Schwabenlandbesichtigungstour

Und wieder einmal konnte der Sportwart es nicht lassen, er musste reisen, er musste hinaus in die große weite Welt. Sein Fernweh hatte ihn wieder voll am Genick und er wollte nicht noch einmal so etwas Furchtbares, Grauenvolles wie vor wenigen Tagen erleben, als er nicht nach Kölle fuhr, sondern beim Sportwart sein Schwager das Spiel im Televisionsgerät verfolgte. Nie, nie wieder schwor er damals und so erstand er ein Zugreisebillet bei der B.O.Z., zwecks Fahrt ins Schwabenländle.

Sonntags morgen so gegen halber zehn brachte der Sportwart sein Schwager den Sportwart, welcher noch mit einem gewaltigen Pelz im Halse ausgestattet war, zum Bochumer Hauptbahnhof. Dort erwarteten ihn schon der Servicemann und Ihro prinzliche Gnaden Karl August von und zu Ährenfeld, sowie das gesamte B.O.Z.-Team. Diese honorigen Herren hatten ebenfalls die Absicht ins Spätzleland zu fahren. Der Sportwart war darob überglücklich und wischte sich heimlich ein paar Tränchen aus den Augenwinkeln.

Pünktlich um zehn Uhr sieben setzte sich der Zug in die Gänge. Der Sportwart hatte das Glück, das ihn Ihro Gnaden Karl August als Vordersitzmann erwählte. Danke, danke, danke. Als Sitzpartner bekam der Sportwart Günna aus dem Warsteiner zugeteilt, welcher mit ihm schon manch eine Reise in die weite Welt getan hatte.

Nach dem der Zug ein Weilchen seiner Gleise rauschte, bot Ihro prinzliche Gnaden dem Sportwart ein Fläschchen Fiege an und dieser nahm dankend an. Unendliche Sekunden der Glückseligkeit begannen mit einem sanften Plop, danach floss herrlich goldenes Fiege den Schlund des Sportwartes hinunter, wobei es den vorher schon beschriebenen Pelz wegspülte und im Sportwartschen Magen ein wohliges Gefühl verbreitete. Danach war alles gut……

….bis Ihro Gnaden anfing „Griechischer Wein“ zu singen. Da langte das Schicksal mächtig zu und holte noch weiter aus, als Ihro prinzliche Gnaden Karl August diverse Volks- und Heimatlieder kraftvoll mitschmetterte. Nun half nur noch die Flucht in den Bistrowagen. Zügig marschierten der Sportwart und Günna Richtung Verpflegungswagen. Die ganze Aktion hatte nur einen Haken: Ihro Gnaden kam mit.

Nun denn, im Bistrowagen, traf man dann auf Marwan, Mattes und Zabel, einige Magics und diverse andere bekannte Gesichter. Auch ward der Servicemann anwesend, welcher sich mit einer jungen Dame angeregt unterhielt. Der Sportwart erstand dann ein Radeberger und beteiligte sich danach an den allgemeinen Gesprächen. Das Ganze ungefähr vier Radeberger lang, dann ging es wieder ab zum Sitzplatz, wo Homer (oberster Reisekapellmeister) diverses Liedgut durch seinen Musikkasten verhallen ließ. Was zur Folge hatte, das Ihro Gnaden wieder sang…….

Der Sportwart und Günna trösteten sich mit dem schönen Anblick auf die herrliche Rheingegend und der Aussicht, wenn es zu viel wird, gibt es ja noch immer den Bistrowagen. Ja, und irgendwann war es dann soweit, der Sportwart rettete sich in den Verpflegungswagen und…. ja genau Ihro Gnaden mit.

Dort gab es dann bis zum Ende der Reise Radeberger und reichlich Gesprächsstoff von anno domini bis zum heutigen Tage. Alte Kamellen und neuste Gerüchte machten die Runde, es wurde viel gelacht und Spaß gemacht. Über das kommende Spiel wurde geplaudert und diverse Tips abgeben, wobei der Sportwart ein Unentschieden vorausagte. Der Servivemann unterhielt sich immer noch mit der Dame, welche eigentlich ins Allgäu reisen wollte…..

In Stuttgart angekommen, empfing Fräulein Freiburg, welche aus Reutlingen angereist war, die Reisegruppe, anschließend wurden die Reiseutensilien in diversen Schließfächern verstaut. Als dann bemerkte der Sportwart, das die junge Dame, welche eigentlich ins Allgäu reisen wollte, mit ausgestiegen war, weil sie den Servicemann ins Stadion begleiten wollte…..

Danach durfte sich der Sportwart einer allgemeinen Personenkontrolle durch die örtliche Gendarmerie unterziehen, welche zur großen Enttäuschung der Herren in grün negativ ausfiel. Säuerlich wünschten sie ihm noch einen schönen Tag und entließen den Sportwart ihrer charmanten Obhut. Dieser machte sich dann mit seinen Reisekameraden per S-Bahn auf den Weg zu den Stuttgarter Wasen, wo ein großes Volksfest in der Art Crange oder Oktoberfest stattfand.

Dort schlüpften sie in ein großes Festzelt und ließen sich dort nieder. Ein flotter Kellnersmann eilte sobald herbei und fragte nach den Wünschen der Herren in blau und weiß (außer der Sportwart, der war mal wieder farbenfroh in schwarz gekleidet). Leider gab es kein Radler und so verzichtete der Sportwart darauf für sieben Euro fünfzig einen Liter Fürstenberger Bier zu erstehen. Zu des Schankknechts Überraschung bestellte er sich ein Mineralwasser, welches der Bierschlepper ihm dann auch fast angewidert brachte.

Während einige der Reisetruppe etwas von den angebotenen Speisen bestellten, verzichtete der Sportwart auf diese Genüsse, da ihm acht Euro fünfzig für eine halbes „Göckele“ zu viel erschienen. Außerdem, isst man keine Verwandten, höchstens in Notzeiten, aber dann ohne großen Genuss!

Nachdem das Essen verzehrt und die Getränke weggespült waren, wurde es auch Zeit zum Stadion zu pilgern. Man einigte sich, auf Rat des Sportwartes, den Weg zu Fuß zu gehen. Der Sportwart, Mattes und Ihro Gnaden vorne weg, der Rest eierte nach. Nach wenigen Kilometern Fußmarsch, welche durch Gejammer durch Ihro prinzliche Gnaden versüßt wurden, wurde das Stadion erreicht und eine erste Eingangskontrolle überwunden.

Im Stadionaußenbereich traf der Sportwart auf Moppel, dem Seelsorger aller Bochumer Fußballfans und auf dem zuständigen Sozialtherapeuten Herrn Z., sowie den Getreuen Macke. Man plauderte und schwätzte ein wenig, bis sich der Sportwart zur zweiten Eingangskontrolle begab. Nach einer sorgfältigen Durchsuchung, durfte der Sportwart dann in den Stadiongästestehplatzbereich eindringen. Hier gesellte er sich zu den Magics und harrte dem Anpfiff des Spieles. Ihro Gnaden gesellte sich mit.

Das Spiel begann und Bochum spielte recht geschickt mit. Nach einer halben Stunde aber bracht Kakao oder so ähnlich die Stuttgarter in Führung. Der VfL ließ sich nicht irritieren und brachte mehr Druck ins Spiel. Doch der Stuttgarter Torhüter, die Latte und der Pfosten hatten noch etwas gegen den Ausgleich, so ging es folglich mit einem knappen Rückstand in die Halbzeit.

Nach der Pause kam Bochum immer besser ins Spiel und die Stuttgarter Torlatte musste ihr Bestes geben, damit es bei der knappen Führung bleiben konnte. Doch dann ein Meichelbeckscher Schuß, welcher von Bordon freundlicherweise noch den rechten Weg bekam, und es stand eins zu eins. Jubel, Jubel, Jubel. Danach hatten beide Teams noch ihre Möglichkeiten, aber es blieb dann beim gerechten Unentschieden.

Nach Bejubelung der VfL-Mannschaft und Befeierung des Herrn Trainers machte sich der Sportwart und seine Genossen wieder auf den Weg zu den Wasen. Durch Verabschiedung von Herrn Moppel und einen wichtigen Toilettengang aufgehalten, verlor der Sportwart seinen Trupp und so wanderte er alleine zu den Stuttgarter Wasen. Unterwegs traf er noch Warsteiner Lars samt Angetrauter und Bruder, sowie viel Ordnungspersonal zu Wasser, zu Lande und zur Luft.

Nach einem gesunden Spaziergang fand der Sportwart seine Reisegang im schon vorher besuchten Festzelt wieder. Die Luft und die Hitze im Zelte waren aber nicht so nach dem Sportwartschen Geschmack, außerdem sang Ihro prinzliche Gnaden auch schon wieder, so dass der Sportwart es vorzog das Zelt zu verlassen und seiner Wege zu gehen.

Er lustwandelte noch ein wenig auf den Wasen herum und marschierte dann zum Cannstatter Bahnhof, von wo er mit einem Regionalexpress zum Stuttgarter Hauptbahnhof fuhr. Dort wandelte er ein wenig durch die Markthallen, besuchte Presse und Buch, erstand ein Schnitzelbaguette und ein Bon Aqua ohne mit Bismarck drinne, und traf dann auf den Servicemann, welcher seine weibliche Reisebekanntschaft Richtung Allgäu verabschiedete hatte. Gemeinsam wartete man nun auf den Heimreisezug.

Nach und nach kamen alle Mitreisenden zum Abfahrtspunkt, so dass die Rückreise ohne Verluste angetreten werden konnte. In den weichen ICE-Sitzmöglichkeiten versank der Sportwart im nu in einem Halbschlaf, woraus ihn Ihro Gnaden, mit der Frage ob der Sportwart schon schliefe, kurzfristig heraus riss. Das machte er zwei, dreimal bis der Sportwart sich daran gewönnt hatte und seinen Halbschlummer ungestört weiterführen konnte.

Nach etwas mehr als zwei Stunden wurde dann Köln erreicht und die Reisegruppe brauchte nur zum Nebenbahnsteig gehen, um in den Zug gen Bochum zu steigen. Die letzte Reisestunde lernte der Sportwart dann, das der Kölner Dom sieben Tage brennt, die Kölner Spitzenhöschen anhaben und Ihro Gnaden wirklich nicht singen kann. Außerdem bekam er mit, das zuviel Bier sich bei manchen Damen äußerst merkwürdig bemerkbar macht.

In Bochum gab es noch ein schnelles Tschüss, ein Wiedersehen mit Zwirni, welcher in Bahnhof herumgeisterte und ein Taxi mit einem freundlichen Driver, jener den Sportwart zügig nach Hause brachte. Um kurz vor halb zwei betrat der Sportwart sein Palais, wo er einen kleinen Imbiss genoss und sich noch die neusten Fußballnachrichten per Videotext einverleibte. Dann ging es in das von Frau Sportwartin gehütete Bettchen. Dort war der Sportwart Sekunden später fest eingeschlafen.

Das war es aus dem Schwabenlande, bis demnächst, gehabt euch wohl und hütet euch vor Leuten die zuviel singen.

Der Sportwart

Und liebe Leute, trotz drei Tenöre und Fischerchöre:

Einmal ein Bochumer Junge, immer ein Bochumer Junge!