfrischungen. Eine namhafte Brauerei aus Bochum, welche just auf hundertfünfundzwanzig Jahren Brauwesen zurück blicken kann, wappnete den Sportwart mit einem Überlebenspaket, welches aus grünen Dosen bestand. Aus diesen grünen Dosen perlte nach Öffnung eine herrliche kühle goldige Flüssigkeit, welche dem Sportwart und Spatzel ein wohliges Gefühl im Magen bescherte.

Nach dem der Sportwart und Spatzel durch den Wundertrunk genug Kräfte gesammelt hatten, trugen sie ihre eigenen und die B.O.Z.-Getränke zum Bahnsteig und von dortens aus in den Zug. Hier suchten sie sich ein lauschiges Plätzchen, richteten sich dort ein, holten noch den Servicemann an ihren Tisch und begannen dann mit dem üblichen Dingen, welche sie immer so auf Zugreisen zu tun pflegen: den Verzehr von Lebensmitteln in flüssiger und fester Form.

Nach einer Weile setzte sich auch Marwan hinzu und bat um ein geselliges Kartenspielen. Spatzel, Servicemann und der Sportwart willigten ein und so spielte man ein paar Ründchen einunddreißig. Marwan gab hierbei den großen Verlierer und bezichtigte die anderen Mitspieler schon nach kurzer Zeit der Mogelei. Außerdem mokierte er, das er als Muselmann nicht von den mitgebrachten Delikatessen essen könne, da es lauter Schweinereien wären. Spatzel öffnete nun eine Packung Hähnchen-Nuggets und der Sportwart schenkte Marwan sein frisches Morgenbrötchen. Nun ward Marwan zufrieden und konnte getrost weiter beim Kartenspielen verlieren.

Nach knapp dreiundhalb Stunden Karteln, Essen, Moritz- und Otto-Gedächnistrinken erreichten die Reisenden Berlin-Zoo. Dort hatten sie etwas Aufenthalt, der sich dann noch um fünf Minuten verlängerte, da das Bähnle nach Rostock Verspätung hatte. In der Zeit kam der Sportwart zu seiner täglichen guten Tag, indem er ein älteres Ehepaar wieder vereinte. Nach diesem menschlichen Akt der Fürsorglichkeit fuhr auch schon der Zug zur Weiterreise ein. Man eroberte sich ein Platz im zweiten Stock und richtete sich auf weitere drei Stunden Fahrt ein.

Dann trank man eine Kleinigkeit, quatschte dummes Zeug und sah aus dem Fenster. Bis Spatzel seinen Auftritt hatte. Sein Adlerauge erblickte eine holde Maid und schwupp saß er schon neben ihr. Es entwickelte sich unter den Augen der mitreisenden Kameraden ein flottes Geflirte, welches mit dem Austausch der Heimatadressen endete. Nachdem die Maid ihren Heimatbahnhof erreicht und Spatzel sie galant hinausgeführt hatte, kam er wieder zurück und berichtete mit feuchten Äugelein und roten Bäcklein von seiner neusten Eroberung. Da sieht man mal wieder, was so ein, in allen Farben schillerndes, Gesicht für eine Anziehung auf die Damenwelt hat. Mannomann, also wirklich.

Je näher man dann gen Rostock kam, desto mehr Fans von Hans A. stiegen in den Zug. Das es zu keinen Unstimmigkeiten kam, hatte wohl auch mit der Hundertschaft Grenzschützer zu tun, die ebenfalls irgendwann mal zugestiegen waren. So erreichte die Bochumer Kolonne unbehelligt Rostock. Dort angekommen, wurde das Reisegepäck verstaut und dann eine Herberge gesucht.

Ja und man suchte und suchte und suchte und fand schließlich eine Destille, welche an einem kleinen Marktplatz gelegen ward. Dort kehrte man ein und bescherte Frau Wirtschaft ein schönes Geschäftchen. Da im Gasthaus kein toter Fürst Namens Otto bekannt war, erwählten Spatzel und der Sportwart halt ein Getränk aus Nordhausen, welches sie mit Aqua Minerale vermischten. Nun beide mischten dann eine ganze Weile so vor sich her.

Bei der Hüterin des Gasthauses erkundigten sie sich dann nach dem Wege zum Ostseestadion. Frau Wirtin erklärte mehrer Möglichkeiten, man entschied sich aber letztendlich für Taxometer, da der Rest zu kompliziert war. Der Punkt des Aufbruchs nahte und Frau Wirtschaft orderte Taxis. Diese kamen und brachten die ganze Bande zum Ostseestadion.

Dort angekommen begaben sich der Sportwart und Spatzel zu den Gästeeingängen. Diese wurden von einer erstaunlich hohen Anzahl von Polizisten und anderen Ordnungskräften gesichert. Man fragt sich, warum denn nur, sind die Fans vom VfL Bochum so gefürchtet oder sind die Anhänger von Hans A der Grund dafür?

Der Sportwart wurde nun von einem der Ordner schwerst kontrolliert, durfte aber passieren, da er klinisch rein war. Spatzels Kontrolle dauert etwas länger, da er erst seinen Kontrolleur von seiner nicht erkennbaren Nüchternheit überzeugen musste. Das gelang ihm dann auch und er konnte ebenfalls in den Gästeblock eindringen. Der Sportwart glaubt aber, das der Ordner genug von ihm hatte und ihn schnellstens loswerden wollte.

Im Block ergattern Spatzel und der Sportwart ein schönes Plätzchen, welches eine gute Aussicht auf das Spielfeld und die gesamte Arena bot. Der Sportwart sah ein ordentliches schönes Stadion und viele Anhänger von Hans A. So ungefähr vierzehntausend konnte er erkennen. Die restlichen Stadionbesucher waren im Gästeblock und bestanden aus zwei Busladungen Ultras, einer Fuhre Rosis, den Zugfahren, einigen BFC Dynamos und etlichen anderen, die irgendwie an die Ostsee gelangten.

Nach dem der Sportwart genug Volk gesehen hatte, begann auch schon das Spiel. Des Sportwartens Team musste die halbe Mannschaft ersetzen und hatte am Anfang leichte Schwierigkeiten. Aber RVD, der Lieblingsholländer vom Sportwart, hielt sein Gehäuse sauber. Bis zur einunddreißigsten Minute. Da traf Rostock zum eins zu null. Erst war der Sportwart etwas geknickt, dann aber feuerte er sein Team um so heftiger an.

In der Halbzeit testete der Sportwart die Toiletten und kam zu einem positiven Urteil. Anschließend quatschte er noch ein wenig mit bekannten Menschen und widmete sich dann der zweiten Hälfte des Spieles. Hier wurden die Bochumer immer stärker und kamen dann auch zum verdienten Ausgleich. Südafrikas Antwort auf Ronald von McDonald spielte den Wikinger frei, der flankte in die Mitte und dort köpfte der Hubschraubär das eins zu eins. Im Bochumer Block tobte nun ab der dreiundsechzigsten Minute der Bär. Gesang folgte auf Gesang, Anfeuerungsrufe auf Anfeuerungsrufe. Der Höhepunkt des Ganzen: eine Polonäse durch den Block.

Danach musste man noch einige bange Minuten, in denen RVD hervorragend hielt, bestehen und konnte dann den Punktgewinn feiern. Die Mannschaft kam zum Gästeblock, dankte und ging in die Kabinen. Nun folgte Peter der Große, welcher sich auch feiern ließ. Danach wurde die Mannschaft wieder aus den Kabinen gesungen und nochmals ordentlich bejubelt. Dann wurde es Zeit für den Rückweg.

Ordnungshüter hatten Marwan erzählt, das ein Bus die Zugfahrer zum Bahnhof bringen würde. Da aber dieser Bus nicht gesichtet wurde, machten sich der Sportwart und Spatzel auf , den Weg zum Bahnhof zu finden. Nach einem kleinen Fußmarsch kamen die beiden an eine Bushaltestelle, wo sie in den nächsten Bus einstiegen.

Dort trafen sie weitere Bochumer, die den Rückweg ebenfalls nicht kannten. Der Sportwart erkundigte sich nun bei einer jungen Dame nach dem Weg. Diese erklärte bereitwillig den Weg zum Bahnhof. Der Sportwart bedankte sich artig und erkundigte sich zwei Minuten später bei der selben Maid nochmals. Wiederum kam die prompte Antwort und darauf folgte der Dank des Sportwartes. Wenige Augenblicke später folgte erneut die Frage nach dem Weg. Diesmal kam die Antwort schon etwas unfreundlicher. Der Sportwart erkundigte sich noch ein paar mal bei dem Mädel, bis dieses entnervt ausstieg.

Der Sportwart hatte zwar schon vom Anfang an begriffen, wie der Rückweg ward, aber er hatte zu gern mit der jungen Dame gequakt. An der nächsten Station, Goetheplatz genannt, stiegen dann die Bochumer aus und machten sich noch auf einen kleinen Marsch Richtung Bahnhof. Die Zeit wurde langsam knapp, aber der Sportwart und Spatzel fanden noch ein paar Minuten, zwecks Wässerung der botanischen Anlagen. Am Bahnhof angekommen, erkundigte sich der Sportwart bei einem Gendarm nach dem Abreisebahnsteig. Bereitwillig zeigte der grüne Mann den Weg. Oben am Zughalt trafen Spatzel und der Sportwart alle Anderen von der Hinreise. Sogar die Hundertschaft Grenzschützer war wieder da.

Glücklich und zufrieden stiegen alle in den pünktlich eintreffenden Zug, der sie gen Berlin bringen sollte. Spatzel und der Sportwart fanden ein Platz in einem Wagen, der mit einem bayrischen Ausflugsbataillon und vier Grenzschützern belegt war. Dort nisteten sie sich ein und unterhielten sich mit beiden Gruppen. Die Grenzschützer hatten übrigens Anweisung erhalten, die Bochumer Fans bis nach Berlin zu begleiten. Dies stimmte sie nicht gerade froh. Aber nach einiger Zeit überzeugte sich der Einsatzleiter von der Freundlichkeit der Bochumer Reisenden und er erlöste seine Truppen mit dem Abbruch des Einsatzes. Dankbar verließen sie den Zug und fuhren in ihre Heimatkaserne.

Die Bochumer aber reisten weiter zügist gen Berlin. Nach zwei und einer halben Stunde erreichten sie die Hauptstadt. Dort sich sputen, da sie nur wenige Minuten Zeit zum Umsteigen hatten. Das Manöver klappte aber hervorragend und alle Reisenden glückte der Umstieg. Kaum hatte man aber Platz genommen, kam die Zugbegleiterin und bat um Wagenwechsel, da dieser Teil bald abgekoppelt würde. Also hieß es nächste Station raus und in einer der vorderen Wagen hinein. Dort ging es erst mal ab zum Bordbistro. Hier genehmigten sich Spatzel und der Sportwart ein frisch gezapftes Radeberger.

Als sie das so leerten, kam diesmal ein Zugbegleiter und gab bekannt, das dieser Teil des Zuges in Hannover abgekoppelt werden würde. Begeisterung machte sich breit, aber es ließ sich nicht ändern. Also wartete man auf Hannover, stieg dort um und konnte von dort aus ungestört bis Dortmund reisen. Diese Zeit verbrachten Marwan, der Servicemann, Spatzel und der Sportwart mit einem Kartenspiel. Und wieder ward Marwan der Verlierer, während der Sportwart und Spatzel reiche Männer wurden.

In Dortmund angekommen kontrollierten Spatzel, Marwan und der Sportwart die Bahnhofshalle, fanden aber keinen der Herrschaften, welche Spatzel die Gesichtskosmetik hatten zu kommen lassen. Spatzel erstand noch eine Boulette und dann begaben sie sich auf den Rest der Rückreise. Um fünf vor eins in der Frühe kamen sie dann in Bochum an. Nach tränenreicher Verabschiedung von den andren Mitfahrer und dem Versprechen, gemeinsam mit B.O.Z. für sechszehn Öhre nach Bremen zu reisen, gingen Spatzel und der Sportwart auf einen Absacker zu Warsteiner-Elke am Markt.

Mag es die Boulette gewesen sein, von der Spatzel den Sportwart hat kosten lassen, mag es allgemeine Müdigkeit gewesen sein, es blieb bei einem Getränk. Danach brachte der Sportwart Spatzel heim und lief dann noch bis zum Deutschen Eck, wo er ein Taxi anhielt, welches ihn heimfuhr. Der Taxifahrer outete sich als Ückendorfer, worauf der Sportwart begeistert seine zweiundsiebziger Lieblingsmannschaft von Buer-Nord aufsagte. Gemeinsam schwelgte man nun in alte königsblauen Zeiten. …….haha, jetzt hat der Sportwart aber einen Scherz gemacht. Das war ja gar nicht so. Ährlich nicht. Wirklich!

Zuhause in der Heimat angekommen, betrat der Sportwart sein Heim, entledigte sich der Reiseklamotten, aß noch eine Kleinigkeit und sah dabei fern. Als er den Bildern im Fernseher nicht mehr folgen konnte, brachte er sich dann ins Bett, wo er augenblicklich einschlief.

So, hier endet der Sportwart mit dem Fazit, das die Fans von Hans A. nicht so fies waren, wie jene welche aus dem Raume Sauerland-Süd.

Gehabt euch wohl und lebet lang. Bis demnächst mit Geschichten von der Weser.

Der Sportwart

Und nur mal so zum Hinhören: Einmal ein Bochumer Junge, immer ein Bochumer Junge.