Eine Winterreise
Von Fieber geschüttelt und Brechreiz gequält sitzt der Sportwart in seinem Laboratorium und versucht einen Bericht über die Auswärtsfahrt gen Babelsberg zu verfassen. Seine geschätzte und hochlöbliche Anhängerschaft möge ihm eventuelle Gedächtnislücken und Verworrenheiten im Bericht verzeihen.
Um die Schmach von Oberhausen (Oberhausen, ich kenne kein Oberhausen) etwas zu mindern, beschloss die Mannschaft vom VfL Bochum 250 Fans mit Eintrittskarten zu versehen und sie dann gen Babelsberg zu kutschieren. An einem Montag sollte die Reservierung für die Fahrt beginnen. Was folgte war für alle doch sehr überraschend. Fast 700 Personen wollen diesen Service in Anspruch nehmen. Der VfL reagierte klug und orderte insgesamt 12 Busse, welche die Anhänger gen Babelsberg bringen sollte.
Am Reisetag stand der Sportwart um vier Uhr auf, wusch sich und mischte dann seinen Zaubertrank für die weite Reise. Um vier Uhr dreißig bestellte er sich ein Taxometer, welches auch hurtig erschien und den Sportwart zum Festplatz an der Castroperstraße brachte. Dort traf auch schon der erste Reisebus und viele Reisewillige ein.
Der Sportwart begrüßte erst mal ein paar Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und suchte dann seinen Reisekameraden Peter die Lippe. Er suchte hier, er suchte da, was er nicht fand war Lippen-Peter. Schon ganz betrübt und innerlich zerknirscht wollte der Sportwart sich ein Leids antun und schon von seinem Zaubertrank trinken. Doch da erschien Peter die Lippe. Herzliche Begrüßungen wurden ausgetauscht und schelmische Ermahnungen erteilt.
Inzwischen trafen immer mehr Busse ein und wurden sofort von den Fans umlagert. Während einige Busse geentert werden durften, blieben andere Busse noch geschlossen. Die Reiseleitung ROSI brachte mittleres Chaos ins Spiel, worauf einige Fans doch etwas sauer wurden. Der Sportwart behielt Ruhe und konnte nach einigen Minuten mit Lippenpeter in den Bus Nummero zwölf einsteigen. Ein Sitzplatz nahe den Örtlichkeiten wurde eingenommen und der Sportwart samt Lippen-Peter machten es sich gemütlich. Ein Blick in die Runde und ein paar bekannte Gesichter, wie Blau-weiße Panther und Blue-White Magic Leute wurden gesichtet.
Joh, und dann kam die Vorstellung des Busfahrers namens Peter. So um die zehn Minuten wurde den Reisenden folgende Dinge vorgetragen: Pflichten der Reisenden, Strafmaßnahmen bei Widerhandlungen, Geldstrafen für eventuelle Zerstörungen am Bus, Rauchverbot u.s.w. Man hörte nur: dies und jenes darfst du nicht, das kostet so und so viel, bei diesen Dingen fliegst du aus den Bus und zum Schluss ermahnte der Busfahrer die armen Seelen seine Tochter nicht anzumachen oder zu begrapschen. Als wenn der Sportwart und die anderen unter Hormonstau litten….
Na ja, auch dieser Sermon hatte mal ein Ende und der Sportwart verfiel ob dieses Gebrabbel in einen leichten Schlummer. So nach einem Stündchen wachte er auf und begann mit Lippen-Peter diverse pilosofische Gespräche. Zwischendurch wurde ein Schlückchen genascht und die feine Winterlandschaft bestaunt. Es schneite immer mehr und der Sportwart befürchtete schon ein Ausfall des Spieles in Babelsberg. Peter die Lippe befürchtete einen Lungenkollaps, da er nicht rauchen durfte. Doch der Busfahrer hielt an diversen Raststätten, so dass die Raucher ihre Lunge pflegen konnten. So um zehn Uhr kam der erlösende Anruf aus Babelsberg: dass Spiel findet statt. Die Stimmung stieg um einige Prozente und der Verkauf von Spirituosen auch. Der Sportwart durfte einige Kümmerlinge auf Magic-Kosten trinken, hierfür vielen Dank. So kam man dann feucht fröhlich in Babelsberg an.
Viel Gendarmerie ward aufgeboten um den Massen aus Bochum Herr zu werden. Der Sportwart und Peter die Lippe wandten sich vom Sportplatz Richtung einer bekannten Gaststätte fort. Nach einigen Suchen fanden sie auch die Herberge und somit auch Speis und Trank. Nach Erquickung und Labung ging es zurück zum Sportplatz und dann hinein aufs Feld der Ähre. Eine kurze Durchsuchung und schon stand der Sportplatz in der Gästekurve und bestaunte ein Spiel, welches gerade begann. Es war nun wie immer auswärts: Scheiße. So kam es auch, wie es kommen musste, der Hausherr führte eins zu null. Der Sportwart und Lippenpeter verschwanden wortlos Richtung Herberge. In der Ferne hörten sie Jubel, konnten ihn aber nicht zu ordnen. Mit den Ungewissen, ob es nun zwei zu null oder eins zu eins steht, verschwanden sie in der Herberge.
Hier passierte nicht viel, nur der Sportwart erkundigte sich alle drei Minuten beim Lippen-Peter nach der Uhrzeit. Irgendwann gingen dann beide zurück zum Bus. Ein entgegenkommender Mann wurde nach dem Ergebnis gefragt und dieser antwortet: zwei zu eins. Mit dem Wissen verloren zu haben, kamen der Sportwart und Lippen-Peter zum Bus und wunderten sich ob der strahlenden Gesichter. Die Situation wurde sofort geklärt und siehe da, der VfL hatte dank Freier mit zwei zu eins gewonnen. Ob diesen grandiosen Sieges wurde der Bus rasch geentert und die Heimreise begonnen.
Von der Heimreise weis der Sportwart nicht mehr viel und so kann er auch nichts berichten. Erste Erinnerungen kamen, als er gegen dreiundzwanzig Uhr dreißig zu Hause auf dem Sofa saß. Wie er dort hingekommen ist, tja, ähm, öch……. Schweigen im Walde.
Da das Fieber den Sportwart wieder in seinen Klauen hat, beschließt er nun seinen Bericht und widmet sich ganz und gar seinem Krankenschein.
Bis demnächst und in diesem Sinne
Der Sportwart
Trotz Lungenpest und Fieber: Einaml ein Bochumer Junge, immer ein Bochumer Junge.