The lonly Sportwart goes to Anderhätsching
Und wieder war es da, dieses Kriebeln in der rechten Magenhälfte, dieses Stechen in den oberen Extremitäten. Ein untrügerisches Zeichen dafür, dass die Bundesliga wieder beginnt. Durch unglückliche Zufälle, gemeinen hinterlistigen Intrigen und diversen Dolchstössen in den Rücken bedingt, leider nur die zweite Liga für den VfL Bochum. Egal, der Kohl wird so gegessen, wie er serviert wird. Folglich ließ der Sportwart seinen Instinkten freien Lauf und buchte eine Reise bei dem allseits beliebten Bochumer Reiseunternehmen B.O.Z..
Vielleicht zum letzten Male, da die Deutsche Bahn Reform anscheinend kein Platz für organisiertes Fanreisen lässt. Aber wenn die ersten 2, 3, 4hundert Fans mit dem Wochenendticket oder ähnliches locker in die Regelzüge fallen, wird das ganze Problem wohl noch mal überdacht. Auf jeden Falle sind die Herren vom B.O.Z bemüht, noch eine Regelung mit der Bahn zu finden. Im eigenen Interesse wünscht der Sportwart viel Glück dabei. Trotz dieser Unannehmlichkeit trat der Sportwart die Reise beschwingt und wohlgemut an.
Beschwingt, weil er seit Donnerstag ständig einen gleichbleibenden Alkoholspiegel halten konnte. Es fing alles mit einem Treffen der Fan-Clubs in den VIP-Räumlichkeiten des VfL’s an, ging dann mit einer kleinen Gartenparty zu Ehren der 40. Wiederholung des Geburtstages vom Sportwart sein Schwager seine Frau weiter und endete vorläufig nach der Putz- und Flickstunde des Sportwartes, mit einer kleinen Orgie am Samstagsmorgen. Wohlgemut, weil am Sonntagmorgen der Sportwart sein Schwager den leicht angeschlagenen Sportwart um 5 Uhr 30 zum Bahnhof transportierte. Auf diesem Wege nochmals Dank, Dank und 40 mal Danke an den Herrn Schwager.
Am Bahnhof angetroffen, übersah der Sportwart die rauschende Menge von 25 Reisefreunden und entdeckte ein paar bekannte Gesichter aus vergangenen Tagen. Leider keines vom Sportwart sein Club. So musste er, der einsame graue Wolf, das Fähnlein der Bochumer Jungen hochhalten. Mit Müh und Not gelang ihm dieses. Mit Hilfe von Reisebekannten, den Magic-Boys, gelang er in den Zug und auf einen recht angenehmen Sitzplatz. Die ersten 2 Stunden verliefen ohne große Aufregungen und Drinks für den Sportwart. Ihm ward halt noch recht schlecht zurecht. Doch dann kam der Augenblick, wo der Bismarck die Thermosflasche verließ, in den Edelstahlbecher floss, sich mit dem Aqua Minerale vermischte und in den Magen des Sportwarts gelangte.
Ein betäubendes Gefühl im Körper des Sportwarts machte sich breit und eine leichte Schwindellichkeit überfiel ihn. Mit Müh und Not drängte er dass zurückschiessende Getränk in den noch nicht aufnahmebereiten Magen retoure und kippte noch ne Ladung hinterher. Dann war die Gefahr überwunden und die Reise begann bunter zu werden. Bunter auch dadurch, dass die Magic-Boys begannen mit Seifenblasen zu experimentieren. Hunderte von bunten Blasen durchfluteten den Eisenbahnwagon. Bald fühlte sich auch der Sportwart wie eine Seifenblase: leicht und luftig. So vergingen die Minuten und Stunden und der Stuttgarter Bahnhof wurde erreicht. Dort stieg dann Anja zu, eine sehr, sehr junge Freiburger Anhängerin, die gute Kontakte zu den Magic-Boys hat.
Die restliche Zufahrt wurde nun durch Anjas Anekdoten über ihr doch schon recht imposantes Fußball-Leben verkürzt. Und ehe der Sportwart sich versah, war es 13 Uhr 15 und er ihm Münchner Hauptbahnhof auf der Suche nach einem Schließfach. Hat er dann auch gefunden. Klamotten rein, Tür zu, Geld einwerfen, Schlüssel umdrehen, rausziehen und wer passt nun auf den Schlüssel auf? Das gute Anjalein erbot sich an, diesen Service zu übernehmen. Fein, nu aber ab zur S Bahn Richtung Deisenhofen oder so. Hinein in die überfüllte Bahn und hurtig nach Unterhaching gebraust.
Wenige Kilometer später raus ausse Bahn und strammen Fußmarsch zum Stadion hingelegt. Langsam begann die vorherrschende Hitze den Sportwart erst in ein Kochhuhn und dann in ein Brathuhn zu verwandeln. Doch durch jahrelanges Training gestählt, erreichte er triefend und angebrannt die Arena. Im Biergarten vor dem Sportpark konnte er noch einige Treuen begrüßen, bevor er das Stadion betrat. Nach einer genauen Kontrolle seiner Hosentaschen und seinem Mageninhalt konnte er die Spielstätte betreten.
Dort hatten sich schon zahlreiche Bochumer Fans ein-genistet. Manch einem Bekannten durfte er die Hand schütteln, nur leider, leider, leider keinem seiner Fan-Clubs-Kameraden oder –dinnen. Oh seufz, oh je, oh jammer. Genug geheult, das Spiel begann. Beide Mannschaften begannen verhalten und deffensiv. Langsam übernahm dann aber Haching das Kommando. Doch die gut gestaffelte Bochumer Verteidigung und der überragende RvD hielten die Null. Leider musste der Sportwart dann die Arena verlassen und Schatten suchen, da sein Kopf im Begriff war, die Rolle eines Dampfkochtopfes zu spielen.
Nach einigen Minuten Schatten und 4 Mineralwasser später, konnte er auch schon wieder klar sehen und hatte nur noch 44 Grad Temperatur. Während er da so im Schatten vor sich hin hing, erreichten die Bochumer Ultras leicht verspätet das Stadion. Sofort herrschte große Aufregung beim Ordnungspersonal. Hektisch ordneten sie hin und her. Mal hieß es Fahnen und Doppelhalter bleiben draußen, dann durften sie rein. Erst durfte das mitgebrachte Megaphon mit rein, dann musste es raus. Beim allgemeinem Hin und Her ging dann auch etwas Gläsernes zu Bruch. Große Panik und Aufregung bei den Ordner. Die Gendarmerie durfte einschreiten und das Chaos ward perfekt.
Zwei Ultras wurden als Schuldige ausgemacht und erlebten eine Gegenüberstellung mit einer resoluten bairischen Kassenwartin. An-schließend wurden mehrere Personen abgeführt und der Sportwart brach in Jubel aus. Nicht wegen den armen Kerlen, die in den Kerker kamen, nein Colding hatte den VfL in der 58. Minute in Führung geschossen. Da inzwischen auch liebliche Wölkchen die Sonne verdeckten, konnte der Sportwart das Spielchen weiterverfolgen. Der VfL kam nun immer besser ins Spiel und dank einer genialen Einwechslung auch zum 2 zu 0: Buckley durfte sich ab der 71. Minute auf dem Felde austoben. Und nur wenige Augenblicke später setzte er sich außen durch, lief auf den Hachinger Torhüter zu und passte ganz uneigennützig zu den in der Mitte stehenden Freier. Dieser schoss ein, so einfach ist das, das Tore schießen. Anschließend schaukelte der VfL das Spielchen über die Bühne, ohne nochmals in Gefahr zu geraten.
Für diese Hitze war es schon ein feiner Anfang, mal sehen wie es wird wenn auch noch Graulund eingesetzt wird. Der Anfang ist getan, lasst den Rest folgen. Fast leichtfüßig eilte der Sportwart, nachdem er der Mannschaft nochmals zuwinkte, zu der S-Bahn, die ihn zum HBF bringen sollte. Und wieder ging es ab in eine überfüllte Bahn und husch zum Bahnhof. Dort fand der Sportwart erst Anja und die Magic-Boys und dann auf Anhieb das Schließfach wieder. Klamotten raus und zügig zum Zug. Dieser war, welch Wunder, auch in kurzer Zeit überfüllt, doch man hatte ja Platzreservierungen. Die Plätze wurden eingenommen und die Rückreise konnte beginnen.
Der Sportwart war durch Hitze und na ihr wisst schon ziemlich geschafft und versuchte ein kleines Nickerchen zu halten. Dies gelang ihm aber nicht so recht und deshalb strolchte er ein wenig durch den Zug und blieb schließlich bei Matthias, einem der B.O.Z.-Manager hängen. Mit kleinen Gesprächen wurde Zugkilometer um Zugkilometer bewältigt. Zwischendurch wurde Anja in Stuttgart verabschiedet und ein Wiedersehen in Reutlingen vereinbart. Auf dem Wege durch die unendliche Pampa bekam der Zug etliches an Verspätung, so dass der Umstieg in Mainz gefährdet war. Banges Warten, dann die Erlösung, der nächste Zug hatte auch Verspätung, bedingt dadurch, das dem Sportwart sein Zug vor ihm fuhr. So gelang der erste Umstieg in Mainz dann doch. Die paar Minuten Warte- und Umsteigezeit wurden durch ein kleines Kontingent Grenzschutz begutachtet. Einhelliges Lob der Beamten: Die singen besser als die Kölner gestern. Mercie vielmals und good luck old fellows. Gell, der Sportwart kann Ausländisch.
Die knapp 2 Stunden bis Mainz verbrachten die Reisenden mit Platzsuche, Hindernisslaufen, Gesang und Suff. Auch die Sorge, das der nächste Umstieg in Köln ins Kölnisch Wasser fallen könnte, machte sich breit. Doch eine taubstummen Uffta und liebliches Liedgut machte allen wieder Mut. Und siehe da, der weiterführende Zug Richtung Heimat, wartete auf uns. Ganze 10 Minuten hielten die Zugführer ihn für uns auf. Auch hier Dank und nochmals Dank. Es wär sonst eine lange Nacht in Kölle geworden. Und das wollte wohl niemand, weder die Bahn, noch die Gendarmerie noch der Sportwart.
Glücklich und selig wurde der Zug geentert und nach diversen Hindernissen auch ein warmes Plätzchen gefunden. Denn auch dieser Zug war etwas überfüllt. Der Sportwart konnte von seinem Posten aus einen jungen Mann beobachten, welcher sich mit Tabak, Zigarettenpapier und noch einem Kraut ein große Papiertüte drehte, sie ansteckte und nach kurzer Zeit glücklich aussah. Was es doch alles für Dinge in diesem Universum gibt. Die letzten Zugkilometer waren dann auch nur noch ein Klacks für den Sportwart, nachdem er den Rauch einmal eingeatmet hatte.
Um 1 Uhr 25 erreichte der Zug Bochum Hauptbahnhof. Rasch verabschiedete sich der Sportwart und raste dann zum Taxistand. Er übermittelte dem Fahrer sein Fahrziel und dieser brachte ihn auch dort schnellstens hin. Um 1 Uhr 40 betrat der Sportwart wieder seine heiligen Sportwarthallen, welcher er vor ca. 20 Stunden verlassen hatte. Nach einem kleinen Vitamindrink und einem letzten Klogang fiel er ins Bette, der lonly Sportwart, der einsame, der. Ein letzter Geistesblitz, nur 33 Spiele bis zum Aufstieg und dann war Schicht am Schacht.
Der Sportwart
Und immer fein daran denken. Einmal ein Bochumer Junge, immer ein Bochumer Junge.