Der deutsche Schlager lebt !

Es ward Samstag sechs Uhr in der Frühe. Der Sportwart wachte mit einem dicken Flokatiteppich im Halse auf und freute sich nen Bagger ab, das er zu einem Auswärtsspiel seines Lieblingsvereins gen Stuttgart reisen durfte. Noch vor wenigen Stunden fuhr er mit Gleichgesinnten per BOGIE-Bahn durchs Ruhrgebiet, trank hier ein Bier, trank dort ein Bier, pinkelte daraufhin mal an einem Abort höllischer Herkunft und pinkelte mal gegen ein Monument abscheulicher Bauart. Und kam Schluss endlich so gegen, was weiß der Sportwart denn, zur Ruhe.

Tja, und nun ward er wieder wach. Oder tat jedenfalls so. Er robbte sich ins Badezimmer und erledigte dort so seine kleinen Geschäftchen. Apropos Geschäftchen, der Sportwart ist bereit, eine Live-Abort-Session durchzuführen, um der vielen Nachfragen, welche letzter Zeit in punkto Geschäftchen auftauchten, Herr zu werden. Er bittet doch um Anmeldung und eine Teilnehmergebühr von fünfundzwanzig Euro
Nach Vollendung seiner meist unappetitlichen Angelegenheiten im Bad, sah der Sportwart noch etwas fern und latsche dann zum Omnibus, welcher ihn zum Ziel seines Begehrens bringen sollte. Als er so da an der Omnibushaltestelle stand, bemerkte er an einem Fenster, hinter welchem Lars das getreue Law hauste, einen randalieren Schatten. Der Sportwart tat diese optische Wunderlichkeit mit postalkoholischen Nachwirkungen ab und stieg in den Bus ein, welcher sodann auch abfuhr. Der Sportwart konnte ja nicht ahnen, das jenes Schattenwesen Lars das Law in persona ward. Ja, ja die Sichtmöglichkeiten am frühren Morgen sind auch nicht mehr so, wie sie früher einmal waren.

Der Bus brachte nun den Sportwart zur Straba und jene ihn dann zum Kirmesplatze an der Castroperstraße. Von dortens sollte ein Reisebus, welchen der berühmte Bloch A gechartert hat, abfahren. Da noch Zeit bis zur Abfahrt war, besorgte sich der Sportwart an einer öffentlichen Bierverkaufsstelle etwas Fiege und wartete dann das Kommende.
Es kam dann nicht viel, aber doch einige landesweit bekannte Gestalten aus der Bochumer Fangemeinde fanden sich am Treffpunkte ein. Der Sportwart will hier keine Namen nennen, muss aber bei einer Person eine Ausnahme machen. Denn ihro prinzliche Verwirrheit Karl August von und zu Ährenfeld hatte es sich nicht nehmen lassen, den Sportwart auf seiner Reise ins Schwabenland zu begleiten. Vielen Dank, an dieser Stelle noch mal. Der Rest vom Sportwartens Club……… hier schweigt der Sportwart und wendet sich mit Tränen in den geröteten Äuglein ab.

Schnüff, schnüff, und während der Sportwart noch den grauen Gedanken nachhing, kam der Reisebus an und alle Freiwilligen stürmten in den Bus. So ca. fünfundzwanzig Damen und Herren dürften es dann gewesen sein, die den weiten Weg ins Schwäbische wagen wollten. Eigentlich viel zu wenige, wenn man bedenkt, wie gut Bochum zur Zeit steht. Aber…. ja aber. Der Sportwart fährt lieber itzo mit dem Schreiben fort und siehe da. Die Reise begann.

Der Sportwart hatte nicht viel zur eigenen Verpflegung mitgebracht, wurde aber von den anderen Herrschaften reichlich mitverköstigt. So kann er sich noch an ein lecker Getränk erinnern, welches außer Lemon auch noch Wodka enthielt. Auch ein herrliches schwarz-braun ist die Haselnuss-Getränk, welches in einer lieblichen Weise Cola und Bacardi vereinigte, ist ihm wohl in Erinnerung geblieben. Dazu süffelte er etwas War vom Steiner Teil III.

Das Ganze wurde dann von wohlklingenden deutschen Sangeskünsten untermalt. Die Veranstalter der Reise hatten vorsorglich reichlich Liedgut deutschsprachiger Herkunft mitgenommen: Hossa, Hossa, ein Korn im Bett fällt, Erna Schabulski, irgendwas mit zwanzig Zentimeter, ich hab noch Sand in den Schuhen, Karamba, Karacho ein Wiskey und, und, und…..

Pausenlos jagte ein deutscher Schlager den anderen. Der Sportwart war hocherfreut und sang zusammen mit ihro Hoheit Karl August verzückt fast jedes Lied mit und kam sodann zu dem Entschluß: Der deutsche Schlager lebt. Und wie er lebt. So verging die Reise zügig staulos bis Stuttgart. Ab Stuttgart begann der Stau und der Bus brauchte endlos lange, um die restlichen Meter bis zum Stadion hinter sich zu bringen. Ein freundlicher Mann in Grün, welcher ein Motorrad fuhr, lotste die Reisegesellschaft zu einem Haltepunkt. Dort musste man erst mal warten, bis eine halbe schwäbische Hundertschaft eingetroffen war, welche die Bochumer Anhängerschar begrüßen wollte.
Nach freundlicher Taxierung durch die Gendarmen, eilte der Sportwart und andere Freiwillige zum PSV-Gasthaus, wo sie schon sehnsüchtig von der schwäbschen Maid und den Königen aus den Schwabenland erwartete wurden. Der Sportwart hatte schon vorab per SMS den jeweiligen Aufenthaltsort der Reisegruppe durchgegeben, so das die Wartenden nicht zur Gänze verzweifelt waren.

Nach härzlicher Begrüßung und Einnahme von Sitzplatzmöglichkeiten, stürmte auch schon ein Gasthausbediensteter heran und erkundigte sich nach den Wünschen der Reisenden. Der Sportwart bestellte sich, da er sich in einer griechischen Herberge befand, natürlich Ouzo. Lars das Law und mit ihm einige andere Mitmenschen das schwäbisch/moppelsche Nationalgetränk Eierlikör. Kurze Zeit später standen die Getränke vor ihnen, doch zur Lars größter Bestürzung, hatte der Eierlikör kein Kaffeepulver-Hütchen. Er bemängelte dies und der Herr Ober versprach bei der nächsten Lieferung Besserung.

Jau und so war es dann auch. Ab der nächsten Fuhre hatte jedes Eierlikörchen ein lustiges Kaffeepulver-Hütchen auf. So waren alle rundum zufrieden und man schnatterte glücklich vor sich hin. Auch wurde manch ein liebliches Liedlein, welches von alten Heldentagen des VfL Bochums erzählte, vorgetragen. Der Schwabe an sich lächelte dazu und mümmelte weiter an seinem Glas Bier.

Irgendwann ging es zum Stadion, wo man erst mal sehr gründlich durchsucht wurde. Also wirklich, sehr gründlich. Danach ab zum Sitzplatzbereich und sich den Bochumer Block angesehen. Dort und auf den Sitzplätzen befanden sich nicht viele Bochumer. Anscheinend herrscht in Bochum mal wieder eine Grippeepidemie oder die Herrschaften ruhen sich für das kömmende Heimspiel gegen, ach jetzt fällt dem Sportwart der Name nicht ein, aus. Na, muss jeder selbst wissen, ob oder auch nicht.

Dann begann auch schon das Spiel. In der ersten Halbzeit passierte nicht viel, außer das der Herr Schiedsrichter viele gelbe Karten an Bochumer Spieler verteilte. Schon sehr merkwürden das Verhalten, aber es sollte noch schöner kommen. Erst mal kam jedoch das Päuschen und mit ihm ein paar Ouzolein im PSV-Vipbereich für den Sportwart.
Und dann kam die zweite Halbzeit. Dazu nur soviel: das Match ward schon fast gewonnen, als der Schiedsrichter in Yellow massiv eingriff. Der Spielstand von zwei zu eins für den VfL kurz vor Toresschluss, missfiel dem Unparteiischen (hahaha) wohl derart, das er kurzerhand erst einen unberechtigten Elfmeter für die Schwaben gab und dann ein Abseits der Stuttgarter großzügig übersah. So machte er innerhalb weniger Minuten aus dem zwei zu eins für Bochum, ein drei zur zwei für Stuttgart und pfiff dann glücklich und zufrieden ab.

Danach war der Sportwart sauer, sehr sauer. Diverse Mitmenschen durften nun an seinem Ärger teilhaben. Teilweise berechtigt, teilweise auch nicht ganz so gerechtfertigt. Sollte er etwa böse zur schwäbschen Maid und den Königen von Stuttgart gewesen sein, so tut ihm das sehr leid, aber Alter schützt halt vor Zornesausbrüchen nicht. Selbst Beruhigungs-Ouzos im PSV brachten keine Abhilfe mehr und der Sportwart verließ zornig das Gasthaus. Ob er sich noch verabschiedet hat oder nicht, das weis er leider nicht mehr. Wenn nicht, so holt er es jetzt nach: Tschüss, bis zum nächsten Male.

Zielsicher fand der Sportwart durch die dunkele Nacht seinen Weg zum Omnibushaltepunkt. Dort wurde er schon sehnsüchtig von Gendarmen und den anderen Mitreisenden erwartet. Die Gendarmen wünschten sich nämlich nichts mehr, als das die Herrschaften aus Bochum zügig verschwinden würden. Das wären sie ja auch gerne, aber der Sportwart war nicht der letzte der fehlte, nein so an die drei Personen waren noch verschwunden. Mittels Handy wurden aber die Herrschaften herangeführt und dann der Herzenswunsch der Schwabengendarmerie erfüllt: Die Bochumer verschwanden aus ihrem Zuständigkeitsbereich.

Zuerst herrschte üble Laune im Bus, wich aber rasch, als die beliebte deutsche Schlagerparade wieder begann. Dazu wurde dem Sportwart etwas War vom Stein Teil III gereicht und er konnte wieder aus vollen Halse mitsingen. Während der sangesfreudigem Rückfahrt soll Lars das Law den Sportwart verärgert haben, dieser kann sich aber nicht mehr daran erinnern. Nur an die zweihundert Entschuldigen, welcher Lars dem Sportwart aufzwängte, sind dem Sportwart noch sehr gut in Erinnerung.

Ebenfalls erinnerungswert war der Aufenthalt auf einem Rastplatz. Erstens erwarb der Sportwart dort einen wirklich leckeren Bacardi-Cola in Aludose und zweitens entging er zusammen mit seinen Reisegefährten knapp einem Massaker einer niedersächsischen Reisegruppe. Nur dem weisen und edlen Sir Limpi und der Tatsache, das der Niedersachsen- Bus den Rastplatz schon verließ, ist es zu verdanken, das es zu keinem unerfreulichen Erlebnis für das arme reisende Bochumer Fußball-Volk gekommen ward.

Der Rest der Fahrt verging zügig und so gegen halber zwölf in der Nacht kam das Gefährt wieder in Bochum an der Castroperstraße an. Der Sportwart und ihro Verwirrheit fuhren dann mittels einer Straba zum Ährenfeld und genossen dort noch einen kleinen Absacker, in Form von etlichen Bismarcks, welche der Sportwart an diesem Tage noch nicht genossen hatte. Von dort aus ließ sich der Sportwart per Taxometer heim bringen.

Daheim fiel der Sportwart erstens ins Bettchen und zweitens in einen tiefen festen traumlosen Schlaf.

Nur um am Sonntagmorgen wieder mit dem berühmten Flokatiteppich im Halse aufzuwachen. Scheiß Spiel.

So, das war es für diesmal. Und wie alle berühmten Menschen auf dieser Welt möchte der Sportwart zum Schluss seinen Dank aussprechen:

Danke an alle Mitwirkenden für diese schöne Fahrt !
Bis demnächst in diesem oder einem anderen Leben.

Der Sportwart

Und nicht vergessen:

Einmal ein Bochumer Junge, immer ein Bochumer Junge.

Und dies gilt besonders für den 17.11.2002!